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Seniorenstammtisch soll Brücken bauen

Brannenburg will mehr Miteinander zwischen „Zugezogenen“ und „Eingeborenen“

Die doppelte Einweihungsfeier in Sägmühle war ein Fest für ganz Brannenburg: Viele Vereine waren beteiligt und die Bürger kamen trotz ungemütlichen Wetters.
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Die doppelte Einweihungsfeier in Sägmühle war ein Fest für ganz Brannenburg: Viele Vereine waren beteiligt und die Bürger kamen trotz ungemütlichen Wetters.

Die Senioren sollen‘s richten: Sie sollen Brücken bauen zwischen den alteingesessenen Brannenburgern und den Neu-Brannenburgern in der Sägmühle. Erster Schritt: ein Seniorenstammtisch im Biergarten. Premiere ist am 20. Mai beim Schlosswirt.

Brannenburg – Den Senioren gehört die Zukunft. Zumindest gehört sie ihnen auch. Vorbei die Zeit, in der man, wenn man die 60, 70 überschritten hatte, zum alten Eisen gehörte. Die demographische Entwicklung jedenfalls zeigt: Die älteren unter uns werden immer mehr und sie bleiben immer länger jung. Das will man sich in Brannenburg zunutze machen, und über die Senioren das Zusammenwachsen stärken zwischen den „Alteingesessenen“ und allen, die neu hinzuziehen.

Bei den jüngeren, so die Idee, entwickeln sich Kontakte oft ganz von selbst: Man kommt schon wegen der Kinder, die in Kitas oder Schulen gehen, zusammen. Auch die Möglichkeit, sich in Vereinen zu engagieren, ist bei jüngeren Menschen meist ohne „Anschubhilfe“ gegeben.

Hemmschwellen abbauen

Bei älteren Neubürgern gibt es da aber bisweilen eine Hemmschwelle: Bin ich dort dann der/die einzige „Alte?“ Und wenn nein, werden die älteren Vereinsmitglieder mich dann überhaupt akzeptieren? Dagegen will ein Projekt vorgehen, das vom Christlichen Sozialwerk Flintsbach und Degerndorf betreut, von der Europäischen Union mit Leader-Mitteln gefördert wird. „Senioren bauen Brücken“ heißt es und begann im Herbst letzten Jahres.

Welche Ideen man dabei hat, zeigt ein Beispiel: Wenn in Brannenburg am Freitag, 20. Mai, die Freiluft-Konzerte wieder beginnen, wird das auch der der Start für einen Seniorenstammtisch sein, im Biergarten des Schlosswirtes. Die einfachste Möglichkeit, so meint Projektleiterin Gaby Dorn, um unter die Leute und miteinander in Kontakt zu kommen.

Umfrage noch bis Juli

Natürlich fallen solche Ideen nicht einfach so vom Himmel. Seit Januar und noch bis Juli läuft eine Umfrageaktion, in vielen Geschäften, aber auch im Rathaus und der Volkshochschule finden sich die entsprechenden Fragebögen und können dort auch wieder abgegeben werden. Man möchte herausfinden, wo die Interessen und Wünsche der älteren Brannenburger liegen, egal ob seit Urzeiten im Ort verwurzelt oder neu hinzugezogen.

Gut besucht: die Führungen durch das Gebäude mit den drei Wohngruppen für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung. Sie leben dort generationenübergreifend, von der 19-Jährigen, die gerade zuhause ausgezogen ist, bis zum Senior unter einem Dach. Rechts im Bild Christine Altmann, die Leiterin der Einrichtung.

Der bisherige Rücklauf zeigt, dass vor allem an kulturellen Angeboten Interesse besteht, aber auch an Kursen zum Umgang mit Smartphone, Tablet und Computer. Das Ganze soll dabei alles andere als eine Einbahnstraße sein, nach dem Motto „Wir bieten an– Ihr konsumiert“. Die Seniorinnen und Senioren sollen vielmehr selbst mit tätig werden, als Ehrenamtliche, die die kommenden Aktivitäten unterstützen helfen.

Drei inklusive Wohngruppen

Das alles also schon mitten im Werden und trotzdem feierte man den offiziellen Start erst am vergangenen Samstag. Der Grund dafür: Am selben Tag wurde in Sägmühle auch ein Projekt des Katholischen Jugendsozialwerkes eingeweiht. Hier wurden drei Wohngruppen offiziell eröffnet, in denen 24 Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen leben, im Alter von 19 bis 79 Jahren. Das ganz Besondere daran: Sie leben gemeinsam unter einem Dach, also nicht wie sonst üblich nur mit etwa Gleichaltrigen zusammen. Bezogen wurde das Haus schon im April vergangenen Jahres, so dass man zur Einweihungsfeier, die coronabedingt erst jetzt möglich wurde, feststellen konnte: Das Zusammenleben funktioniert, und zwar bestens.

Bestens funktioniert offenbar auch das Zusammenwachsen mit dem ganzen restlichen Quartier, und zwar nicht nur für die Wohngruppen. Sondern auch für die 47 Einheiten des betreuten Wohnens des Christlichen Sozialwerkes, ebenso für die sozialpsychiatrischen Wohngruppen des Trägers Anthojo. Sie alle sind kein Fremdkörper in Sägmühle, sondern fester Bestandteil. Am Beginn des Gesamtprojektes stand ja gerade diese Vision: Ein selbstverständliches Miteinander zwischen Menschen mit einer Beeinträchtigung und solchen ohne zu ermöglichen.

Bisheriger Erfolg macht optimistisch

Dieser Erfolg macht optimistisch, da sind sich Evi Faltner vom Christlichen Sozialwerk wie auch Christine Altmann, die Leiterin der Wohngruppen, einig, dass auch das endgültige Zusammenwachsen zwischen Sägmühle und „Alt-Brannenburg“ nur eine Frage der Zeit ist.

Und wenn man von der doppelten Einweihungsfeier ausgeht, dürften sie recht haben: Obwohl sich das Wetter für eine derartige Veranstaltung mehr als ungünstig zeigte, waren überraschend viele Menschen aus ganz Brannenburg gekommen.

Das aufgestellte Zelt war schon vor dem offiziellen Beginn rappelvoll, die Führungen durch die Wohngruppen sehr gefragt. Beteiligt waren auch zahlreiche Vereine und viele örtliche Geschäfte. Sei es durch direktes Mitwirken, wie etwa von der Brannenburger Musikkapelle, sei es durch Spenden, die diese Einweihungsfeier erst möglich machten.

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