Ein nachhaltiger Umgang mit Plastik?
„Wir müssen etwas verändern“ - Berufsschule Wasserburg bildet die neue Generation des Kunststoffs aus
Kunststoff ist in Zeiten von Mikroplastik und Vermüllung ein verhasstes, aber oft unumgängliches Produkt. Wie kann ein nachhaltiger Umgang mit Plastik und Gummi aussehen? Diese Frage stellt sich auch die „neue Generation des Kunststoffes“ an der Berufsschule Wasserburg.
Wasserburg – Viele der etwa 600 Schüler in diesem Bereich werden Kunststofftechniker. Es ist eine schulische Ausbildung, die nur an drei Standorten in Deutschland absolviert werden kann. Wasserburg ist einer davon.
Alfred Brendler, einer der Leiter, hat hier vor knapp neun Jahren die Kunststofftechnikerausbildung eingeführt. „Sie dauert zwei Jahre“, erklärt Brendler. Zwei Jahre, in denen die Schüler alles rund um Gummi, Kunststoff und deren Herstellungs- und Verarbeitungsverfahren lernen. Am Ende arbeiten sie in ganz unterschiedlichen technischen Bereichen. „Das ist ein sehr breites Spektrum, beim Flugzeugbauer, im Kfz-Bereich, eben überall, wo Kunststoff zum Einsatz kommt“, so Brendler.
„Wir müssen zurück in eine Kreislauf kommen“
Teil der Ausbildung ist auch eine Projektarbeit gegen Ende der zweijährigen Ausbildung. „Ich gebe meinen Schülern eine Problemstellung und sie müssen dafür eine Lösung finden.“ Dabei können auch patentfähige Objekte entstehen, wie eine flexible Handyhalterung für das Fahrrad aus speziellen Materialien, die Luca Scheitzeneder entwickelt hat.
Besonderen Fokus legt Brendler aber auf die Nachhaltigkeit. Denn für ihn ist klar: „Wir müssen zurück in einen Kreislauf kommen.“ Der Kunststoff müsse wiederverwendet werden. Das möchte er auch seinen Schülern beibringen. Deshalb stelle er angehende Techniker gerne vor die Herausforderung, möglichst nachhaltige Projekte, zum Beispiel mit biologisch abbaubaren Materialen, herzustellen.
Blumentöpfe aus Milchsäure
Eine Tatsache, die bei seinen Schülern gut ankommt. „Wir sind die neue Generation des Kunststoffs. Wir müssen etwas verändern“, sagt Lukas Kalhofer. Gemeinsam mit seinem Projektpartner Tyron Giwa hat er sich damit beschäftigt, einen Blumentopf aus biologisch abbaubarem Kunststoff auf der Basis von Mehlsäure herzustellen. Ganz einfach ist es nicht, denn biologisch abbaubares Plastik ist noch relativ unerforscht, berichten sie.
„Wir wissen, dass das Material beim Kompostieren im industriellen Feld sehr gut abbaubar ist“, erklärt Kalhofer. Wie sich das aber unter der Erde ohne zusätzliche Hilfe verhalte, sei noch unklar. „Wir gehen von drei bis vier Jahren aus, bis es zersetzt ist.“ Getestet wird diese Annahme auch an der Berufsschule. „Wir haben bei uns ein paar Blumentöpfe vergraben, um das zu beobachten.“ Mit den restlichen Prototypen des Pflanzentopfs wurde die Stiftung Attl versorgt.
Strohhalme aus biologischem Plastik als Alternative
Doch auch bei Strohhalmen sehen die Kunststofftechniker Potenzial für den Einsatz von biologisch abbaubaren Materialien. „Grundsätzlich gilt, wir wollen nicht die besseren Alternativen wie Glas vom Markt vertreiben“, erklärt Colin Braun, der sich mit Maximilian Maier in seiner Projektarbeit damit auseinandergesetzt hat. Schließlich brauche auch biologisch abbaubarer Kunststoff mehrere Jahre, um sich zu zersetzen.
„Aber wir glauben, biologisch abbaubare Strohhalme wären eine gute Alternative für Fast-Food-Restaurants und Clubs“, so Braun. Denn zum einen herrsche hier bei Glasstrohhalmen Verletzungsgefahr. Außerdem seien die Alternativen – etwa Papphalme – nicht ideal. „Bei ihnen ist das Trinkgefühl einfach nicht gut“, meint Maier. Mit den biologisch abbaubaren Kunststoffhalmen könne dieses Problem gelöst werden. Beide hoffen, dass sich auch die folgenden angehenden Kunststofftechniker an der Berufsschule Wasserburg noch mit dem Thema beschäftigen werden.