Bahn kündigt Umbau für 2024 an
Bahnhof Kiefersfelden: Nach jahrelangem Kampf endlich barrierefrei?
Ein barrierefreier Bahnhof - dafür haben die Gemeinde Kiefersfelden und einige Bürger jahrelang gekämpft. Mal fiel der Aufzug über Monate aus; mal hieß es, Bahnsteig 1 werde nicht umgebaut. Oder doch? Am Horizont erscheint ein Silberstreifen. Den der hartnäckigste Kämpfer nicht mehr sieht.
Kiefersfelden – Was lange währt, wird endlich gut, wenn auch noch nicht in diesem Jahr. Gemeint ist die Barrierefreiheit am Kieferer Bahnhof, die im Jahre 2024 erreicht werden soll. So zumindest die Ankündigung des Eisenbahn-Bundesamt, die dieser Tage schriftlich in der Gemeinde eintraf.
Bahnsteig 1 wird angehoben
Genau gesagt „geht es um den Bahnsteig eins, der angehoben werden soll, um damit ein barrierefreies Ein- und Aussteigen zu ermöglichen“, so Bürgermeister Hajo Gruber (UW) eingangs der Sitzung. Weiter führte er aus, „dass es im Frühjahr 2024 losgehen“ sollte. „Wir bekommen auf diese Weise endlich einen barrierefreien Bahnhof, nach langen Jahren ständigen Anrennens“, holt er weiter aus. Vor allem Jürgen Wille, der zwischenzeitlich gestorben ist, „hat wesentlichen Anteil am jetzigen Erfolg“, so der Rathauschef. „Seine andauernden Eingaben und Initiativen, denen das Oberbayerische Volksblatt eine nicht zu überhörende Stimme verliehen hat, haben das nach langen Jahren möglich gemacht und wir freuen uns, dass es schon bald losgeht“.
Zurückblickend läuft dieses Begehren auf Barrierefreiheit bereits seit dem Ende des Jahre 2018. Ein großes und wichtiges Anliegen war damals für Jürgen Wille die Schaffung eines barrierefreien Zugangs zu den Zügen in Richtung Kufstein/Innsbruck am örtlichen Bahnhof. Nicht nur für den Initiator, selbst seit Jahren Rollstuhlfahrer, war die Situation vor allem am Bahnsteig eins, auf dem die Züge Richtung Österreich abfahren, schwierig, da dieser Bahnsteig nicht barrierefrei ist.
60 Zentimeter zwischen Bahnsteig und Zugtür
Das stellt bis heute für Menschen mit eingeschränkter Mobilität beim Aus- und Einsteigen in die Züge oftmals große, wenn nicht sogar unüberwindliche Hindernisse dar. Aber auch Mütter mit Kinderwagen oder ältere, gebrechliche Menschen werden hier durch die bauliche Situation vor eine große Herausforderung gestellt, insbesondere bei widrigen Witterungsverhältnissen wie Eis, Schnee und Regenglätte. Denn die Höhendifferenz vom Bahnsteig zur Zugeinstiegskante beträgt knapp 60 Zentimeter, die erst einmal überwunden werden müssen – für Rollstuhlfahrer nahezu ein unmögliches Unterfangen.
Rollstuhlfahrer und Kinderwagenschieber müssen Fahrt anmelden
Das bisherige Prozedere für Menschen mit Behinderung, Mütter und Väter mit Kinderwagen oder aber auch Kleinkinder, die nicht selbstständig den Ausstieg in Kiefersfelden nutzen können, sieht, da es auf dieser Strecke keinen mobilen Hilfsdienst gibt, so aus, dass sie rechtzeitig beim Betreiber ihre Zugfahrt anmelden. Im Zug selbst helfen dann Zugbegleiter oder gar Fahrdienstleiter beim Aus- oder Einstieg oder der Zug wird auf Gleis zwei umgeleitet, denn das ist schon barrierefrei. Und wenn das alles nicht klappt, muss man bis Kufstein durchfahren und dann mit Auto, Taxi, Bahn oder zu Fuß beziehungsweise im Rollstuhl zurück nach Kiefersfelden. Wie das auch schon dem Bürgermeister passiert ist.
Weil dieser Zustand so nicht tragbar war, nahm der selbst betroffene Jürgen Wille das Heft in die Hand und suchte die Gespräche mit den zuständigen Vertretern der bayerischen Staatsregierung, der Deutschen Bahn und der Bayerischen Oberlandbahn. Auch Kiefersfeldens Bürgermeister Hajo Gruber (UW), der ebenfalls Rollstuhlfahrer ist, war von Anfang an involviert und unterstützte diese Initiative. Doch das andauernde Verfahren mit Eingaben und Gesprächen zog sich weiter hin, erste bauliche Erfolge aber zeichneten sich ab.
Aufzüge funktionieren seit Mitte 2020 wieder
So wurden bereits Mitte des Jahres 2020 die mittelalterlichen Aufzüge gegen neue Technik ausgetauscht und nun soll der betroffene Bahnsteig auf einer Länge von etwa 220 Metern bautechnisch so angehoben werden, dass er mit der Ausstiegskante der einfahrenden Züge höhenmäßig abschließt. Damit zeigten sich auch alle Gemeinderäte zufrieden, zumal die Angelegenheit zuvor schon ausführlich im Fachausschuss diskutiert worden war.
Im Rahmen des vorgeschriebenen Beteiligungsverfahrens beschlossen die Räte nun in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig, „keine den Planungen entgegenstehenden Einwände vorzutragen. Es wird jedoch angeregt, den Fahrkartenautomaten auch nach Abschluss der Maßnahme im Eingangs- und Zuwegungsbereich zum Bahnsteig eins zu belassen“.
