Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Ungewöhnliches Dienstjubiläum

Bärbel Grundl ist im Innkaufhaus Wasserburg seit 50 Jahren als Verkäuferin in ihrem Element

Bärbel Grundl in ihrer Lieblingsabteilung: bei den Strumpfwaren.
+
Bärbel Grundl in ihrer Lieblingsabteilung: bei den Strumpfwaren.

Sie ist vermutlich die Verkäuferin in Wasserburg mit den meisten Dienstjahren: Bärbel Grundl berät ihre Kunden seit 50 Jahren im Innkaufhaus. Ein Gespräch über die Leidenschaft für das Verkaufen, Hochzeitstische, Schlussverkaufsgedränge und Promis in der Strumpfabteilung.

Wasserburg – 2020 feierte das Wasserburger Innkaufhaus das 50-jährige Jubiläum. Fast immer dabei: Verkäuferin Bärbel Grundl. Sie hat viel erlebt in ihrer ungewöhnlich langen Karriere hinter dem Verkaufstresen. Ein Gespräch über den Beruf im Wandel der Zeiten, bei dem sich eins nie geändert hat: die Freude darüber, dass sich die Kunden freuen, wenn sie gut beraten werden.

Immer zur Stelle, nie aufdringlich

Weiße Turnschuhe, schicker Rock, pinkes Shirt: Bärbel Grundl, 65, schaut viel jünger aus, als sie ist. Strahlend steht sie auch am heutigen Morgen in der Strumpfabteilung, rückt die Ware ins rechte Licht, kontrolliert die Einkäufe, berät. Eine Verkäuferin in ihrem Element. Sie weiß genau, welche Strumpfmarke eher klein geschnitten ist, was am besten zum Abendkleid passt, welche aktuellen Trends bei den neuen „happy socks“ mit ihren lustigen Motiven und schrillen Farben gerade in sind. Sie schafft die Balance zwischen verkaufen und sich zurückziehen: immer zur Stelle, wenn Hilfe benötigt wird, jedoch nie aufdringlich. Kein Wunder: 50 Jahre Erfahrung als Verkäuferin sind eine Besonderheit – ebenso wie die Tatsache, dass sie ihre ganze Berufszeit ausschließlich im Innkaufhaus gearbeitet hat.

1972 startete Bärbel Grundl hier ihre Lehre als Verkäuferin und Einzelhandelskauffrau. „Ins Büro wollte ich nicht“, erinnert sie sich, „ich wollte immer mit Menschen zu tun haben.“

Weitere Berichte und Nachrichten aus Wasserburg finden Sie hier:

Sie startete in der Damenwäscheabteilung des Innkaufhauses, verbrachte danach auch noch „viele schöne Jahre“ im Herrenmodenbereich. Doch ihre Lieblingsprodukte sind bis heute die Strumpfwaren.

Ziel: den Kunden gerecht werden

50 Jahre lang lautete Bärbel Grundls Devise: „den Kunden gerecht werden.“ Deren Wünsche sind ihr Antrieb. Eine gute Beratung ist ihr Erfolgsgeheimnis, sagt sie. In der Regel reagieren die Kunden dankbar, wenn ihnen geholfen wird. Und doch hat die neunfache Großmutter in ihrer langen Karriere als Verkäuferin auch „ekelhafte Menschen“ kennengelernt. „Standhaft bleiben, wenn Leute ausrasten und böse werden“, so reagiert sie dann. „Alles geht halt nicht. Doch wir bemühen uns immer sehr.“

Legendär war früher der Schlussverkauf

Das war schon vor 50 Jahren so, als ihr Arbeitsplatz noch ein klassisches Kaufhaus alter Schule war, das es heute kaum noch gibt. Bärbel Grundl erinnert sich schmunzelnd an den legendären Schlussverkauf. Tage vorher drückten sich die Schnäppchenjäger die Nasen an den Schaufenstern platt, am Startmorgen standen sie in langen Schlagen vor der Tür und stürmten das Geschäft, wenn aufgeschlossen wurde.

Auch die Haushaltswarenabteilung ist ihr noch gut in Erinnerung. Im Wonnemonat Mai standen auf den Hochzeitstischen Berge von Porzellan. Damals hatte ein Brautpaar meistens noch nicht die Aussteuer beisammen, wenn es vor den Altar ging.

In der Damenwäscheabteilung stand noch die Funktionalität der Ware im Fokus: wollene Unterwäsche für die Winter auf dem Land. Die Herren waren damals nicht so modisch eingestellt wie heute, berichtet sie. Auch die Verkäuferinnen, „heute stets top gekleidet“, trugen noch eine Art Uniform: eine Schürze über dem Kleid. „Das sah eigentlich ganz schön aus“, erinnert sich Bärbel Grundl. Einmal stand sie sogar mit Zylinder im Laden: rund um die Jahrtausendwende.

Brand, Schließung, Pandemie: Es waren auch turbulente Zeiten

In den folgenden Jahren erlebte das Innkaufhaus auch turbulente Zeiten: 1998 brannte es. „Ein großer Schock“, sagt Bärbel Grundl, „wir mussten die ganze Ware wegwerfen und alles neu bestellen.“ Doch viel größer war die Betroffenheit, als das Innkaufhaus 2016 nach einem Eigentümerwechsel für eine kurze Zeit vor dem Aus stand. Umso größer die Erleichterung, als es wenige Monate später hieß: Sibylle Schuhmacher, Tochter des Gründers Manfred Gerer, und ihr Mann Tobias übernehmen. Sibylle Schuhmacher war noch gar nicht auf der Welt, als ihre treueste Mitarbeiterin hier als Lehrmädchen anfing.

Sogar schon viele Promis bedient

Den neuen Weg Richtung Erlebniskaufhaus ist Bärbel Grundl mit Begeisterung mitgegangen. So neu sei er außerdem gar nicht, schließlich habe schon Gerer Events veranstaltet: Promis wie Fußball-Rekordtorhüter Sepp Maier und die Miss Germany kamen zur Autogrammstunde. Bärbel Grundl erinnert sich gern an weitere „nette Prominente“, die bei ihr einkauften: unter anderem die Stars aus der in Wasserburg gedrehten Serie „Dr. Schwarz und Dr. Sommer“ rund um Senta Berger und Friedrich von Thun.

Die Pandemie war dann noch einmal eine schwere Prüfung. Was Bärbel Grundl bis heute ärgert: die Tatsache, dass das Innkaufhaus zeitweise schließen musste im Lockdown, Discounter jedoch Waren außerhalb des täglichen Bedarfs anbieten durften. In den vergangenen Jahren sei die Konkurrenz durch Online-Anbieter außerdem immer größer geworden.

Auch deshalb komme dem Verkaufspersonal heutzutage eine besondere Bedeutung zu, findet sie: Intensive persönlich Beratung gebe es schließlich nur im stationären Geschäft, sagt Wasserburgs vermutlich langjährigste Verkäuferin.

Kommentare