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Im Medical Park Blumenhof in Bad Feilnbach

Der harte Weg zurück in den Alltag: Wie eine Musterwohnung Reha-Patienten helfen soll

In der Musterwohnung des Medical Parks Blumenhof in Bad Feilnbach können Reha-Patienten mit ihren Therapeuten Hilfsmittel für das eigenständige Leben zuhause eingehend testen.
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In der Musterwohnung des Medical Parks Blumenhof in Bad Feilnbach können Reha-Patienten mit ihren Therapeuten Hilfsmittel für das eigenständige Leben zuhause eingehend testen.  

Nach Sturz und Klinikaufenthalt wieder selbstständig zurück in die eigenen vier Wände – wie kann das gelingen? In der Feilnbacher Medical-Park-Klinik Blumenhof gibt es jetzt eine Musterwohnung, in der Reha-Patienten der Geriatrie ein Meer an Möglichkeiten aufgezeigt wird.

Bad Feilnbach – „Die Patienten unserer geriatrischen Reha sind meist 70 Jahre und älter“, sagt Therapieleiterin Sylvia Wunderlich. Sie seien oft nicht mehr in der Lage, beispielsweise nach einem Sturz, einer Erkrankung oder einem Krankenhausaufenthalt ihren Alltag weiterhin möglichst autonom bewältigen. In der Reha sollen sie ihre Selbstständigkeit und Mobilität im Alltag so weit wie möglich zurückzuerlangen. Dabei sei es immer das Ziel, diese Mobilität auch so lange wie möglich zu erhalten – also beispielsweise den Rollator statt einen Rollstuhl nutzen oder mit einer Steighilfe die Treppenstufen bewältigen und nicht gleich auf einen bequemen Lifter setzen.

Seit April haben Reha-Patienten im Blumenhof in Bad Feilnbach dazu auch die Möglichkeit, in einer nagelneuen Musterwohnung auf 125 Quadratmetern Fähigkeiten, die sie für ihren Alltag zuhause dringend benötigen, wieder zu trainieren. Das Besondere daran: Die Wohnung verfügt über eine riesige Auswahl an Hilfsmitteln für die unterschiedlichsten Bedarfe, die die Patienten unter Anleitung der Physio- und Ergotherapeuten ausprobieren können.

Erst einmal testen, ob es hilft

„Dadurch erleben sie selbst, welche Geräte oder Einrichtungsgegenstände für sie hilfreich sind oder welche ihnen vielleicht nicht die gewünschte Erleichterung bringen. Sie müssen sie nicht erst kaufen, um zu sehen, wie sie funktionieren und ob die Anschaffung überhaupt für sie geeignet ist“, sagt Sylvia Wunderlich. Denn was für den einen Patienten eine optimale Hilfe darstellt, kann einem anderen vielleicht gar keinen Nutzen bringen.

Eine Steighilfe am Treppengeländer gibt Sicherheit und Halt. Therapieleiterin Sylvia Wunderlich zeigt, wie es geht.

Deshalb üben sie in kleinen Grüppchen, lassen sich von den Ergo- und Physiotherapeuten die Funktionsweisen erklären, probieren aus, testen, fragen nach, schauen genau hin. Erika Scheurl aus München etwa inspiziert den speziellen Herd, an dem ihr Ergotherapie-Leiter Tobias Fröhling zeigt, wie sie auch im Sitzen den Topf auf die erhabene Kochplatte bugsieren kann, wie sie gefahrlos mit den Blechen im Rohr hantieren kann oder wie die Sicherungssysteme funktionieren.

Reha-Patientin Erika Scheurl schaut sich den Backofen, dessen Bedienung sie in der Therapie schon geübt hat, noch einmal in Ruhe an. 

Die Küche ist riesig. Sie verfügt über leicht herunterziehbare Schrankelemente, so dass auch Rollstuhlfahrer an den Inhalt der obersten Fächer gelangen können. Oder kleinere Menschen, wie etwas Lieselotte Willeitner, die sich die Funktion von Fröhling erklären lässt und testet, welches Modell für sie am besten funktioniert. Der Einbaukühlschrank hat Ausziehfächer, so dass man ihn leichter bedienen kann. In einer Schublade befindet sich eine große Auswahl an Spezialbesteck für Menschen, die nicht mehr gut greifen können, etwa Arthrose-Patienten.

Reha-Patientin Lieselotte Willeitner testet mit Ergotherapeut Tobias Fröhling ein Küchenschranksystem. Dieses hier ist vielleicht doch nicht das Richtige für sie.

Viele Elemente sind mit Sensoren versehen, die das Bedienen durch leichten Druck oder Bewegung ermöglichen. Auch im Badezimmer ist das der Fall. Dort lernen die Patienten speziell bedienbare Armaturen, wichtige Griffe, Antirutsch-Elemente, Ganzkörpertrockner, die das Hantieren mit dem Handtuch ersetzen, Badewanneneinstiegshilfen und vieles mehr kennen.

Hinsetzen und wieder aufstehen: Reha-Patient Hans Rammelmaier schafft das noch gut. Er bräuchte das untergelegte Spezialkissen womöglich gar nicht dazu.

Im Wohnzimmer probiert Hans Rammelmaier aus Eurasburg das selbstständige Aufstehen aus einem tiefen Sessel. Er hat noch die Kraft dazu, bräuchte also die Hilfe des untergelegten Spezialkissens als Aufstehhilfe gar nicht. Seine Mit-Rehabilitandin hingegen ist begeistert, als sie merkt, dass sie den helfenden Arm des Therapeuten gar nicht braucht, sondern dank des Polsters allein in die Höhe kommt.

Technik und Elektronik spielen eine große Rolle

Im angrenzenden Schlafzimmer üben die Teilnehmer, wie sie bei eingeschränkter Mobilität am besten ins Bett kommen, was das Umdrehen, Aufstehen oder Verstellen erleichtert, und wie sie alleine wieder aufstehen können. Auch hier spielen Technik und Elektronik eine große Rolle. An der Eingangstür stehen diverse Rollatoren-Modelle – von der einfacheren Ausfertigung bis hin zur Hightech-Gehhilfe, die sogar über drei verschiedene Impulsgeber (Leuchtstreifen, Pieptöne, Vibration) für Parkinson-Patienten verfügt.

Alles, was Sicherheit und Halt beim Gehen gibt: Steighilfe, Rollator – hier sogar mit Laser-Implus – oder Saugnapf-Haltegriff können die Reha-Patienten in Bad Feilnbach testen. 

Selbst die Beleuchtung in den Räumen ist individuell programmierbar. Von hellem, warmen bis hin zum klaren, harten Licht. „Wir stellen den Patienten und Angehörigen auch Lichtkonzepte vor.“, erklärt Sylvia Wunderlich. So lässt sich zum Beispiel der Tagesrhythmus abbilden, was vielen Patienten, die Orientierungsprobleme haben, helfe.

In die Beratung werden auch Angehörige mit einbezogen. Auch diese seien oft von heute auf morgen in einer Situation, in der sie dringend auf Information und Hilfestellung angewiesen sind: „Welche Mittel können wir anschaffen, wo sind sie erhältlich, stimmt die Qualität, wer baut mir das Spezialgerät dann ein, wer kennt überhaupt sich mit Digitalstromversorgung aus?“ Das Internet sei voll von Angeboten; Orientierung und Entscheidungen fielen da schwer, gerade unter Zeitdruck.

Ein Teil des Musterbades im Blumenhof. Hier sehen die Reha-Patienten, welche Hilfsmittel es auf dem Markt gibt, bekommen die Handhabung erklärt und können sie testen.

Ein großes Thema ist mittlerweile die digitale Ausstattung. Hier ist Celine Luzar Ansprechpartnerin Nummer 1. Die Physiotherapeutin ist als Projektassistentin zuständig für die Abläufe in der Musterwohnung, die als geriatrisch-therapeutisches Labor dient. Sie bietet am Blumenhof alltagsbezogene Therapie und berät ebenfalls Patienten und Angehörige.

Heute erklärt sie die digitale Assistentin „Vivi“, liebevoll auch „Senioren-Alexa“ genannt. Deren eingebauter Sturzsensor zum Beispiel erkennt Stürze automatisch und fragt nach, ob alles in Ordnung ist. Bei negativer oder ausbleibender Antwort wird eine Alarmierungskette ausgelöst, die vorab eingestellt werden kann, etwa: Familie, Nachbar, Pflegekraft oder Notrufanbieter. „Viele haben hier die Sorge, sie werden in den eigenen Räumen videoüberwacht“, weiß Celine Luzar aus den Gesprächen mit den Senioren. Dies sei aber nicht der Fall.

Badewanne mit seitlichem Einstieg sowie Sitzbord mit Drehelement.

Mittels Sprache und auch Schrift auf dem Display erinnert „Vivi“ ihren Mitbewohner darüber hinaus, seine Medikamente einzunehmen und genügend Wasser zu trinken. Sie verwaltet Daten, kann das Gewicht und Blutzuckerwerte überwachen und: sie bietet nicht nur Spiele wie Versrätsel, Redewendungen korrigieren oder Wortreihen bilden, sondern auch Gespräche für die seelische Fitness an. Ein Faktor, der immer wichtiger wird, denn viele Menschen drohen zu vereinsamen, wenn sie sich nicht mehr nach draußen wagen.

Physiotherapeutin Celine Luzar mit der digitalen Assistentin „Vivi“, die schlaue Schwester von „Alexa“.

Sylvia Wunderlich ist seit zehn Jahren in der geriatrischen Reha tätig und sagt ganz klar, dass man zunehmend mit Depressionen bei den älteren Menschen zu tun habe. „Die Menschen verlieren aufgrund von Stürzen ihre Mobilität. Sie haben vielleicht zuhause eine schicke Wohnung, aber da werden dann fünf Stufen plötzlich zu einem unüberwindbaren Hindernis, sie geraten immer mehr in soziale Isolation.“ Hier langfristig und nachhaltig vorzubeugen ist das erklärte Ziel von Sylvia Wunderlich und ihrem Team.

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