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Elisabeth Ranner hat ein spezielles Amt

„Baukultur – wos is‘n des?“ Wie Bad Feilnbach Charme behalten und mit der Zeit gehen will

Den baulichen Charme der Dörfer – hier das unter Ensembleschutz stehende Kutterling – bewahren, sich aber auch der modernen Architektur nicht verschließen  – darum geht es der Gemeinde Bad Feilnbach als Mitglied der Baukulturregion Alpenvorland. Elisabeth Ranner aus Dettendorf  engagiert sich dafür ehrenamtlich.
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Den baulichen Charme der Dörfer – hier das unter Ensembleschutz stehende Kutterling – bewahren, sich aber auch der modernen Architektur nicht verschließen – darum geht es der Gemeinde Bad Feilnbach als Mitglied der Baukulturregion Alpenvorland. Elisabeth Ranner aus Dettendorf (kleines Foto) engagiert sich dafür ehrenamtlich.

„Baukultur wosisndes?“ Gute Frage! Und deswegen ziert sie exakt so den Titel eines Buches, das am Freitag, 3. März, im Beisein von Landtagspräsidentin Ilse Aigner in Au vorgestellt wird. Antworten gibt aber auch die Baukulturbeauftragte der Gemeinde Bad Feilnbach, Elisabeth Ranner, im Interview.

Frau Ranner, seit einem Jahr sind Sie Baukulturreferentin der Gemeinde Bad Feilnbach. Wie sind Sie zu diesem Amt gekommen?

Elisabeth Ranner: Ich finde das Thema Baukultur sehr interessant und war deshalb bei vielen Veranstaltungen der Gemeinde Bad Feilnbach zu diesem Thema dabei. Als es dann im Rahmen des Projekts „Baukulturregion Alpenvorland“ einen Beauftragten für jede Kommune zu bestimmen galt, wurde ich von Bürgermeister Anton Wallner gefragt, ob ich als Baukulturbeauftragte für die Gemeinde Bad Feilnbach ehrenamtlich tätig sein möchte. Dazu war ich gerne bereit.

Seit einem Jahr ist Elisabeth Ranner aus Dettendorf ehrenamtlich als Baukulturbeauftragte für die Gemeinde Bad Feilnbach tätig.

Womit waren Sie in den vergangenen Monaten hauptsächlich beschäftigt?

Elisabeth Ranner: Da ich beruflich nichts mit Baukultur zu tun habe, sehe ich meine Aufgabe mehr in der Öffentlichkeitsarbeit. Zusammen mit der Verwaltung haben wir einen Mail-Verteiler für Baukultur-Interessierte Bürger (baukultur@badfeilnbach.info) erstellt und den Instagram-Account „Baukulturbadfeilnbach“ angelegt. Damit werden Besichtigungstermine angekündigt und Berichte veröffentlicht. Viele Informationen und Beiträge sind auch auf der Gemeinde-Homepage unter „Baukultur“ zu finden. Höhepunkte waren auch die Besichtigungen des Tannenhof-Quartiers in Bad Feilnbach und der Alten Spinnerei in Kolbermoor. Parallel haben wir eine Gestaltungsfibel erarbeitet.

Eines der ältesten Häuser im Landkreis Rosenheim ist das Schneiderhäusl in Kutterling. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert. Das haben Holzproben, die im ganzen Haus entnommen wurden, ergeben.

Was fällt Ihnen spontan zum Thema „Das ist unsere Baukultur bisher in Bad Feilnbach und so soll die Baukultur der Zukunft aussehen“ ein?

Elisabeth Ranner: Aktuell werden in der Gemeinde Bad Feilnbach viele Einfamilienhäuser gebaut. Durch den enormen Bedarf an Wohnraum und die begrenzten Flächen wird sich die Baukultur verändern, hin zu größeren Wohngebäuden mit neuen Wohnkonzepten, wie zum Beispiel das Tannenhof-Quartier in Bad Feilnbach.

Ob Litzldorf, Lippertskirchen oder Sonnenham - alle Ortsteile haben einen eigenen Charakter. Wird darauf jeweils gesondert geschaut?

Elisabeth Ranner: Genau das haben wir bei den vielen Ortsspaziergängen in den verschiedenen Gemeindeteilen gesehen, dass jeder Ort seinen eigenen Charme hat. Aber trotzdem gibt es viele Gestaltungsansätze, die in jedem Ort Wirkung zeigen, wie zum Beispiel offene Räume wie Obstgärten oder Grundstückgrenzen ohne Zäune, die ineinander übergehen und Raum für Begegnung schaffen. Sehr gut zu sehen in Wiechs oder Kutterling. Gute Beispiele dazu gibt es in der Gestaltungsfibel der Gemeinde Bad Feilnbach.

Die acht Gemeinden des Projekts „Baukultur Alpenvorland“ haben sich über die Landkreisgrenzen hinweg gut vernetzt und treffen sich immer wieder zum Austausch – hier in der Gemeinde Bad Feilnbach mit Bürgermeister Anton Wallner (Zwölfter von rechts) und der Baukulturbeauftragten Elisabeth Ranner (Achte von rechts).

Wie nimmt die Gemeinde in Sachen Baukultur die Bürger mit ins Boot? Welche Möglichkeiten haben Sie?

Elisabeth Ranner: Wir haben die Gestaltungsfibel zur Ortsgestaltung der Gemeinde Bad Feilnbach erstellt. Mit vielen Bildern aus dem Gemeindebereich soll gezeigt werden, was unsere Orte so schön und lebenswert macht. Dabei haben wir bewusst nur positive Beispiele abgebildet. Die Gestaltungsfibel kann auf der Gemeinde-Homepage im Bereich „Baukultur“ heruntergeladen werden. Außerdem werden wir auch in diesem Jahr wieder verschiedene Besichtigungsangebote machen, wo über Baukultur gesprochen wird und jeder etwas mitnehmen kann.

Zu den Ortsspaziergängen der Baukulturregion Alpenvorland, hier in Kutterling, sind auch die Bürger willkommen.  

Wer sind Ihre wichtigsten „Mitstreiter“ in der Gemeinde und außerhalb der Verwaltung?

Elisabeth Ranner: In enger Zusammenarbeit stehe ich mit Anton Wallner, den Mitarbeitern aus dem Bauamt und der Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde Bad Feilnbach. Die Ortsspaziergänge wurden vom Architekten Gerhard Hajer geleitet. Auch der Kreisheimatpfleger Daniel Hoheneder war bei einigen unserer Ortsspaziergängen dabei und hat ganz besonders in Kutterling – das Dorf steht unter Ensembleschutz – viele wissenswerte Informationen geliefert. Wir sind immer auf der Suche nach interessanten Besichtigungsobjekten und freuen uns sehr, wenn die Architekten dann ihre Objekte selbst vorstellen.

Wie effektiv und kreativ ist für Sie die Zusammenarbeit mit den Vertretern der anderen Kommunen in der Baukulturregion Alpenvorland?

Elisabeth Ranner: Die Baukulturbeauftragten der an dem Projekt teilnehmenden Gemeinden, Samerberg, Neubeuern, Kiefersfelden, Holzkirchen, Gmund, Dietramszell und Bad Feilnbach (Bad Aibling hat keinen Baukulturbeauftragten bestellt), laden sich gegenseitig zu den Baukultur-Veranstaltungen der jeweiligen Gemeinde ein. Außerdem veranstalten die Bürgermeister der teilnehmenden Gemeinden monatlich ein Bürgermeistertreffen, um sich über Themen der Baukultur auszutauschen.

Austausch und Info vor Ort mit Bad Feilnbachs Bürgermeister Anton Wallner (Mitte) und Geschäftsleiter Helge Dethof (rechts). 

Was steht als nächstes beziehungsweise in diesem Jahr auf Ihrer Agenda?

Elisabeth Ranner: Am 3. März findet ein Treffen der Bürgermeister und Baukulturbeauftragten beim Trogerhaus in Au statt. Dann geht es am 21. April gleich weiter mit einem zweiten Besichtigungstermin des Tannenhof-Quartiers in Bad Feilnbach. Da beim ersten Termin mehr als 50 Teilnehmer da waren, wollen wir jetzt nochmal Gelegenheit zur Besichtigung des Kindergartens, des Tannenhof-Wohnzimmers und der Räume der Gundelstiftung für demenzkranke Menschen bieten. Im April/Mai ist dann ein Termin für eine Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Trogerhauses in Au geplant.

Auch Ilse Aigner kommt zum Trogerhaus in Au

Ein Baukulturspaziergang zum Trogerhaus in Au findet am Freitag, 3. März, statt. Treffpunkt ist dort an der Schmidgasse 7 um 9 Uhr. Auch die Schirmherrin des Projektes „Baukulturregion Alpenvorland“, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, hat ihre Teilnahme zugesagt. Bei diesem Termin wird auch das Buch „Baukultur woisndes?“ vorgestellt. Denn diese Frage ist in den drei Jahren gemeinsamer Arbeit am Projekt „Baukulturregion Alpenvorland“ immer wieder gestellt worden. Mal offen, mal interessiert, mal belustigt, mal ratlos, mal irritiert, kritisch oder skeptisch. „Und die Frage ist berechtigt. Baukultur ist kein leichtgängiger Begriff, kein selbsterklärendes Thema und kein Wort, das im täglichen Sprachgebrauch selbstverständlich benutzt wird“, so die Autorenschaft. Das Buch soll zeigen, wie vielschichtig Baukultur ist, wie groß die Bandbreite ihrer Themen, wie viele Gesichter sie zeigt, wie viele Beteiligte sie involviert und wie viele Formate, Inhalte und Aufgabenbereiche sie hat.

Was ist Ihnen persönlich ein besonderes Anliegen, was die Baukultur in Ihrer Heimatgemeinde angeht?

Elisabeth Ranner: Mir ist es wichtig, unsere Baukultur zu erhalten. Damit meine ich nicht, dass es keine moderne Architektur geben soll, aber das Toscanahaus neben einem schönen Bauernanwesen finde ich nicht passend. Außerdem sollte jedem, der ein Haus baut, bewusst sein, dass er den öffentlichen Raum mitgestaltet. Deshalb ist es wichtig, nicht nur das eigene Haus zu sehen, sondern auch wie sich das eigene Haus in das Umfeld einfügt. Je stimmiger das ist, desto wohler fühlen sich die Menschen, die dort leben.

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