Diskussion über Dividende
Gesund durch Krankenhausreform und Personalmangel kommen: Das sind die Pläne der GWC Bad Endorf
„Wir wollen mehr Geld sehen“, sagen die einen. „Brauchen wir im Unternehmen“, sagen die anderen. Wer sich warum bei der Eigentümerversammlung der Gesundheitswelt Chiemgau (GWC) in Bad Endorf durchsetzte:
Bad Endorf – Die Marktsituation ist herausfordernder denn je. Sagt Dietolf Hämel, Vorstand der GWC AG. Auch nach der Corona-Pandemie sei das Arbeiten nicht entspannter. Dazu tragen unter anderem die Lauterbach‘sche Krankenhausreform und der Personalmangel bei, so Hämel bei der Hauptversammlung der Gesundheitswelt Chiemgau AG.
Die GWC ist recht gesund durch die Pandemie gekommen. Im vergangenen Jahr gelang eine Umsatzsteigerung von 9,4 Prozent auf 65,9 Millionen Euro. Als Jahresüberschuss bleiben dem Konzern 3,6 Millionen Euro, ein Plus von 20,6 Prozent. Die Hälfte bleibt zur Eigenkapitalstärkung bei der GWC, knapp 1,3 Millionen Euro, sollen auf die hohe Kante gelegt werden, denn es sind in diesem und in den Folgejahren große Investitionen nötig, die hohe Liquidität erfordern, so der Vorstand.
Anteilseigner wollen mehr Dividende
Deswegen sollen, so Hämel, 28 Cent pro Aktie an Dividende ausgeschüttet werden. Das war einer Gruppe Anteilseigner eindeutig zu wenig – schließlich seien pro Aktie 1,86 Euro Gewinn gemacht worden. 90 Cent Dividende sollten es da schon sein, so der Sprecher der Gruppe. Das sei doch auch im Interesse der Gemeinde Bad Endorf, dem mit 76,1 Prozent größten Anteilseigner. Mit den Mehreinnahmen könne die Gemeinde teure Vorhaben wie den Bau der Mittelschule besser stemmen, versuchte der Sprecher Bürgermeister Alois Loferer auf seine Seite zu ziehen. Erfolglos: Der Antrag scheiterte, wurde mit 16,9 zu 83,1 Prozent der vertretenen Stimmanteile abgelehnt.
Eine gewisse Erleichterung war Hämel und den Aufsichtsräten durchaus anzusehen. Nicht verwunderlich, denn allein die Erweiterung des Thermenhotels Ströbinger Hof ist mit 18 Millionen Euro Baukosten angesetzt, „wir werden sehen, was die Ausschreibung dann tatsächlich ergibt“, so Hämel. Sowohl die Chiemgau-Therme als auch die Simssee-Klinik sind Mitte der 70er-Jahre gebaut worden – da sind immer wieder Sanierungen fällig. Beim Flachdach der Therme wie auch bei der Dachisolierung der Klinik sei man da schnell bei zwei Millionen Euro, sagt Hämel.
Erfreuliche Zwischenbilanz
Der Vorstand gab eine kurze Zwischenbilanz des laufenden Jahres ab. Im ersten Halbjahr sei ein Umsatzplus von 14,9 Prozent auf 35,3 Millionen Euro zu verzeichnen. Und erstmals gebe es eine Gewinnsteigerung schon im ersten Halbjahr bei der Therme. Zu beiden Erfolgen hätten „alle“ – die rund 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – beigetragen, so Hämel.
Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach mache bei seiner Krankenhausreform vieles richtig, befand Hämel, ein Krankenhaussterben sei trotzdem zu befürchten. Die GWC sei schlimmstenfalls mit 44 Betten in einer Fachklinik betroffen. Und bei Fachkliniken wisse heute noch keiner, ob diese gestärkt oder geschwächt aus der Reform hervorgehen, so Hämel. Das Selbe gelte für die stationäre Reha. „Wir beäugen die Situation aufmerksam“, versicherte Hämel.
Im Fokus seiner Arbeit stehe, wie auch schon im Vorjahr, die Personalgewinnung, so der Vorstand. Die GWC und ihre Töchter suchen derzeit Personal auf allen Ebenen und in allen Bereichen – von der Reinigungskraft über IT-Spezialisten und Controller bis zum Oberarzt. Vor allem aber in der Pflege. Da sei Leiharbeit mittlerweile die Norm, aber ein „teures Übel“, so Hämel. Teuer, weil die Leiharbeitskräfte ein Mehrfaches der eigenen Leute an Geld fordern und erhalten. Übel, weil sie sich die Arbeitszeiten aussuchen können und das auch tun.
Erstmals Arbeitskräfte aus dem Ausland holen
Deswegen wolle die GWC nun erstmals Arbeitskräfte im Ausland rekrutieren. Mit dem Betriebsrat sei man im intensiven Austausch, wolle „ein attraktives Paket, keine reine Gehaltserhöhung“. Dazu gehöre nicht nur eine Bezahlung über Tarif, sondern auch die Bereitstellung von Wohnraum. Derzeit gebe es 26 Plätze in Wohnheimen in Bad Endorf und Seebruck, dazu Wohnungen in Prien und Bad Endorf. Zu dem Vorschlag aus den Reihen der Anteilseigner, am geplanten Mitarbeiterparkhaus Wohnungen zu bauen, sagte Hämel, die GWC wolle lieber bestehenden Wohnraum anmieten, als selber zu bauen.
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