Kalkulation in Werkausschuss vorgestellt
Hopp oder Top? Mit diesen Strompreisen können Bad Aiblinger Stadtwerkekunden 2023 rechnen
Nur wenige Themen treiben die Bürger derzeit so um wie die Kosten, die die Energiekrise verursacht. Mit Bangen warten viele auf die Strompreise für das kommende Jahr. Die Stadtwerke Bad Aibling präsentierten jetzt die Zahlen, die auf ihre Kunden zukommen.
Bad Aibling – Auch für die Stadtwerke Bad Aibling mit ihrem Leiter Stefan Barber ist die momentane Situation aufgrund der Energiekrise alles andere als leicht: Einerseits wolle man den Kunden ein möglichst attraktives Angebot zurechtschneidern, andererseits müsse man auch die Konkurrenz – Barber spricht von Marktbegleitern – im Auge behalten. Hinzu kommt der schwer zu kalkulierende Faktor, wie viel Energie je nach Wetterlage durch Sonnen- und Windkraft gewonnen werden kann.
Angebot für Kunden „noch sehr attraktiv“
Dennoch habe man es trotz der Preissteigerungen geschafft, den Kunden im Vergleich zu den Marktbegleitern ein „noch sehr attraktives Angebot“ für das kommende Jahr zu machen, so Barber, der die Zahlen in der jüngsten Sitzung des Werkausschusses vorstellte. Allem voran verkündete er: „Wir haben alles versucht, bei der Grundversorgung unter der für 2023 angekündigten Strompreisgrenze von maximal 40 Cent pro Kilowattstunde (kWh) zu bleiben. Mit einem Preis von 39,65 Cent für das kommende Jahr haben wir das geschafft.“ Somit liege der Preis pro Kilowattstunde ab 2023 um 10 Cent höher als 2022. „Schauen wir einmal, ob wir das so halten können“, so der Stadtwerke-Chef. Zum Vergleich nannte Barber das Angebot der Stadtwerke München, das bei der Grundversorgung im kommenden Jahr bei 61,89 Cent liege.
Auch die Sondertarife AIB-Mini, -Midi- und Maxi könne man als „eher günstig“ bezeichnen. So zahlen die Bestandskunden mit AIB-Mini-Vertrag (bis zu einem Jahresverbrauch von rund 2.200 kW/h) künftig 36,9 Cent (2022: 29,4 Cent). Für den AIB-Midi-Tarif (Jahresverbrauch zwischen 2.200 und 10.000 kWh) steigt der Preis von 26,4 auf 35,2 Cent. Und für AIB-Maxi (Jahresverbrauch über 10.000 kWh) sind künftig 34, 6 Cent (2022: 25,5 Cent) fällig. Bei den Stadtwerken München lägen die Vergleichspreise für AIB-Mini- und -Midi jeweils bei 57,3 Cent. „Der Bad Aiblinger Bestandskunde hat bei dem aktuellen Preisgefüge einen echten Vorteil. Nach einem aktuellen Vergleich in der Presse sind die Stadtwerke Bad Aibling oberbayernweit zweitgünstigster Anbieter nach Germering.“
Warum Geothermie aktuell kein Thema ist
„Inwieweit denken wir das Thema Geothermie strategisch in die Zukunft mit? Wir müssten doch hier in Bad Aibling auf einer Goldquelle sitzen“, erkundigte sich Martina Thalmayr (Grüne) in der Sitzung des Werkausschusses. Hier bremste Stadtwerke-Leiter Stefan Barber: „Der Gedanke wird seine Berechtigung haben. Aber das können die Stadtwerke Bad Aibling auf keinen Fall alleine schultern, dazu sind wir zu klein. So etwas muss man groß denken.“ Vielleicht könne ein Weg über das geplante Projekt „Mangfalltal-Energie“ führen .“ Allerdings seien die Erfahrungen in Bad Aibling nicht so prickelnd, wenn es um heißes Wasser gehe, erinnerte Barber an die mehr als schwierigen Bohrungen seinerzeit für die Therme. Für die Stadtwerke gehe es in erster Linie darum, die Thermalbohrung zu erhalten, die staatliche Anerkennung dauerhaft zu sichern und die Nutzung weiter zu verbessern. „Aber mehr würde ich dieser Bohrung nicht zutrauen.“ Markus Stigloher (CSU) fügte hinzu, dass die Bewertung des Standortes Bad Aibling in Sachen Geothermie im Bayern-Atlas „ganz schlecht“ ausfalle.
Interessierten Bürgern, die ihren Strom noch nicht bei den Stadtwerken Bad Aibling beziehen, muss Barber derzeit jedoch eine Absage erteilen: „Durch die aktuell veröffentlichten Preise von Marktbegleitern können wir unsere AIB-Tarife entgegen unserer Planungen noch nicht wieder für Neukunden öffnen. Das wirtschaftliche Risiko wäre durch einen Zulauf von Kunden sowohl im eigenen Netz als auch im Bayernwerk-Netz-Gebiet innerhalb der Stadt Bad Aibling zu hoch, da wir dann auch zu viel und teuer nachkaufen müssten, dass das für unsere Bestandskunden von Nachteil wäre.“ Eine Öffnung sei eventuell ab der Jahresmitte 2023 wieder ein Thema. Wer allerdings bereits jetzt die Grundversorgung von den Stadtwerken bezieht, könne auch zu den Sondertarifen wechseln, betonten Barber und Schlier.
„Dunkelflaute“ erschwert Prognosen
Gerade in der kalten Jahreszeit mache es auch die sogenannte Dunkelflaute schwer, Prognosen zu treffen: Wenn die Sonne nicht scheint und kein Wind geht, dann stehe der durch PV- oder Windenergieanlagen gewonnene Strom nicht zur Verfügung und der Preis steigt. Das könne innerhalb von wenigen Tagen sogar sehr massiv der Fall sein.
„Zur nüchternen Realität gehört auch die Wahrheit, dass wir wohl noch weiter auf fossile Energien setzen müssen.“
„Zur nüchternen Realität gehört auch die Wahrheit, dass wir wohl noch weiter auf fossile Energien setzen müssen. Denn was hätten wir beispielsweise Anfang Dezember, als die Wetterbedingungen sehr schlecht waren, ohne Kohle, Gas oder Atomenergie getan? Diese Probleme werden sich auf die Schnelle auch nicht lösen lassen“, befürchtet Barber. Denn: „Es fehlen ganz klar Speicheranlagen für den Strom aus den Erneuerbaren Energien.“
Flüssiggas auf Dauer keine Alternative
In Wunsiedel (Oberfranken) werde derzeit einer der leistungsstärksten Batteriespeicher gebaut – eine Anlage, die regional erzeugten Strom aus Erneuerbaren Energien speichern soll. „Mit einer Leistung von 100 Megawattstunden. Das ist so viel, wie die Stadtwerke an einem Tag verteilen.“ Auf Flüssiggas zu setzen, sei auf Dauer auch keine wirkliche Alternative: „Das kommt über die Meere und ist deutlich teurer als leitungsgebundenes Erdgas.“
Unterm Strich jedoch habe man bei der Kalkulation für diesen Winter einfach auch ein glückliches Händchen gehabt, fügte Barber an. Jeder kommunale Versorger habe eine andere Beschaffungsstrategie und jeder habe sicher vernünftig kalkuliert. „Für uns hat es dieses Mal einfach wieder gepasst. Das heißt aber nicht, dass es so weitergeht“, so Barber, der vermutet, dass die Preise hoch bleiben werden. Doch es bleibe dabei, dass die kommunalen Energieversorger Dienstleister und für den Bürger da seien.
