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Aus dem Inntal nach Westafrika

Astrid Toda aus Oberaudorf baut Schulen in Benin

Astrid Toda inmitten von Kindern. In Benin ist das Durchschnittsalter der Bevölkerung 18,25 Jahre.
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Astrid Toda inmitten von Kindern. In Benin ist das Durchschnittsalter der Bevölkerung 18,25 Jahre.

Sie wollte „einfach nur weg“, heiratete mit 20 Jahren einen japanischen Diplomaten und baut seit 28 Jahren Schulen in Benin: Astrid Toda hat Oberaudorf weit hinter sich gelassen.

Von Hans Fritz

Oberaudorf – Astrid Toda aus Oberaudorf baut seit 28 Jahren Schulen in Benin. Am 13. Januar wird ihre 50. Schule eingeweiht.

Astrid kam in Oberaudorf als Tochter des Forstdirektors Glocker zur Welt, besuchte dort die Schule und anschließend zwei Jahre das Finsterwalder-Gymnasium und bis zum Abitur das Carolinen-Gymnasium in Rosenheim. Bis 19 lebte sie im Inntal. Durch negative Kindheitserfahrungen reifte in ihr früh der Wunsch, nach „einfach nur weg“. Seit 28 Jahren baut die heute 68-Jährige Schulen in Benin.

Mit Herrn Toda durch die Welt

Mit 20 heiratete sie einen japanischen Diplomaten, der in verschiedenen Botschaften arbeitete. So lernte sie die Welt außerhalb des Landkreises kennen und lernte fünf Sprachen fließend. Ein Jahr lebte sie in den USA, ein Jahr in Moskau, zwei Jahre in Westberlin, dreieinhalb Jahre in der Schweiz und zweimal für je fünf Jahre in Japan, ehe ihr Mann an die japanische Botschaft nach Nigeria berufen wurde. Drei Kinder ließen die Familie schnell wachsen.

Bildung ist effektivste Entwicklungshilfe

Mit 40 trennte sich Astrid von ihrem Mann und blieb in Nigeria hängen, wo sie endlich ihrer Berufung nachgehen konnte. „Die effektivste Art der Entwicklungshilfe ist Bildung, Bildung und nochmal Bildung“, erzählt Astrid Toda. „Erst wenn sie eine gute Ausbildung haben, ist überhaupt die Einsicht bezüglich einer Geburtenkontrolle möglich, deshalb ist vor allen Dingen die Bildung der Mädchen so wichtig.“ Der Schlüssel dazu seien gute Schulgebäude, in denen bei allen Witterungsbedingungen unterrichtet werden kann.

Weiter erzählt sie: „Man muss sich mal vorstellen: du wirst irgendwo weit abseits einer Asphaltstraße geboren, lernst nur eine Einheimischensprache und verstehst kein Französisch, kannst weder Radio hören noch Fernsehen schauen, kannst keine Zeitung lesen und kommst nie aus dem Dorf heraus. Welche Chancen hat so ein Kind? Wie soll Afrika ohne Bildung da herauskommen?“

Bauen geht nur mit Beton

Als in Nigeria Unruhen ausbrachen, zog Astrid Toda ins benachbarte Benin. Ihr „Traumhaus“, wie sie sagt, hat sich Astrid Toda ganz im Süden nahe der Küste und dem Wirtschaftszentrum von Cotonou gebaut. Sie wohnt unten und oben im ersten Stock befinden sich die Büros der Organisation „Bildungswerk Westafrika e.V.“.

Der Autor lernte sie bei der Einweihung ihrer 42. Schule Ende Oktober 2019 kennen. Und begleitete sie einige Tage.

Bei Schulen ist in Benin nur Betonbauweise möglich, da Holz von Termiten gefressen wird und auch zu teuer wäre. Für den Dachstuhl muss es aufwändig imprägniert werden. Bestimmte Arbeitsleistungen, wie entladen der Baumaterialien, ausheben der Fundamentgräben und der Toilettengruben, Hilfsarbeiten sowie Wasserbeschaffung, müssen von den Leuten des Dorfs, als ihr Beitrag für die neue Schule erbracht werden.

Offiziell für den Schulbau zugelassen

Als Leiterin vor Ort für das „Bildungswerk Westafrika e. V.“ ist Astrid Toda mittlerweile vom zuständigen Ministerium des Benin auch offiziell für den Schulhausbau zugelassen. An der Baustelle tritt Astrid Toda in einer Art Mischung aus Architektin, Bauaufsicht und Bauherrin auf. Alle Arbeiter haben großen Respekt und hohe Achtung vor ihr. „Wichtig ist, dass mich die Arbeiter jeden Tag an der Baustelle sehen und ich alles kontrolliere, dann vermeide ich auf ganz galante Weise Murks“, erklärt Astrid Toda schmunzelnd.

Eine Schule für 40.000 Euro

Einen Großteil ihrer Arbeitszeit widmet sie dem Materialeinkauf. Geschickt verhandelt sie mit den verschiedenen Baustoffhändlern. Eine Schule kostet 40.000 bis 50.000 Euro. Die Klassenzimmergröße für Grundschulen beträgt sieben mal neun Meter und für Sekundarschulen neun auf zehn Meter.

Meist werden Schulen mit drei Klassenzimmern nebeneinander gebaut, manchmal aber auch mit vier. Oft werden in einem Klassenzimmer oft 100 Kinder unterrichtet. „In der zuletzt eingeweihten Schule sitzen sogar 135 Kinder in einem Klassenzimmer“, erzählt Astrid Toda.

Bundesministerium vervierfacht Spenden

Weiter berichtet sie über die Struktur des gemeinnützigen Vereins „Bildungswerk Westafrika e.V.“. Der Verwaltungsaufwand für den Verein liegt bei unter einem Prozent. Er ist so angesehen, dass das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung auf jeden gespendeten Euro drei Euro drauflegt. Somit kann mit Spenden von 10.000 bis 12.000 Euro bereits wieder eine Schule gebaut werden.

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