Porträt von Christian Wolff zum 85. Geburtstag
Wolffs Revier: Warum sich der Star aus „Forsthaus Falkenau“ in Aschau so wohl fühlt
Geboren in Berlin, verliebt in Aschau. Schauspieler Christian Wolff spricht zu seinem 85. Geburtstag über seine Lieblingsorte, ausgewechselte Regisseure und die Bedeutung von Glück.
Aschau im Chiemgau - Christian Wolff öffnet die Haustür. Grünes Polo-Shirt, braune Cordhose und Brille. Im Gang hängt ein Bild von Hollywood-Schauspielerin Audrey Hepburn. Auch ein Ölgemälde in einem goldenen Rahmen ziert den Flur: Wolff in seiner wohl bekanntesten und längsten Rolle als Förster Martin Rombach, mit Hut und Hund. Es war ein Geschenk zum Abschied von der Serie „Forsthaus Falkenau“.
Ein Abend im italienischen Restaurant
Zu diesem Anlass hat es Wolff zufolge ein kleines Fest am Set gegeben. 2006 war das. Zu seinem 85. Geburtstag am 11. März hat er jedoch keine große Feier geplant, sondern ein Essen bei einem Italiener in Aschau. 20 bis 30 Personen, nur Familie und Freunde. „Es ist natürlich sehr traurig, dass mein großer Sohn Sascha nicht dabei sein kann”, sagt Wolff. Sascha Wolff starb im Dezember 2020 mit nur 54 Jahren an einem Herzinfarkt. Über den schweren Verlust möchte der Schauspieler nicht sprechen.
Vor ihm auf dem Tisch steht eine Tasse. Seine Frau, Marina Wolff, schenkt ihm Tee nach. Wolff nippt daran und spricht über sein letztes Theater-Projekt. Mit seinem Sohn Patrick Wolff habe er über 200 Vorstellungen in fünf Städten gespielt - in Bonn, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und Essen. Das Stück: „Monsieur Pierre geht online“. 14 Monate sei er dafür unterwegs gewesen. 2024 werde er das Stück in München spielen. Bis dahin hat er keine konkreten Pläne. „Im Moment habe ich die Nase voll von Arbeit”, sagt er.
Lange Liste an Film- und Fernsehstars
Schließlich hat er sein Leben lang kaum etwas anderes gemacht. Seit über 66 Jahren ist Christian Wolff bereits Schauspieler. Er hat mit deutschen und internationalen Stars gedreht: Curd Jürgens, Mario Adorf, Zarah Leander, Gert Fröbe, Maria Schell, Ruth Leuwerick, Peter Kraus und Mario Del Monaco. „Die Liste ist lang”, sagt Wolff.
Viele Rollen als Favoriten
Sich für eine Lieblingsrolle zu entscheiden, fällt ihm schwer. Die Rolle als Martin Rombach in der Serie „Forsthaus Falkenau“ sei der wichtigste Teil seiner Karriere gewesen. „20 Jahre mit einer Serie erfolgreich zu sein, ist nicht selbstverständlich“, erklärt Wolff. Er habe aber auch andere Lieblingsrollen gehabt. Etwa als Vater in der Kinder- und Familienserie „Nesthäkchen“ oder als Martin Wieland in „Immer wenn der Tag beginnt“. „Das war eine wunderschöne Sache, daraus haben sich sehr viele Dinge für mein späteres Leben ergeben - auch eine sehr tiefe Freundschaft mit Bert Kaempfert.“
Seinen ersten Film hat Christian Wolff mit Paula Wessely und Paul Dahlke gedreht - seine „Filmeltern”, wie er sie nennt. „Sie haben mir auf ein Foto geschrieben: Werde niemals eitel und bequem”, erinnert sich Wolff. Beides sei er nie gewesen. Er habe sich stets eingemischt, wenn Menschen ungerecht behandelt wurden. „Ich habe Regisseure ausgewechselt”, sagt er.
Ein normaler Drehtag
Ein Drehtag hat für Wolff zur Zeit der Serie „Forsthaus Falkenau“ 14 Stunden gedauert. Er sei zwischen sechs und halb sieben aufgestanden, um eineinhalb Stunden für sich zu haben. Schwimmen, anziehen und frühstücken. Rein ins Auto, 40 Minuten bis zum Set in Dietramszell. Zehn Minuten in die Maske und dann drehen von 9 bis 17 oder 18 Uhr. In der Mittagspause sei er mit dem Hund spazieren gegangen. „Wenn Drehschluss war, hat der Hund das sofort gewusst und ist zu meiner Tasche gegangen“, sagt Wolff. Darin seien immer Leckerli gewesen, die es erst nach der Arbeit gab.
Gegen 20 Uhr war Wolff dann meist zurück in Aschau. Er habe mit seiner Frau gegessen, nur um danach weiterzuarbeiten: Texte lernen und umschreiben. Zeilen, die ihm nicht gepasst haben, hat er geändert. „Wenn ich um 22.15 Uhr fertig war, dann war das früh“, sagt Wolff.
Abschied vom Serienhund - oder doch nicht?
Am nächsten Tag ging es wieder von vorne los. Immer an Wolffs Seite: ein Hund. Senta zum Beispiel. Ihr letzter Drehtag ist dem Schauspieler besonders in Erinnerung geblieben. Ein trauriger Tag. Die herzkranke Hündin musste sterben - jedoch nur im Fernsehen. „Der Tierarzt hat gesagt, er würde sie nicht weiter drehen lassen“, berichtet Wolff. Senta lebte bei ihm und wollte immer bei seinem anderen Hund bleiben: Curry. Ein weiterer Hund des Ehepaars hieß Chicoree.
Das Faible für außergewöhnliche Namen stammt wohl von Wolffs Vorliebe zum Kochen - ob Fleischpflanzerl, Lamm oder indisches Curry. An Silvester hat er oft ein Fünf-Gänge-Menü gezaubert. Früher ist er auf dem „absoluten Gourmet-Trip” gewesen, mittlerweile koche er lieber Hausmannskost. „Ein blödes Wort, aber das ist etwas sehr Schönes”, sagt Wolff.
Inspiriert durch Magazine
Koch zu werden, sei ihm dennoch nie in den Sinn gekommen. Mit 17 Jahren begann Wolff ein Schauspielstudium an der Max-Reinhart-Schule in Berlin. Sein Vater war im Krieg gefallen, und er habe seine Mutter nicht finanziell belasten wollen. In Magazinen habe er gelesen, wie viel bekannte Schauspieler verdienen. Das habe ihn animiert, den Beruf zu ergreifen. Heute weiß er‘s besser. Viele Darsteller leben knapp über der Armutsgrenze - nur die bekannten Gesichter verdienen gut.
Zu diesen bekannten Gesichtern gehört Wolff. In der Öffentlichkeit werde er noch immer erkannt, allerdings nicht mehr so oft wie zur Sendezeit von „Forsthaus Falkenau“. Als lästig habe er das nie empfunden, es sei Teil des Berufs. Er habe nie eine Perücke oder Brille aufgesetzt, um unerkannt zu bleiben. Den großen Auftritt abseits von Bühne oder Fernsehen, den hat er allerdings auch nicht gesucht.
Die ganze Familie wollte nach Aschau
„Die Leute in Aschau waren entzückend, sie taten alle so, als würden sie mich nicht kennen”, sagt Christian Wolff. Er habe sie nicht darum gebeten, sie hätten seine Privatsphäre unaufgefordert respektiert. Manche Fans hätten beim Bäcker oder Metzger nach der Straße und Hausnummer von Wolff gefragt, doch niemand habe etwas verraten.
Anfang der 80er Jahre haben Wolff und seine Frau eine Immobilie als Geldanlage in Aschau gekauft. Eine Wohnung, zwei Zimmer, Bad, Küche, mit Blick auf die Kampenwand. „Schön hier, eigentlich blöd, wenn andere Leute darin wohnen”, dachte sich das Paar. Für zehn Jahre hatten sie zwei Wohnsitze - in Unterhaching und Aschau. Dann habe sich die Familie für den Chiemgau entschieden und ein Haus gekauft.
Die Bedeutung von Glück
„Mein Lieblingsort in Aschau ist meine Küche”, scherzt Wolff. Einen wirklichen Lieblingsort hat der Schauspieler nicht, es gebe so viele wunderschöne Plätze: die Waldwege, das Café Pauli. „Hier ist noch die heile Welt. Wir haben nur eine Ampel.” Es gebe keine Industrie, keine Hochhäuser und keine rauchenden Schornsteine. „Glück bedeutet für mich, dass wir gesund sind und hier im Chiemgau leben”, sagt Wolff.
Die Tourist-Info Aschau gratuliert zum Geburtstag
„Mit dem Aschauer Schauspieler Christian Wolff gibt es viele Berührungspunkte“, sagt Tourismuschef Herbert Reiter. Gerade aus touristischer Sicht freue es ihm, dass der Jubilar seine Heimat nicht vergisst. Ob beim Zeitungs-Interview oder vor laufender Kamera - Christian Wolff erwähne immer, dass seine Heimat Aschau im Chiemgau ist. „Wenn wir von der Tourist Info was haben, die „Wölffe“ (wie ich sie liebevoll nenne), Marina und Christian Wolff, sind immer mit von der Partie. Sei es bei der Einweihung vom Bankerlweg, Auftaktveranstaltungen von touristischen Jahresthemen. Oder sogar wenn wir einen Akteur wie zum Beispiel für die Sendung „Schlemmerreise“ brauchen, Christian Wolff erklärt sich bereit und zeigt seine Kochkünste in seiner Privat-Küche vor laufender Kamera.“ Reiter persönlich verbinde mit Wolff nicht nur eine jahrzehntelange geschäftliche Verbindung, sondern auch eine Freundschaft. „Christian Wolff gehört zum Ortsbild dazu. Ob beim Metzger, im Supermarkt oder im Handarbeitsgeschäft, wenn er seine Zeitschriften abholt – da freut man sich, wenn es die ein oder andere Begegnung am Fuße der Kampenwand gibt“, sagt der Tourismuschef.

