Festlicher Jubiläumsgottesdienst
Ein „Unruhestandspfarrer“: Prälat Günther Lipok feiert diamantenes Priester-Jubiläum
Vor 60 Jahren, am 29. Juni 1963, wurde Prälat Günther Lipok in Freising zum Priester geweiht. Anschließend feierte er Primiz in Rott und wenige Tage später Nachprimiz in Ramerberg.
Von: Johann Penzkofer
Rott/Ramerberg – Als „Unruhestandspfarrer“ seit nunmehr 17 Jahren wohnhaft im Pfarrhof in Ramerberg und eingegliedert im Seelsorgeteam des Pfarrverbandes Rott-Griesstätt-Ramerberg war es für den knapp 87-jährigen Günther Lipok selbstverständlich, sein diamantenes Priesterjubiläum in Rott zu feiern. Neben unzähligen Glückwünschen aus dem hiesigen Pfarrverband erreichten den Jubilar auch besondere Grüße aus den ehemaligen Münchner Einsatzgebieten bis hin zu persönlich handgeschriebenen Jubiläumswürdigungen ehemaliger wie auch aktuellen Vertretern der Diözesan-Spitze. Und alle Gratulanten wollten dabei sein bei diesem eher seltenen Jubiläumsgottesdienst.
Dabei ging der Dank an rund 40 Ministranten, die Fahnenabordnungen sämtlicher Ortsvereine sowie Sänger und Kirchenmusiker des PV unter Franz Matthias Köster und alle, die neben Kirchenschmuck auch für Vor- und Nachbereitung des Festes sorgten. Nicht vergessen wurde auch die Rotter Blasmusik, die den Festzug anführte und für die musikalische Unterhaltung beim anschließenden Stehempfang im Gasthof Stechl sorgte.
Zum festlichen Jubiläumsgottesdienst von Prälat Günther Lipok mit um den Altar in der Rotter Pfarrkirche versammelt waren der Verbandspfarrer, Dekan Klaus Vogl, der Festprediger Prälat Peter Neuhauser, Pfarrvikar Herbert Weingartner und Diakon Simon Frank sowie die beiden Gemeinde-Referentinnen Elvira Hillenbrand und Elisabeth Kapsner zusammen mit sämtlichen Ministranten aus den drei Pfarreien.
Ein bewegter Werdegang
Die Festpredigt hielt Prälat Peter Neuhauser in seiner flüssigen und mitreißenden Darlegung. Als mitbrüderlicher Freund aus der Anfangszeit ihrer gemeinsamen Priesterzeit schilderte er sowohl den privaten wie beruflichen Werdegang von Günther Lipok. Dabei wurde er schon nach den ersten Sätzen und dann noch mehrmals wiederholt von dröhnendem Applaus der aufmerksamen Zuhörer unterbrochen.
In Oberschlesien geboren und als neunjähriger Halbwaise aus der Heimat vertrieben, kam Günther Lipok, nach 16 Monaten turbulenter Flucht und Kriegsverletzung im April 1946 zusammen mit seiner Mutter nach Lehen. Trotz schwieriger Nachkriegszeit erinnert er sich an eine schöne Jugendzeit mit vielen guten Freunden.
Als Gründungsmitglied des SV-Ramerberg, aktiver Spieler, später Schülertrainer, dann Schiedsrichter bis hin zum Ehrenmitglied, blieb seine Zugehörigkeit zu den Ramerberger Fußballern bis heute bestehen. Ebenso entwickelte sich nach seiner Rückkehr aus München ein überaus persönlicher Kontakt zu einem Großteil der Ramerberger Bevölkerung und des Pfarrverbandes.
Nach der Volksschule in Rettenbach und humanistischen Gymnasium in Rosenheim begann Günther Lipok 1957 an der Hochschule für Heimatvertriebene sein Studium der Philosophie. Einem Freistudium in München folgte der Abschluss der theologischen Studien in Königsstein. Das Weihejahr mit Priesterweihe in Freising wurde durch Primiz (7. Juli 1963) in Rott und Nachprimiz in Ramerberg gekrönt.
Den beruflichen Werdegang seiner Seelsorger-Laufbahn begann der heutige Prälat und Studiendirektor i. R. Günther Lipok als Kaplan in verschiedenen Münchner Pfarreien. Nach einer Vorbereitung auf den Gymnasialdienst war er ab 1969 drei Jahrzehnte Gymnasiallehrer am Luitpold Gymnasium in München und machte außerdem Seelsorgemithilfe in den Münchner Pfarreien St. Lorenz und St. Klara.
Zudem begleitete er über 20 Jahre hinweg Theologiestudenten auf ihrem Berufsweg zum Religionslehrer. Exakt heißt das, er habe vier Schulleiter mitgeprägt, Tausende Schüler erzogen und unterrichtet und weit über 100 Referendare für ganz Bayern ausgebildet. In seinem übergreifenden Dienst für Kirche und Schule kommt sein Leitspruch zum Ausdruck: „Ich bin zu gerne Lehrer, um nur Priester sein zu können, und zu gerne Priester, um nur Lehrer sein zu können“.
Ruhe - für Lipok unvorstellbar
Seit 2006 ist Günther Lipok nicht mehr als „Unruhestandspfarrer“ in Ramerberg und aus dem Seelsorgeteam im Pfarrverband wegzudenken. Im Ruhestand eine „ruhige Kugel“ schieben, Nichtstun oder gar faulenzen; für Lipok unvorstellbar.
Neben seinem unermüdlichem, weil selbstverständlichem Einsatz an Sonn- und Feiertagen im regulären Kirchenjahr, dazu Palmsonntags- und Fronleichnamsprozessionen, jährliche Leonhardi-Umritte und Fahrzeugweihen, ebenso Erstkommunionfeiern, unzählige Tauf-, Ehevorbereitungen und Hochzeiten, aber auch Beerdigungen und Trauerfeiern. Keinesfalls unerwähnt bleiben dürfen aber zwei ganz besondere Aktionen.
So war Prälat Lipok über Jahre hinweg Initiator von regelmäßigen Montagsgesprächen „Gott und die Welt“. Dabei hatte er an 75 übervollen Abendveranstaltungen im Pfarrheim einen Zulauf von Teilnehmern, die weit über den Pfarrverband hinaus kamen. Ebenso die von Lipok ab 2007 ins Leben gerufen und nur durch Corona unterbrochene Ramerberger Heuberg-Messe, an der sich mittlerweile der ganze Pfarrverband beteiligt.
