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Entwarnung kam um 15.32 Uhr

250-Kilo-Bombe entschärft: So verlief die Evakuierung im Rohrdorfer Ortskern

Der Baggerfahrer hatte die Fliegerbombe (Bildrand links unten ) erst für einen Stein gehalten, ein Kollege identifizierte sie als Fliegerbombe. Mit nicht ausgelöstem Aufschlagzünder. Falls es doch ein Säurezünder gewesen wäre, hatten die beiden Männer vom Bau die Bombe geistesgegenwärtig mit einer Plane abgedeckt.
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Der Baggerfahrer hatte die Fliegerbombe (Bildrand links unten ) erst für einen Stein gehalten, ein Kollege identifizierte sie als Fliegerbombe. Mit nicht ausgelöstem Aufschlagzünder. Falls es doch ein Säurezünder gewesen wäre, hatten die beiden Männer vom Bau die Bombe geistesgegenwärtig mit einer Plane abgedeckt.

Eine 250-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg kam Freitag Morgen mitten im Rohrdorfer Ortszentrum ans Tageslicht. 140 Einsatzkräfte taten alles, dass nicht nur die Kinder der beiden Schulen unbeschadet das Zentrum verlassen konnten, sondern auch Anwohner und Geschäftsleute. Und der Bürgermeister wurde von seiner Familiengeschichte eingeholt.

Rohrdorf – Ein Baggerfahrer hatte die Bombe gegen 7.30 Uhr bei Bauarbeiten freigelegt (rosenheim24.de berichtete ausführlich). Und dann ging es rund: Rathaus, Hotel, Geschäfte und zwei Schulen im Ortskern mussten geräumt werden. Der Evakuierungsradius war laut Tanja Pfeffer, Sprecherin des Landratsamtes, zunächst auf 500 Meter festgesetzt worden. Damit fiel das Gelände am Turner Hölzl als Evakuierungslager flach.

Dorfhaus Lauterbach als Auffangstation

Bürgermeister Simon Hausstetter machte kurzentschlossen das Dorfhaus in Lauterbach zur „Auffangstation“ für die laut Polizei maximal 1000 betroffenen Personen.

Der Baggerfahrer und ein Kollege, der früher bei einem Kampfmittelräumtrupp war und die Bombe als solche identifizierte, hatten sich zunächst an die Polizei gewandt, die dann wiederum den Bürgermeister und das Landratsamt alarmierte.

Bombe fiel bei Notabwurf

Simon Hausstetter, der historisch bewanderte Bürgermeister, bestätigte die Diagnose des Bauarbeiters, dass es sich um eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg handelt. „Am 22. Februar 1945 gab es einen Bombenabwurf über Rohrdorf, bei dem acht oder neun Menschen starben“, so Hausstetter. Es sei kein gezielter Angriff gewesen, sondern ein gegen Kriegsende immer häufigerer sogenannter Notabwurf – um Kerosin zu sparen. „Daher stammt die Bombe“, ist Hausstetter sicher. Der durch die Fliegerbombe von seiner eigenen Familiengeschichte eingeholt wurde. Denn bei dem Notabwurf im Februar 1945 starb die Frau seines Großvaters. Mit seiner zweiten Frau hatte eben dieser Großvater eine Tochter - die dann Simon Hausstetters Mutter wurde. „Ohne den Notabwurf gäb‘s mich gar nicht“, sagt der Bürgermeister.

Schnelle Infos zur Evakuierung

Kurz nach 9 Uhr trafen Kreisbrandrat Richard Schrank von der Feuerwehr sowie die Einsatzleitung von der Polizei rund um Brannenburgs Polizeichef Josef Mühlbacher ein. Da waren die Polizisten, die zuerst am Einsatzort waren, schon dabei, die Menschen aus dem Ortskern zu vertreiben beziehungsweise die Geschäftsleute darauf hinzuweisen, dass die Evakuierung ansteht.

Besprechung neben der Bombe: Kreisbrandrat Richard Schrank (dritter von links mit weißer Weste) und Rohrdorfs Bürgermeister Simon Hausstetter (zweiter von rechts)mit den Vertretern der Polizei.

140 Kräfte von Polizei, Feuerwehr und sicherheitshalber auch vom Rettungsdienst waren laut Richard Schrank schließlich im Einsatz, räumten den Rohrdorfer Ortskern. Glück im Unglück: Es war letzter Schultag, die meisten Kinder wurden an diesem Tag mit verkürztem Unterricht von ihren Eltern abgeholt.

Ein kleiner Bub lief Rohrdorfs Verwaltungsleiter Christian Schönleber über den Weg und angelte nach Informationen aus erster Hand. Dass die Bombe in direkter Nachbarschaft zu seinem Elternhaus gefunden wurde, behagte dem jungen Mann nach einem Augenzeugenbericht gar nicht. Leicht blass um die Nase machte er sich auf zum Treffpunkt mit seinen Klassenkameraden und auf den Weg nach Lauterbach.

Grundschulleiterin Christiane Huber organisierte derweil auf die Schnelle, dass die Schulbusse zum Lauterbacher Dorfhaus fuhren.

Mitten im Ortskern tauchte die Fliegerbombe bei Bauarbeiten auf. Geschäfte und Gastronomie musten schließen, das Rathaus auch und Schulkinder wie Anwohner ins Lauterbacher Dorfhaus geschickt.

Dort trafen laut Augenzeugen gegen 13.15 Uhr die ersten Anwohner ein, wohl eine junge Familie. Zur gleichen Zeit erreichte das Bombenräumkommando den Fundort. Konnte aber noch nicht loslegen, denn noch war die Evakuierung laut Tanja Pfeffer nicht abgeschlossen. Der Bereich allerdings wurde von 500 auf 300 Meter Umkreis verkleinert. Womit die Zahl der Menschen, die maximal zu evakuieren waren, auf 500 sank.

Um 15 Uhr waren alle draußen

Laut Schrank gab es auch in diesem Radius noch einige in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen, denen der Rettungsdienst auf ihrem Weg aus dem Ortskern behilflich war. Gegen 15 Uhr war laut Landratsamt die Evakuierung abgeschlossen, Gas- und Wasserleitungen waren geprüft und auch die Einsatzkräfte zogen sich aus dem engeren Kreis um die Bombe zurück. Dann konnte sich der Bombenentschärfer – offizielle Kampfmittelräumdienst genannt – ans Werk machen. Und Kreisbrandrat Richard Schrank hatte Zeit zum Luftholen und für eine erste Zwischenbilanz. „Es ist bisher alles reibungslos gelaufen“, sagte er im Gespräch mit der Heimatzeitung.

Um 15.32 Uhr war die Bombe entschärft

Um 15.32 Uhr war die Bombe entschärft. Kurz darauf ging die Information an die Anwohner raus, dass sie in ihre Häuser und Geschäfte zurückkehren können. Landrat Otto Lederer: „Evakuierung und Entschärfung sind erfolgreich und ohne größere Vorkommnisse verlaufen.“

Und im Rohrdorfer Rathaus setzte sich der Bürgermeister an einen ganzen Berg Briefe, Anträge und Ähnliches – musste alles noch vor dem Urlaub unterschrieben werden.

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