In Rosenheim
1964 war Jubiläums-Herbstfest, das 150. dann … 2011?! - Kuriositäten der Volksfest-Jubiläen
1964 feierte man in Rosenheim ein Jubiläums-Herbstfest. Das 150. Jubiläum war dann aber im Jahr 2011. Wir blicken ins Zeitungsarchiv und zeigen euch, warum das schon damals den Leuten Kopfzerbrechen bereitete, wie das Ganze zu Stande kam und wie damals gefeiert wurde.
Rosenheim - „Ohne Zweifel war das Rosenheimer Herbstfest 1964, in dessen Zeit die wichtigsten Veranstaltungen des Jubiläumsjahrs fielen, ein Fest, wie es Rosenheim noch nie erlebte und sicherlich in absehbarer Zeit auch nicht mehr erleben wird“, schrieb, zurückblickend, das Oberbayerische Volksblatt (OVB) zehn Jahre später in der Ausgabe vom 31. Oktober 1974. Sogar so gut sei es damals gelaufen, dass die Herbstfestleitung echte Sorgen gehabt habe, ob man in den kommenden Jahren auch nur annähernd daran anschließen können würde. Doch 2024 blicken wir nicht auf die Jubiläums-Wiesn 2014 zurück.
Fotos: Das Jubiläums-Herbstfest 1964 in Rosenheim
„Es war damals schlicht die Sache: Schon 1961 wären es 100 Jahre seit dem ersten Herbstfest 1861 gewesen. Aber 1964 stand wiederum das 100. Jubiläum der Stadterhebung 1864 an. So entschloss man sich dann, beides in letzterem Jahr zusammenzulegen“, erklärt Rosenheims „Wiesn-Chef“ Klaus Hertreiter im Gespräch mit unserer Redaktion. „Da das Jubiläumsjahr bereits am 25. April 1964, aus Anlaß der Eröffnungsfeier der Ausstellung SOM mit einem großen Festakt im Hofbräusaal eingeleitet wurde, war die Zeit zwischen SOM und Herbstfest ausgefüllt mit Veranstaltungen von Vereinen und Verbänden, die ihrerseits das Jubiläum mit kulturellen und sportlichen Veranstaltungen bereicherten“, weiß wiederum der Rückblicks-Artikel von 1974 zu berichten.
1964 war Jubiläums-Herbstfest, das 150. dann … 2011?! - Kuriositäten der Volksfest-Jubiläen in Rosenheim
Aber schauen wir uns den Bericht im OVB vom Eröffnungstag im Jahr 1964 an: „Die brütende Hitze, die noch zu dieser abendlichen Stunde in den Straßen der Stadt lag, konnte den Erfolg des Eröffnungsaktes nicht beeinträchtigen. Tausende von Zuschauern säumten die Straßen der Stadt, und allein vom Zuschauen rann der Schwaß in Strömen. Trotzdem herrschte frohe Stimmung und verschiedentlich bestand sogar noch Neigung zum Beifallklatschen. Fürs Herbstfest da reut halt die Rosenheimer keine Kraftanstrengung.“ - „Die Grüße und Glückwünsche der bayerischen Staatsregierung überbrachte der stellvertretende Ministerpräsident Dr. Alois Hundhammer.“ Er war bis zu seinem Tod 1974 eine feste Größe auf der Wiesn.
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Der Anstich sei hervorragend verlaufen: „Auch heuer zischte das köstliche Naß ohne Zwischenfall in die ersten Maßkrüge. Die Bierzelte waren zu diesem wichtigen Vorgang bereits bis auf den letzten Platz gefüllt. Es besteht der begründete Verdacht, daß zahlreiche Rosenheimer einen sicheren Platz auf den hölzernen Bier, bänken der Teilnahme am Eröffnungsakt vorgezogen hatten, denn wie hätten sich sonst die 8000 Sitze so schnell belegen lassen? ‚Aber im Geiste san mir scho dabei a‘wesen‘ behauptete einer und gebot der Kellnerin gleich zwei Maß zu bringen, auf daß der Riesendurst dieses heißen Tages unverzüglich gelöscht werden könne.“
2011 wieder die selbe Frage
„2011 standen wir dann wieder vor der selben Frage: Warten wir wieder bis 2014 für ein Doppel-Jubiläum? Für mich selbst war es damals übrigens erst das vierte Herbstfest, bei dem ich dabei war“, fährt Hertreiter fort, „Bekanntlich haben wir uns dann für die Variante zum Wiesn-Jubiläum von 150 Jahren seit dem ersten Herbstfest 1861 entschieden. Dafür haben wir die Jubiläums-Wiesn dann wieder mit einem historischen Festzug gefeiert, der von dem knapp 50 Jahre zuvor inspiriert beziehungsweise eine Hommage daran war.“
Und 2011 war dann auch in der Ausgabe vom 27. August für die OVB-Kollegen Hendrik Heuser und Ludwig Siemeth die Jubiläums-Frage Thema: „Das wievielte Volksfest ist die Jubiläums-Wiesn eigentlich? Das weiß kaum einer. Auch Gabriele Bauer und Hermann Tomczyk nicht. Die Oberbürgermeisterin – es ist kurz nach 18 Uhr, soeben hat sie das erste Fassl im FlötzingerFestzelt ‚o’zapft‘ – überlegt lange. Dann tippt sie: ‚Es ist die 119. Wiesn.‘ Und auch Tomczyk, als Herbstfest-Ausschussvorsitzender im Wirtschaftlichen Verband der ‚Wiesn-Mache‘“ schlechthin, muss passen. ‚Vielleicht die 127.?‘, fragt er.“
Auch 2011 rätselte man über die Herbstfest-Chronologie
Das OVB weiß die Antwort, können die Kollegen dann damals verkünden: „In 150 Jahren seit dem bescheidenen Start im Jahr 1861 ist es – jawohl – ‚erst‘ das 79. Herbstfest.“ Denn erst ab 1931 habe es jährlich, mit Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg, ein Herbstfest gegeben. „Bevor die schweißgebadeten Besucher die erste erfrischende Mass stemmen durften, hatte im Flötzinger-Festzelt Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer – wieder einmal – ihren großen Auftritt. Auch sie feierte ein kleines Jubiläum: Schon zum zehnten Mal schwang die OB gestern um exakt 17.59 Uhr den Schlegel auf der Wiesn.“
Anzapfen im Flötzinger-Festzelt
O´zapft is in der Auer-Festhalle!
„Und seitdem gab es ja, durch Corona, schon wieder eine Unterbrechung“, bemerkt abschließend der heutige „Wiesn-Chef“ Klaus Hertreiter. Es gäbe übrigens schon erste Überlegungen für‘s nächste Jubiläum: „2036 wollen wir 175 Jahre Herbsfest feiern.“ Die Planungen dafür seien selbstverständlich noch in einem sehr, sehr frühen Stadium. „Aber sagen wir mal, wir sammeln schon Ideen, überlegen was man alles machen könnte ...“ (hs)
