66-Jähriger zeigt private Sammlung
12.000 Ausstellungsstücke stehen im Modellautomuseum Bernau
Der Bernauer Thomas Schneider hat sich seinen Traum erfüllt und betreibt seit drei Jahren ein Modellautomuseum. Was hinter den Exemplaren steckt und warum 170 Quadratmeter für die Autos, Flugzeuge und Schiffe nicht reichen.
Bernau – In jedem Manne steckt ein Kind. Dieses Sprichwort klingt wie maßgeschneidert für den Bernauer Thomas Schneider. Vor drei Jahren erfüllte sich der heute 66-Jährige einen Traum und eröffnete beim Gelände der Tennishalle in der Buchenstraße 17 in Bernau ein Modellautomuseum.
Thomas Schneider besitzt 12 000 Exemplare, 4000 davon sind auf 170 Quadratmetern ausgestellt, der Rest füllt Zimmer und das Treppenhaus daheim. Hauptsächlich finden Sammler und Urlauber ihren Weg in das Museum.
Modelle im Bernauer Museum reichen bis in die 50er-Jahren
In hell erleuchteten Vitrinen stehen die Schätze von Schneider, die er seit seinem 14. Lebensjahr angesammelt hat und die zum Teil 70 Jahre alt sind. Jährlich kommen 200 weitere Stücke dazu, erzählt er im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen verschmitzt. Er betont fachkundig: „Das ist kein Spielzeug, das sind Modelle.“ Wobei einige der Modelle einst auch durch Kinderhände gegangen sind, wie an Gebrauchsspuren auszumachen ist. Größtenteils aber sehen die kleinformatigen Autos, Lastwagen, Busse, Flugzeuge und Schiffe aus wie neu.
Jedes der kleinen Ausstellungsstücke ist in dem modernen, eingeschossigen Museumsneubau von Schneider vier Monate lang sorgsam angeordnet und liebevoll dekoriert worden. Der Sammler kann jedes Modell beschreiben, seine Herkunft, die Besonderheiten, den Wert und auch manche Geschichte, wie er dazu gekommen ist. Er zeigt zum Beispiel auf einen basaltgrauen Tankwagen im Miniformat. Das Fahrzeug ist ein Einzelstück, sagt Schneider. Er habe ihn von einem verstorbenen Freund, ebenfalls ein Sammler: „Ich würde das Modell nie hergeben.“
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Daneben steht eine maisgrüne Ausführung der Marke Thyssen. Schneider dazu: „Der ist auf Auktionen schon für 10 000 Euro gehandelt worden, weil es ihn nur als Werbemodell gegeben hat. Ich habe jahrelang danach gesucht und das Modell für einen halbwegs günstigen Preis erstanden.“
Ausdauer, Verhandlungsgeschick, Leidenschaft und manchmal einfach auch das notwendige Quäntchen Glück – das braucht ein guter Sammler. Was aber macht überhaupt die Faszination an den Modellen aus? Dazu erklärt Schneider: „Die Autos sind Zeitzeugen“, erklärt er stellvertretend für alle Exponate und fügt hinzu: „Für den einen ist das Plastikspielzeug, für den Sammler Lebenselixier.“
Viele Automodelle von großem ideellen Wert
Dabei komme es ihm in erster Linie gar nicht auf den Preis an. Er hat auch Autos in den Vitrinen stehen, die er für wenige Euro erstanden hat.
Dass einige seiner Exemplare einen Wert von mehreren tausend Euro habe, sei für ihn eine „angenehme Nebenerscheinung“. In der Hauptsache gehe es ihm darum, die Modelle zu besitzen.
„Die teuren Autos sind Vor- und so genannte Außerserien in kleinen Stückzahlen, das geht vom Format bis zur Farbe“, erklärt der Bernauer. Gefragt nach seinen Lieblingsmodellen antwortet er schmunzelnd: „Ich bevorzuge keines. Ich werde manchmal gefragt, was ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Ich sage dann immer, dass die Insel ziemlich groß sein müsste.“
Gleichgesinnte hat er in der näheren Umgebung nicht, erzählt der leidenschaftliche Sammler für Modellautos weiter. Selbst in ganz Oberbayern seien sie dünn gesät.
Immerhin trifft er sich regelmäßig in München mit seinem Sammler-Stammtisch und reist durch ganz Bayern und Deutschland, wenn es spezielle Treffen gibt – oft organisiert von Herstellern wie Wiking oder Schuco.
Erwachsene tauchen in ihre Kindheit ab
Doch egal ob Sammler, oder nicht, ob Jung oder Alt – Schneider hat sichtlich große Freude daran, seine Modelle herzuzeigen. Da sind Modelle von Motorrädern und Flugzeugen aus der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, so genannte Urmodelle, die vor der Serienfertigung entstanden, ein nachempfundener Spielzeugladen mit Puppen und Stofftieren, eine Vitrine mit altem Lego-Spielzeug, eine Spur-0-Märklin-Eisenbahn aus den 20er-Jahren und natürlich: Autos über Autos.
Sind nun Kinder oder Erwachsene mehr fasziniert von Schneiders Sammlung? Dazu hat er eine klare Antwort: „Erwachsene, weil sie das Spielzeug an ihre frühere Zeit erinnert.“
Die Welt der Spielzeugsammler:
Die Bernauer Tourist-Info-Leiterin Anja Abel sagt: „Das Modellauto-Museum in Bernau, das Thomas Schneider mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail gestaltet hat, ist ein wertvoller Ausflugstipp auch für unsere Gäste. Die feine Sammlung hat sich gerade auch als Schlechtwetterprogramm in der Region etabliert und erfreut Autoliebhaber sowie Groß und Klein gleichermaßen.“ Ein Spielzeugmuseum gibt es zum Beispiel auch im Heimatmuseum Traunstein. Es zeitantikes Spielzeug aus den Jahren 1870 bis 1960 aus der Von-Heimendahl-Sammlung. In Anger direkt an der Autobahn A8 kurz vor der Landesgrenze steht das Hans-Peter Porsche Traumwerk. Hans-Peter Porsche aus der Familie des berühmten Sportwagenherstellers sammelte von klein auf Spielzeug. Auch er teilt in seinem Museum seine Leidenschaft mit der Welt.
