SV Schloßberg soll Alternativen prüfen
10.000 Euro fürs Rasenmähen? Wie Stephanskirchen über das Duell Mensch gegen Roboter entscheidet
10.000 Euro pro Jahr nur für Mäharbeiten auf zwei großen und einem kleinen Fußballfeld, das war den Gemeinderäten zu viel. Da gebe es bessere und günstigere Lösungen. Zum Beispiel Mähroboter. Der SV Schloßberg Stephanskirchen (SVS) bekam Hausaufgaben: Alternativen prüfen.
Stephanskirchen – Das Problem ist alt und bekannt: Der Mäher, mit dem der Bauhof den Rasen auf den Fußballfeldern stutzt, ist zu schwer, hinterlässt Wellen. „Ich hab als kloana Bua schon über die Wellen gespielt“, erinnert sich Florian Beck (Bayernpartei). Und sein Vater, damals Abteilungsleiter Fußball, habe immer wieder Diskussionen mit dem Bauhof über den Zustand des Platzes gehabt.
Rillen auf dem Hauptplatz gehen gar nicht
Rillen auf dem Hauptplatz eines Vereins, dessen Mannschaften immer höherklassiger spielen und der Partner des FC Bayern München ist – gehen gar nicht. Da waren die Ausschussmitglieder ganz auf der Seite des Sportvereins. Bei der Lösung des Problems nicht.
Der SVS will, so der Vereinsvorsitzende Uwe Klützmann-Hoffmann in seinem Schreiben an die Gemeinde, einen Frontdeckmäher leasen, die beiden Großfeld- und den Kleinfeldrasenplatz künftig selber mähen. Düngen, lüften und sähen der Plätze bliebe Bauhof-Aufgabe. Die Kosten für Treibstoff und Wartung des Mähers übernimmt der Hauptsponsor des SVS, heißt es in dem Zuschussantrag. Die Lohn- und Gehaltskosten „sowie die gesamten Unterhaltskosten des Mähers“ betragen nach Einschätzung des SVS jährlich etwa 10.000 Euro. Die Kostenersparnis für die Gemeinde dürfe etwa die selbe Summe betragen, so die Einschätzung des Sportvereins.
Gerhard Scheuerer (Parteifreie) erinnerte daran, dass die Fußballer schon mal die Mäharbeiten übernommen, dies dann aber Knall auf Fall eingestellt hatten. „Und dann blieb’s doch wieder an der Gemeinde hängen“. Der SVS-Vorsitzende Uwe Klützmann-Hoffmann ist als Gemeinderat der SPD Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss. Er berichtete, dass er vier Männer von Mitte 20 bis ins Rentenalter gefunden habe, die die Mäharbeiten übernehmen.
Herbert Bauer (Parteifreie) hatte Zweifel, dass tatsächlich Bauhofleistungen in Höhe von 10.000 Euro pro Jahr entfallen, die Sache also für die Gemeinde kostenneutral sei. Denn düngen, belüften, sanden und sähen des Platzes bliebe ja beim Bauhof.
Gute Erfahrungen mit Mährobotern
Hubert Lechner (Parteifreie), Florian Beck und Gerhard Scheuerer sprachen sich alle für den Einsatz von Mährobotern aus. Die funktionierten in Nußdorf perfekt, hatte Beck in Erfahrung gebracht. Lechner wusste, dass auch Profivereine verstärkt auf Mähroboter umsteigen und damit sehr gute Erfahrungen machten. Bei der Platzqualität und den gesparten Kosten. Scheuerer fügte an, dass der Bayerische Landessportverband 33 Prozent der Anschaffungskosten übernehme, wenn der Sportverein die Mähroboter kauft, nicht die Gemeinde.
Diebstahlgefahr, wie von Janna Miller (Die Grünen) befürchtet, bestehe nicht: Die neuen Profi-Mähroboter sind in der Regel durch einen Code geschützt und mit GPS-Ortung ausgestattet – für potentielle Diebe also nutzlos.
Option Mähroboter nochmal anschauen
Angesichts des Widerstands im Ausschuss meinte Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie), „wir sollten uns die Option Mähroboter offensichtlich nochmal anschauen.“ Und auch in anderen Gemeinden – zum Beispiel Nußdorf, Rimsting, Kiefersfelden oder Kolbermoor, wo die Mähroboter zum teil seit Jahren eingesetzt werden – nachfragen, wie es dort läuft. Nach einer kurzen geflüsterten Absprache zwischen Bürgermeister und Verwaltungsleiter Dr. Andreas Uhlig wurde klar, dass „wir“ in diesem Fall der SVS ist, nicht die Gemeindeverwaltung.
Entscheidung vertagt
Mit dieser Hausaufgabe für den Sportverein wurde ein Beschluss über den Zuschussantrag einstimmig vertagt. Ausschussmitglied Uwe Klützmann-Hoffmann war als SVS-Vorsitzender von der Abstimmung ausgeschlossen.