Retter in Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen gefordert
Bergwacht-Einsätze massiv angestiegen: Das sind die häufigsten Notfälle
Obwohl die Zahl der Einsätze für die Bergwachten in den Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr stark anstieg, gibt es durchaus viel Positives. Am Ende bleibt ein eindringlicher Appell der Einsatzkräfte:
Landkreis Berchtesgadener Land/Landkreis Traunstein – Mehr als 1000 Mal mussten die insgesamt 15 Bergwachten in den Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen im vergangenen Kalenderjahr ausrücken. Obwohl die Einsätze im Vergleich zum Vorjahr von 867 auf 1071 um knapp 25 Prozent zunahmen – die Bergwacht führt dies vor allem auf die pandemiebedingt geschlossenen Skigebiete zurück – gibt es trotzdem erfreuliche Nachrichten.
Trotz des Plus an Einsätzen halbierte sich beispielsweise die Zahl der Bergtoten von 34 auf 17. Auch die Zahl der Vermisstensuchen sank von 60 auf 43 und statt 170 unverletzten Blockierten mussten die Retter nur noch 116 Mal wegen Menschen ausrücken, die mit ihrer Situation am Berg überfordert waren, ausrücken.
Den auffälligen Anstieg der Blockierten, Vermissten und Toten 2021 speziell in der Region Chiemgau erklärt sich die Bergwacht unter anderem mit den vielen zusätzlichen Heimat-Urlaubern. Wegen der Pandemie-Beschränkungen sind sie damals nicht wie sonst ins Ausland ans Meer gefahren, dafür aber dann häufig zum allerersten Mal ohne die entsprechende Vorerfahrung in die bayerischen Berge.
Jahresbeginn für die Retter besonders stressig
Die einsatzreichsten Monate im vergangenen Jahr für die Ehrenamtlichen der Bergwacht waren der Februar mit 187 sowie der Januar und März mit jeweils 149 Einsätzen – „vor allem bedingt durch das schöne Wetter, die wieder geöffneten Skigebiete und den Tourismus“, erklärt der BRK-Kreisverband Berchtesgadener Land. Am wenigsten gefordert waren die Retter demnach im November mit 18 und Dezember mit 29 Einsätzen.
Deutliche Einsatzschwerpunkte
Am häufigsten wurden die Retter auf die Skipiste gerufen: 339 Einsätze unter Beteiligung von Skifahrern und 42 mit Snowboard-Fahrern bilden einen der großen Schwerpunkte der Bergwacht, die aber auch 276 Mal wegen Unfällen beim Wandern ausrücken musste.
Ebenfalls viele Notrufe – genau 168 – gingen von Bergsteigern ein. Einmal mussten die Ehrenamtlichen einem verletzten Skispringer zu Hilfe eilen, zweimal mussten Drachenflieger auf die Unterstützung der Retter zurückgreifen – diese beiden Punkte bilden den Abschluss der Einsatz-Statistik des Jahres 2022.
Eindringlicher Appell der Bergwacht
„Wir appellieren daher weiterhin an alle Bergsteiger, die Risiken und Gefahren am Berg generell ernst zu nehmen, die eigene Fitness und Erfahrung realistisch einzuschätzen und sich vor Touren immer gut vorzubereiten, Wetter-Prognose, Schnee-Verhältnisse und Gelände vorab zu checken und sich nicht blind auf irgendwelche GPS-Tracks und Beschreibungen aus dem Internet zu verlassen. Es ist gut und wichtig, wenn Menschen die Natur und die Berge für sich entdecken und wertschätzen lernen, aber umso tragischer, wenn dann schwere oder sogar tödliche Unfälle passieren, die mit einer guten Planung vielleicht vermeidbar gewesen wären“, sagt Bergwacht-Regionalleiter Dr. Klaus Burger, zugleich ehemaliger langjähriger Vorsitzender des deutschen Gutachterkreises für Alpinunfälle.
aic