Amtsübergabe im königlichen Kurhaus
Weg aus München nach Bad Reichenhall: Landesamt für Maß und Gewicht vor neuen Herausforderungen
Die Behördenverlagerung von München nach Bad Reichenhall ist so gut wie abgeschlossen. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat am Montag den Leiter des Landesamtes für Maß und Gewicht (LMG), Dr. Thomas Weberpals, im königlichen Kurhaus in Reichenhall in den Ruhestand verabschiedet und dessen Nachfolger Stefan Thums begrüßt. Mit der Verantwortlichkeit zur kommunalen Wärmeplanung wird das Amt in Zukunft vor große Herausforderungen gestellt. Auch bei der Jägerprüfung ist man bald gefragt.
Bad Reichenhall - 20 Jahre lang hatte Thomas Weberpals die Behörde geleitet, deren Ursprünge bis in das Jahr 1869 zurückreichen. Dementsprechend umfangreich waren die Dankesworte. Tatsächlich war Weberpals Wirken in eine Zeit gefallen, in der im Zuge der bayerischen Heimatstrategie auch die Verlagerung der Behörde mit dem bisherigen Hauptsitz in München in die Kurstadt Bad Reichenhall beschlossen worden war.
Hier soll ein neues Dienstgebäude an der Münchner Allee errichtet werden. Pläne für den neuen Hauptsitz dazu liegen bereits in der Schublade. Dass der neue Hauptsitz für den Freistaat ein Prestigeprojekt werden wird, gilt als gesichert. 50 Arbeitsplätze sind bereits entstanden. Bisher ist das LMG im Hauptsitz der Sparkasse Berchtesgadener Land in Reichenhall einquartiert.
Was die 280 Mitarbeiter des Bayerischen Landesamtes für Maß und Gewicht den ganzen Tag tun, fällt in der breiten Wahrnehmung unter das Radar. Wie viel Benzin landet im Tank, wie viel Milch in der Flasche? Zuständig sind die Beamten für das Eichen, Prüfen, Kalibrieren und für das Konformitätsbewerten von Messgeräten sowie für die Überwachung von Medizinprodukten und Fertigpackungen. „Elektrotankstelle müssen auch geeicht werden”, sagte Minister Aiwanger. Der Verbraucher müsse sich sicher sein, dass er die Menge an Strom kriegt, die er geladen hat, sagt er.
An 16 Standorten ist das LMG bayernweit vertreten, zwei Beschussämter gibt es zudem zur Überprüfung von Waffen. Das Landesamt für Maß und Gewicht soll künftig – neben dem Eich- und Beschusswesen – auch für die Aufsicht über die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung sowie für die Jägerprüfung in Bayern verantwortlich zeichnen. Mehr Arbeit, mehr Mitarbeiter? Darüber gibt es bislang keine Auskünfte.
Stefan Thums, der geeignete Mann
Allerdings: Der Neue an der Spitze der Behörde gilt als geeigneter Mann, heißt es aus dessen Umfeld: Stefan Thums ist 59 Jahre alt, bis zuletzt saß er im Wirtschaftsministerium. Er ist zudem Jagdscheininhaber. „Das wird aber überbewertet”, gesteht der LMG-Leiter. Bislang hat er sich mit der Wasserkraft beschäftigt, war mal Behördenleiter in Bad Kissingen im Wasserwirtschaftsamt. Jetzt geht es um Maß und Gewicht. „Ich werde mein neues Amt erstmal kennenlernen müssen”, sagt er.
Tatsächlich steht die Behörde vor gewaltigen Herausforderungen, auch, da die Zuständigkeiten vielfältiger werden. Die gesamte kommunale Wärmeplanung in Bayern soll vom Landesamt aus betreut werden. Selbst die Geothermie wird künftig Sache des LMG sein, betonte Wirtschaftsminister Aiwanger. Der Fokus dürfte künftig also häufiger auf jenen Amt fallen, das im Vergleich mit anderen eher als überschaubar klein einzustufen ist.
Auch Minister Aiwanger geht davon aus, dass es in Zukunft noch „oft politischer” zugehen könnte, spätestens wenn die Wärmeplanung weiter fortgeschritten ist und jede Kommune Lösungen für ihre Bürger präsentieren muss. „Wir werden alle Kommunen begleiten”, gab Weberpals bei seinem Abschied zu verstehen. „Wir handeln im Sinne der Verbraucher”, wusste auch Ronald Kraus, Hauptpersonalrat beim Staatsministerium der Finanzen und für Heimat, zu berichten
Weg aus München, hinein in die Voralpen
Die Behördenverlagerung nach Bad Reichenhall war dann auch für den scheidenden Amtsleiter Thomas Weberpals die wohl einschneidendste Maßnahme: Weg aus München, hinein in die Voralpen. Nicht alle Mitarbeiter sind mitgegangen, viele neue mussten gefunden werden. Für viele sei das eine Zeit der Unsicherheit gewesen. Man sieht sich im südöstlichsten Oberbayern aber gut aufgehoben. Das findet auch der neue Leiter Stefan Thums, der sogleich ein heißes Eisen aufgreift: Die Wiederholungsprüfung bei Böllern vor Ablauf von fünf Jahren. Böller zählen nicht als Waffe. Das Beschussamt des Landesamts für Maß und Gewicht ist für deren Prüfung zuständig. „Mein Sohn ist zu den Schützen beigetreten”, sagt Thums. Böller, Wärmeplanung, Jägerprüfung: Es sind nur einige Aufgaben, mit denen sich der Diplom-Forstwirt auseinandersetzen muss.
kp
