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Wissenschaft und Praxis trifft sich

Baumschultag in Teisendorf: Die wirklichen Klimaschützer sind aktive Waldbesitzer

Baumschultag am AWG in Teisendorf
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Hoher Besuch beim Baumschultag des AWG: (v.l.n.r.): Hans Ludwig Körner, (Geschäftsführer Bayerischer Waldbesitzerverband), Dr. Joachim Hamberger (Leiter AWG), Gisela Sengl (MdL), Alain Paul (Geschäftsführer Verband Deutscher Forstbaumschulen), Forstministerin Michaela Kaniber, Hubert Sailer (Vorsitzender EZG), Daniel Angerer (Vorsitzender Zertifizierungsring für überprüfbare forstliche Herkunft, ZüF), Bürgermeister Thomas Gasser.

In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels wächst auch die Sorge um den Wald. Er ist auch bei uns zunehmend von Hitze, Trockenheit, Stürmen und Borkenkäfer bedroht. Um mögliche Wege und Lösungen für einen zukunftsfähigen Wald zu diskutieren, hat das Amt für Waldgenetik (AWG) in Teisendorf nach zehn Jahren wieder Praktiker und Wissenschaftler zu einem Baumschultag eingeladen.

Teisendorf - Über 40 Vertreter von Forstbaumschulen, Verbänden, forstlichen Zusammenschlüssen, den Bayerischen Staatsforsten, Hochschulen und der Politik waren der Einladung in den Dechantshof nach Teisendorf gefolgt. Dr. Joachim Hamberger, der Leiter des AWG freute sich besonders, dass Forstministerin Michaela Kaniber gekommen war und die Eröffnungsrede hielt. 

Sie sei gern gekommen, denn „hier am südöstlichen Rande von Bayern schlägt das Herz für die Zukunft unserer Wälder“, betonte die Ministerin gleich zu Beginn und fuhr fort. „Ohne eine aktive Waldbewirtschaftung können wir unsere Wälder nicht erhalten“. Die wirklichen Klimaschützer seien die aktiven Waldbesitzer. Pauschale Flächenstilllegungen und Mittelkürzungen im Bereich von Land- und Forstwirtschaft auf Bundesebene kritisierte sie scharf. In Bayern seien allein im letzten Jahr 95 Millionen Euro in die Zukunft der Wälder investiert worden, davon 40 Millionen in Saat- und Pflanzmaßnahmen. Denn Waldumbau beginne beim Saat- und Pflanzgut. Gerade deshalb sei der Baumschultag als Austauschplattform zwischen Forschung und Praxis wichtig. 

Austausch zwischen Forschung und Praxis

Auch Bürgermeister Thomas Gasser zeigte sich stolz, eine Behörde wie das AWG, die sich für die Zukunft der Wälder einsetzt, in seiner Gemeinde zu haben. „Anpassung ist das Hauptthema des AWG“, stellte Dr. Joachim Hamberger in seinen Ausführungen klar. Die Natur mit dem Klimawandel lege die Spielregeln fest, an die die Wälder zeitnah angepasst werden müssten. Ein Baustein dafür seien die vom AWG erarbeiteten Herkunfts- und Verwendungsempfehlungen für forstliches Vermehrungsgut, die je nach Region eine breite Auswahl an Herkünften mit unterschiedlichem Risiko enthalten und den Waldbesitzern eine Orientierungshilfe bei Saat und Pflanzung sein können. 

In Zeiten des Klimawandels müsse man heimische Baumarten, wie Speierling, Elsbeere, Feldahorn, die zwar selten aber trockenheitstolerant sind, von der Ersatzbank zum Stammspieler im Wald machen, so Dr. Muhidin Seho, wissenschaftlicher Mitarbeiter am AWG. Deshalb wähle das AWG Erntebestände solcher Baumarten aus und mache sie für die Saatguternte verfügbar. Schrittweise werden auch Samenplantagen mit seltenen Baumarten aufgebaut, wie kürzlich am Starnberger See für die Elsbeere.

„Nicht nur die Baumart ist entscheidend, sondern auch die Herkunft der Samen“, betonte der stellvertretende Behördenleiter am AWG Randolf Schirmer. In Herkunftsversuchen versuche man spättreibende südliche Herkünfte zu finden, die Trockenheit und Wärme gut vertragen aber auch mit den bei uns auftretenden Spätfrösten zurechtkommen. Bei Schwarzkiefer beispielsweise ist es die Herkunft aus Korsika, die bei uns am besten wächst.

Laborleiterin Dr. Barbara Fussi richtete einen Appell an die Erntefirma möglichst bei Vollmasten zu ernten, weil dann die Chancen für einen hohe genetische Vielfalt im Saatgut am höchsten sind. Genetische Vielfalt aber sei die Grundlage für die Anpassungsfähigkeit der Wälder an sich ändernde Klimabedingungen.

Vielleicht sollte man in Zukunft mehr an „Herkunftsmischungen“ denken, um die genetische Vielfalt als Basis so breit wie möglich zu gestalten. Diese These stellte Prof. Dr, Erwin Hussendörfer von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in den Raum. Gleichzeitig betonte er, dass nur identitätsgesichertes forstliches Vermehrungsgut in den Handel kommen sollte, damit der Waldbesitzer weiß, woher seine Bäume stammen. 

Dies konnte Dr. Sebastian Höllerl von den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) voll unterschreiben. „Ohne Kompromisse setzen die BaySF auf die Herkunftssicherheit“, betonte er. Um alternative Baumarten und Herkünfte zu testen, lege man Praxisanbauversuche an um möglichst schnell Erkenntnisse über die Anbauwürdigkeit auf der Fläche zu gewinnen.  

Waldumbau beginnt beim Saat- und Pflanzgut 

In Bayerns Wälder werden jährlich 20-25 Millionen Pflanzen gepflanzt. Die süddeutschen Forstbaumschulen seien bestrebt, diese in bester Qualität zu produzieren und auf den Markt zu bringen, versicherte Hubert Sailer, Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsforstpflanzen „Süddeutschland“ (EZG). Mit dem privaten Zertifizierungssysten ZüF wird auf Herkunftssicherheit als wesentliches Qualitätsmerkmal gesetzt. So seien im letzten Jahr 12,6 Millionen ZüF-zertifizierte Forstpflanzen vermarktet worden, wußte der Züf-Vorsitzende Daniel Angerer. Ein enger Kontakt zwischen Waldbesitzern, Verwaltung und Baumschulen sei für die Planbarkeit der Produktion unumgänglich, waren sich alle Vertreter der Baumschulbranche einig. 

Am Nachmittag führte eine Exkursion die Teilnehmer des Baumschultages ins Eichet bei Freilassing. Dort wurde ein hochwertiger Stieleichenbestand besichtigt, der für die Saatguternte zugelassen ist und aus dem auch regelmäßig Saatgut geerntet wird. Auf großes Interesse stießen auch Demonstrationsflächen mit Alternativbaumarten wie Japanbirke, Schwarzkiefer, Blauglockenbaum, Zedern oder Baumhasel, die das AWG dort unterhält, um Informationen zur Wuchs- und Überlebensfähigkeit unter den Bedingungen unserer Region zu gewinnen. Die Mitarbeiter des Teisendorfer Amtes betonten allerdings, dass auch im Klimawandel stark auf heimische Baumarten gesetzt werden muss. So wird die Eiche im Klimawandel einer der Gewinner sein. Das Manko dabei: Es gibt derzeit nicht genügend passendes Erntematerial von Trauben- und Stieleichen. 

kon

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