Kolpingfamilie Teisendorf
Knast oder Seniorenresidenz - ein Verwirrspiel mit Happyend zum Lachen und Nachdenken
Mit der bayerischen Version der unterhaltsamen Komödie „Residenz Schloss & Riegel“ von Winnie Abel hat die Theatergruppe der Kolpingfamilie Teisendorf wieder einen Volltreffer gelandet. Bei der Premiere am Freitagabend im Pfarrsaal gab es viel Applaus für das zum Lachen und Nachdenken anregende Verwirrspiel, das in einer „geschlechtsgemischten JVA“ spielt. Weitere Auftritte sind bereits geplant.
Teisendorf - Eine durchaus gelungene Premiere erlebte auch Peter Rauscher, der erstmals bei der Gruppe Regie führte und gleichzeitig für das Bühnenbild verantwortlich war. Er erwies sich als würdiger Nachfolger des im letzten Jahr verstorbenen langjährigen Spielleiters Lorenz Willberger.
Eine Komödie, die in einem Knast spielt, ist etwas Unübliches und Unerwartetes. Vor allem, wenn durch eine Verkettung unglücklicher Umstände die Justizvollzugsanstalt (JVA), mit weiblichen und männlichen Insassen besetzt, plötzlich von den Rentnern Irmgard und Hubert Gabler mit einer Seniorenresidenz verwechselt wird. Die Nichte der beiden, Dr. Sandra Reschke, leitet die JVA und hat als Vielbeschäftigte vergessen, die versprochene Seniorenresidenz zu buchen. Als das Rentnerehepaar aus der Reha entlassen wird und unerwarteterweise vor der Tür des Gefängnisses steht, erlebt die Leiterin einen Zusammenbruch und wird von Rettungskräften ins Krankenhaus gebracht.
Absurde Situationen
Ihre Verwandten bleiben den Häftlingen und dem JVA-Beamten Kunz überlassen. Während der Schläger Bernie Brandner und die Wirtschaftskriminelle Marlene von Heimstätt sich um die neuen Mitbewohner wenig scheren, sondern mit sich selbst beschäftigt sind, wittern die Häftlinge Jackie und Karl Huber ihre Chance. Sie vermitteln den Senioren den Eindruck, dass sie sich tatsächlich in einer Residenz aufhalten, kümmern sich um sie und wollen so bei Dr. Resch Hafterleichterung bekommen. Das ganze führt zu viel Verwirrung und absurden Situationen.
Anfangs geht die Rechnung auf, dann aber schöpfen die Rentner Verdacht, dass hier etwas nicht stimmt. Als Dr. Resch zurückkommt, den Irrtum aufklärt, sich über Jackie und Karl mächtig ärgert und endlich ein Zimmer in einer richtigen Seniorenresidenz für Irmgard und Hubert gefunden hat, entschließen sich die beiden spontan, doch nachhause zurückzukehren und den unschuldig verurteilten Karl als Hilfe bei sich anzustellen. Für die anderen Insassen geht in der JVA der normale Alltag weiter.
Die Darsteller
Alle Darsteller waren als Charaktere gut gewählt und füllten ihre Rollen professionell aus. Die unbekümmerte, quirlige Gangster-Rapperin Jackie (Silvia Gruber), der bescheidene, unschuldig verurteilte Pechvogel Karl (Felix Gasser), die von Vorschriften überforderte JVA Leiterin (Regina Zeiser), der geistig minder bemittelte, cholerische Schläger Bernie Brandauer (Uli Habereder), die überkandidelte Wirtschaftskriminelle Marlene von Heimstätt (Magdalena Schmid) und der stoisch blasierte, in der Routine gefangene Justizvollzugsbeamte Kunz (Josef Altinger) brachten treffend und ironisch zugleich die Atmosphäre in einem Gefängnis auf die Bühne. Im Rentnerehepaar Irmgard Gabler (Maria Eder) und Hubert Gabler (Horst Brunner) mit ihren Wehwehchen, Macken und Sticheleien, Bedenken und Sorgen konnte sich so mancher im Saal wiedererkennen. Die beiden Sanitäter Irmgard Wallner und Andreas Unterrainer hatten zwar nur einen kurzen, aber überraschenden Auftritt.
Bei allem Humor hatte das Stück aber auch eine nachdenkliche Komponente. Wie umgehen mit dem Älterwerden, dem Umzug in ein Seniorenheim, mit Justizfehlern, Wirtschaftskriminalität und Resozialisierung? Und ist der Vergleich zwischen Knast und Seniorenresidenz im Empfinden vieler wirklich so abwegig?
Weitere Aufführungen
Ein großes Lob gilt auch den vielen Helfern hinter den Kulissen, die hier nicht alle genannt werden können, für die einwandfreie Ton- und Beleuchtungstechnik, die Bühnenmalerei und die Pausenbewirtung. Natürlich auch den beiden Souffleusen Anna Mahler und Regina Gasser, die den Schauspielern vom Publikum unbemerkt halfen. Die Gesamtorganisation lag bei Josef Altinger.
Weitere Aufführungen der Kolpingfamilie Teisendorf finden am kommenden Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag statt (8. bis 11. Mai), an den ersten drei Tagen jeweils um 20 Uhr, am Sonntag bereits um 18 Uhr. (kon)