Das ist geplant
Stadrat Freilassing diskutiert über Gewerbegebiet Eham
Ein neues, rund 3,2 Hektar großes Gewerbegebiet im Stadtteil Eham beschäftigte jüngst erneut den Stadtrat, wobei bei der Grünen Stadträtin Stefanie Riehl der Eindruck entstand, sie wolle lieber einen Park statt eines Gewerbeparks haben. Auf dem Areal soll nicht nur Gewerbe entstehen – „aber nur Produzierendes“ – sondern auch ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet, sowie reine Wohnbauten.
Freilassing - Planer Thomas Wiegand, zugeschaltet aus Krumbach, erläuterte erst, wie die gesamte Fläche bebaut werden könne, welche Höhe die einzelnen Gebäude haben dürften – maximal zwölf Meter - und was man in den neuen Gewerbebauten alles nicht will: Zum Beispiel im Gewerbegebiet keine „Vergnügungsstätten“, keine Tankstellen, keine kirchlichen Einrichtungen, im Wohngebiet im Südosten keine Gastwirtschaften, keine Lebensmittelläden und vieles mehr. Der Vortrag war einigen Stadträten nicht lebendig genug, sie waren froh, als sie in die Diskussion einsteigen durften.
Was die Stadt alles nicht will
Man könnte glauben die Interessenten für Flächen im Gewerbegebiet stehen schon Schlange, denn die Stadt weiß schon, was sie alles nicht im neuen Gebiet haben will. Das fiel auch Robert Judl von ‚Pro Freilassing‘ auf. Warum müsse es so viele Einschränkungen geben, „warum darf es zum Beispiel keine Bäckerei im Mischgebiet geben?“. Eine maximale Höhe von acht Meter für Wohngebäude im Mischgebiet erschien ihm auch als zu gering, „ich wünsche mir mehr Freiheiten für die Interessenten“. Außerdem erscheinen Judl die geplanten Straßen im neuen Gewerbegebiet überdimensioniert.
„Schade dass es zerredet wird“, Markus Hiebl
Zu einem regelrechten Rundumschlag gegen das neue Gewerbegebiet holte Stefanie Riehl – „Ich bin vom Fach“ – von den Grünen aus. Sie erinnerte daran, dass dem Stadtrat ein „ökologisch nachhaltiges Gewerbegebiet“ versprochen worden war, das sieht nach Ansicht Riehls eben ganz anders aus als das nun vorgelegte. Als gebe es nicht ohnehin schon genug Beschränkungen will Riehl weitere Branchen ausschließen, „ich will keine Logistikanlagen, kein Hotel, keine Gastronomie und auch keine Gesundheitsbetriebe, hier haben wir andere Flächen vorgesehen“. Bürgermeister Markus Hiebl unterstütze die Grüne kurz und bedankte sich für den „richtigen Hinweis“.
Doch Riehl war mit ihrer Kritik noch lange nicht am Ende, und als sie über die Bayerische Bauordnung und die darin enthaltenen Bestimmungen über Solar- und PV-Anlagen auf Dächern zu referieren begann ließ die Aufmerksamkeit der anderen Stadträte sichtbar nach. „Das ist jetzt wichtig, ich weiß nicht, warum ihr jetzt nicht zuhört“, so Riehl verwundert in die Runde, mancher fühlte sich in die Schulzeit zurückerinnert. Jetzt war auch die „Alles gut“-Stimmung des Bürgermeisters am Nullpunkt, „Schade, dass das jetzt so zerredet wird“, man habe es hier doch nur mit einem Vorentwurf zu tun, ihm sei wichtig, dass das Projekt starten könne.
Stefan Standl von der CSU brachte die Stimmung des Stadtrates auf den Punkt: „Die Meinung von Frau Riehl teilen nicht alle hier im Gremium“, man möge nicht alle ihre Ausführungen so ernst nehmen und sofort in die Planungen einarbeiten, er will im Bauausschuss, also in einem sehr viel kleineren Gremium, darüber noch einmal diskutieren. Auch die von Riehl geforderte, extensive Dachbegrünung müsse man kritisch sehen, „das kostet alles viel Geld, und wir wollen für die Flächen am Ende noch Interessenten finden, die kaufen“.
Dem Vorentwurf zum Flächennutzungsplan stimmten die Stadträte einstimmig zu, beim Bebauungsplan für „Eham I“ gab es sechs Gegenstimmen, unter anderem von Stefanie Riehl.
Das jetzt neue Gewerbegebiet Eham an der BGL2 war ursprünglich vom Anlagenbauer Frimo gekauft worden und als Erweiterungsfläche vorgesehen, 2019 waren die Baupläne schon fast in trockenen Tüchern, doch 2020 zog Frimo die Pläne zurück, die Stadt kaufte das Grundstück und will es nun selbst an Gewerbebetriebe verkaufen, aber eben auch Wohnungen bauen.
hud
