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„Mama, wo ist Gong Gong?“

Brauchtum für die Allerkleinsten: Schönauerin gestaltet erstes Buttnmandl-Bilderbuch

Uschi Köllhofer
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Die Schönauerin Uschi Köllhofer mit ihrem selbst gestalteten Buch „Buttnmandln, Krampein und der Heilige Nikolo“

Bald ist es wieder so weit: Im Dezember, vor allem am 5. und 6., kann man wieder das wilde Treiben der Buttnmandl und Krampein im Berchtesgadener Talkessel erleben. Der Nikolaus geht mit ihnen von Haus zu Haus und lobt oder rügt die Kinder, je nach dem, wie sie sich im vergangenen Jahr verhalten haben. Nun gibt es auch erstmals ein passendes Bilderbuch für die Allerkleinsten. „Mama, wo ist Gong Gong?“, lautet dabei der ausschlaggebende Satz, der die Schönauer Autorin Uschi Köllhofer auf die Idee gebracht hat.

Schönau am Königssee – Uschi Köllhofer heißt eigentlich Orsolya mit Vornamen. Sie stammt nämlich ursprünglich aus Ungarn. „Hier bin ich aber für alle die Uschi“, sagt sie. Und Uschi steht auch auf ihrem Buch „Buttnmandln, Krampein & der Heilige Nikolo“, das sie ganz alleine gestaltet hat.

Alles beginnt im Jahr 2008, als Uschi den Sommer über im Talkessel in der Gastronomie arbeitet. Ihre erste Begegnung mit dem beliebten Brauch hat sie noch im selben Jahr. Ihre damalige Chefin lädt sie ein, zum Nikolaustag noch einmal für zwei Tage zu Besuch zu kommen. „Sie hat uns dann in den Stall reingeschoben“, in dem sich die Kramperl zum Lauf fertig machen. „Das war natürlich lustig, denn in Ungarn gibt es so etwas nicht“, lacht sie. „Aber das Scheppern war auch ganz schön laut, und nachts, wenn die Jungs schon etwas betrunken sind, dann schlagen sie auch mal ein bisschen härter zu.“

Ihr Job im Kindergarten und ihre Tochter bringen sie auf die Idee

Seit 2009 lebt Uschi nun auf Dauer in der Region. Als sie ihren Mann kennenlernt, läuft dieser über die Jahre sowohl als Buttnmandl, als auch als Krampei und Ganggerl. Sein Fell und seine Loavn sind auch in dem Bilderbuch verewigt. Nach ihrer Arbeit im Service und der Hotellerie macht Uschi in der Kinderpflegeschule in Bischofswiesen ihre Ausbildung und arbeitet seitdem im Schönauer Kindergarten. Derzeit befindet sie sich wegen ihrer zweijährigen Tochter in Elternzeit.

Und durch ihre kleine Tochter und die Arbeit fiel ihr auf, dass es kein Kinderbuch zu dem Thema gibt. Zwar findet man zahlreiche Bücher über den Nikolaus, aber nichts über den Brauch rund um Berchtesgaden. „Die Kleine hat dann ständig gefragt: ‚Mama, wo ist Gong Gong (Nachahmung der Glocken, Anm. d. Red.)?‘“ Erwachsenenbücher, die den Brauch mit vielen Bildern beschreiben, hält sie für nicht kindgerecht und auch im Fotoalbum der Familie gibt es Bilder, die Kinder nicht sehen sollten. So entsteht die Idee des Bilderbuches. „Da dachte ich mir, ich ziehe das jetzt durch“, erklärt Uschi.

Uschi liest ihrer Tochter aus dem Buch vor.

Texte und Bilder stammen alle von Uschi selbst

Im März diesen Jahres fällt der Startschuss. Sie fertigt alle Bilder mit Akryl- und Aquarellfarben selbst an. Auf einem sind Krampein, Buttnmandln, Gaggerl und der Nikolaus zu sehen, auf einem anderen sitzen aufgeregte Kinder in der Stube. Meistens malt sie abends, wenn die Kleine im Bett ist oder während diese Mittagsschlaf macht. Beim Text, der in Reimen verfasst ist, ist sie sich anfangs noch unsicher, ob er auf Bairisch oder Hochdeutsch sein soll. Es entstehen zunächst zwei Versionen. „Ich habe es jetzt so gemacht, dass nur einzelne Wörter auf Bairisch sind, die dann zum Schluss in einem Lexikon noch erklärt werden.“ Schließlich gebe es ja mehr Zugezogene wie sie und auch Touristen, die den Text auch verstehen sollen.

Die Bilder hat die Autorin alle selbst gemalt.

Das Buch beschreibt, wie Kinder den Brauch erleben

In der Geschichte geht es darum, wie Kinder den Brauch sehen und erleben. „Ich hatte dazu schon viele Anfragen. Manche Eltern hatten Angst, dass ich da wirklich alles erzähle. Das ist nicht so“, betont sie. Geschildert wird ein Tagesablauf. „Manche Kinder gehen ja noch in die Schule oder den Kindergarten. In der Früh ist es noch still, aber die Aufregung ist schon da, weil sie genau wissen, dass es später scheppern wird und das kann man dann auch überall hören. Manche dürfen mitgehen und beim Beten zuschauen. Und dann geht es nach Hause, weil der Nikolaus kommt.“

Was in dem Buch besonders auffällt, ist die Gestaltung der Loavn. Inzwischen gibt es ja recht schaurige Exemplare bei den Läufen zu sehen, manche nennen sie schon „Zombie-“ oder „Orkschädel“. Die Zeichnungen lassen jedoch nichts davon erkennen. Dort sieht man klassische Fellloavn, wie sie früher fast überall getragen wurden. Auf keiner der Seiten wird einem Kind Angst gemacht, sondern es geht einfach nur um einen aufregenden Tag. Uschi lässt das Buch beim Plenk Verlag, der noch beim Satz und Layout zur Hand geht, auf eigene Kosten drucken. Die Pappseiten sind dick und robust und gut geeignet für kleine Kinder. „Es ist nur eine kleine Auflage, aber ich denke, wir werden hier alle glücklich machen.“ Die Nachfrage sei zumindest inzwischen sehr hoch. Vertrieben wird das Buch an folgenden Stellen:

Zusätzlich ist die Autorin mit den örtlichen Kindergärten im Kontakt. Im Moment laufen sechs Sammelbestellungen von Eltern. Falls danach noch Exemplare übrig sein sollten, möchte sie schauen, ob vielleicht jemand am Christkindlmarkt die Bücher verkaufen möchte. Positive Rückmeldung kam schon von einigen Eltern. „Erst gestern hat mir eine Mutter geschrieben, dass die Bilder schön sind und wirklich nichts enthalten ist, was Kinder nicht sehen sollen.“ Zwar ist sie sich im Klaren, dass es in dem Bilderbuch nicht um die Original-Geschichte des Nikolaus von Myra geht, „aber dieses Buch ist halt für uns hier herinnen gedacht.“

mf

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