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Spitzensportförderung blieb ihm bisher verwehrt

Kampf um Anerkennung: Andi Wimmer gehört zu den erfolgreichsten Sportlern bei der Bayerischen Polizei

Andi Wimmer (rechts) mit Staatsministerin Michaela Kaniber und Innen- und Sportminister Joachim Herrmann.
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Andi Wimmer (rechts) mit Staatsministerin Michaela Kaniber und Innen- und Sportminister Joachim Herrmann. In der Eissportarena am Königssee wurde der 41-jährige Grassauer geehrt.

Der Grassauer Andi Wimmer ist einer der besten Sportler bei der Bayerischen Polizei. Mehrfacher Europameister, Weltmeister - in mehreren Disziplinen im Schießen. In der Spitzensportförderung ist der Trainer und Teamkapitän der Mannschaft des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd dennoch nicht vertreten. Das wurmt den 41-jährigen Beamten. Da nimmt er auch vor zwei Staatsministern kein Blatt vor den Mund. Das Problem dabei: Seine Disziplinen sind nicht olympisch. 

Schönau am Königssee – Geehrt wurde Andi Wimmer schon mehrfach. Zuletzt in Grassau, seinem Heimatort. Dort wurde Andi Wimmer mit anderen Sportlern verschiedener Disziplinen ins Rathaus eingeladen. Mit dem Erfolg von Sportlern kann man sich schmücken. Wimmer gilt wegen seiner sportlichen Leistungen nun als Botschafter seiner Heimatgemeinde

Aus Berufswegen ist Wimmer mit Waffen vertraut. Mit sportlichem Gerät schießt er aber bereits viel länger. Seitdem er zwölf Jahre alt ist. „Ab diesem Zeitpunkt darf man ein Luftgewehr bedienen”, sagt der Grassauer am Rande des 75-jährigen Jubiläums des Bayerischen Polizeisportkuratoriums in der Eisarena an der Kunsteisbahn am Königssee. 

Andi Wimmer steht dort auf der Bühne, als Polizeivertreter in Dienstkleidung. Heute wird er für seine herausragenden Leistungen im Schießen geehrt. Hochrangige Vertreter begleiten den Festakt. Wimmer hat in den vergangenen Monaten viele Top-Ergebnisse abgeliefert, für die er nun gewürdigt werden soll. Wenn man es genau nimmt, hat sein sportlicher Erfolg, für den ihn das Kuratorium auszeichnet, aber nichts mit einer beruflichen Förderung bei der Bayerischen Polizei zu tun.

Wimmer profitiert bisher nicht von der Spitzensportförderung

Denn Andi Wimmers Sportdisziplinen betreibt er allein in der Freizeit. Als Sportler wird er nicht gefördert wie etwa jene bayernweit rund 100 Spitzensportler, die die Ausbildung zum Polizisten gemacht haben. Weil sie so gut waren, wurden sie in das Programm der Spitzensportförderung aufgenommen. Talente können sich dann glücklich schätzen.

Die Arbeit ist dann der Sport. Geld gibt’s obendrein. Ein Berufsjahr ist schnell erklärt: elf Monate Sport, einen Monat Polizeidienst. Jeder Spitzensportgeförderte wird entlohnt wie jeder andere Polizist desselben Dienstgrades auch. Andi Wimmer findet es gut, dass es eine solche Förderung gibt. Jedoch: Für ihn gilt sie nicht, er profitiert davon keinen Deut. „Ich trainiere nicht während meiner Dienstzeit, sondern ausschließlich davor und danach”, sagt Andi Wimmer. 

„Das Schießen wird bis zu meiner Pensionierung Dienstsport“

Beim Jubiläum des Bayerischen Polizeisportkuratoriums sind zwei Minister auf der Bühne: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Innen- sowie Sportminister Joachim Herrmann. Andi Wimmer wird auf die Bühne gerufen. Um seinen Hals hängt ein Schwung Medaillen: drei goldene, zwei in Silber, eine bronzefarben. Es ist dies der Erfolg seiner sportlichen Leistungen bei der vergangenen Europameisterschaft.

Diese fand in Châteauroux statt. Châteauroux ist dieses Jahr auch eine Gastgeberstadt der Olympischen Spiele von Paris 2024. Die Medaillen sind Wimmers ganzer Stolz. Ob die anderen denn überhaupt noch Einsatztraining mit ihm machen wollen, wenn er denn so gut schieße, wird er gefragt.  

Der Innenminister beglückwünscht Wimmer, Staatsministerin Kaniber ebenso. Auf der Bühne wird der 41-Jährige als „Vorbild” bezeichnet - wegen seiner zahlreichen internationalen Erfolge. Wimmer sagt vor rund 200 Gästen, viele davon hochrangige Polizeivertreter: „Ich habe es mir zum Ziel genommen, dass das Schießen bis zu meiner Pensionierung Dienstsport wird.” Bislang ist das nämlich nicht der Fall.

„Meine Disziplinen sind halt nicht olympisch“

Spitzensportgeförderte Polizisten dürfen ihre Disziplin tagtäglich trainieren. Es ist Teil des Berufs. Gewöhnliche Polizisten können pro Monat vier Stunden bezahlten Dienstsport treiben, um ihrer Gesunderhaltungspflicht nachzukommen. Es existiert ein Dienstsportkatalog: Berggehen ist da drin zu finden, Leichtathletik ebenso wie Fahrradfahren. Der Schießsport, dem Wimmer ausufernd nachgeht, ist nicht enthalten. Verantwortliche der Polizei sagen, Schießen sei kein Sport, sondern eine Grundfertigkeit. Deshalb findet es hier keinen Platz.  

Wimmer wäre er gerne im Förderprogramm dabei. Bei der Polizei heißt es, die „Erhaltung der Gesundheit” habe besondere Priorität. Man rühmt sich damit, dass „die ersten Ansätze zum Präventionsgedanken” von der Bayerischen Polizei stammten.

Dass Wimmer mit seinen Leistungen nicht in der Spitzensportförderung ist, hat einen Grund: „Meine Disziplinen sind halt nicht olympisch. Das ist aber alles, was bei der Polizei zählt. Innenminister Herrmann würdigt zwar Wimmers Leistungen, die neben dem normalen Dienst erbracht werden und unbezahlt sind. Jedoch: Ob Ju-Jutsu, Kanu, Bodybuilding, Judo oder Snowboard: Polizisten, die in olympischen Sportarten Bestleistungen zeigen, sind im geförderten Programm.

Wimmer kämpft für sein Anliegen

Andi Wimmer mit seinen Vorderladern nicht. Erfolgreich ist er zudem im Blasrohrschießen und bei Traditionsfeuerwaffen, die in Tracht geschossen werden. Dort ist er mehrfacher bayerischer Meister. In 23 Disziplinen nimmt er insgesamt teil, trainiert oft mehrfach am Tag, jedoch nie dienstlich.

Wimmer ist Trainer und Teamkapitän in der Mannschaft des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd und sagt: „Wie soll ich junge Leute motivieren, an Polizeimeisterschaften teilzunehmen, bei denen Spitzensportgeförderte mitmachen, die den ganzen Tag trainieren?” Hier brauche es unterstützende Anreize wie etwa Stundenschreibung. Das Präsidium sei groß. Viele müssten lange Anfahrtswege in Kauf nehmen, damit sie zum Training kommen. 

Wimmer will an der Sache dranbleiben. Auch wenn er bei der Polizei nicht als Spitzensportler gilt, möchte er das Schießen zumindest im Dienstsportkatalog sehen. „Ich zeige den anderen auch, wie es geht.”

kp

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