Young-Adult-Geschichte mit besonderer Message
Von Gipfeln und Romanzen: Schönauerin Melanie Dommenz und ihr erster Roman
Die Schönauerin Melanie Dommenz hat während des Corona-Lockdowns die Liebe fürs Schreiben entdeckt. Nun ist ihr erster Roman fertig - eine Geschichte über den 17-jährigen Niklas aus Bayern, der sich in einen Jungen verliebt.
Schönau am Königssee - Die Gipfel und Täler der Berge sind nicht nur eine Quelle der Inspiration für Künstler und Dichter, sondern auch für Melanie Dommenz, zweifache Mutter und Autorin im Genre der Gay Romance-Romane. In der Stille der Berglandschaft, wo die Gedanken frei fliegen, entdeckte Dommenz ihre Leidenschaft für das Schreiben von Geschichten, die die Vielfalt der Liebe feiern - das alles in einem kleinen bayerischen Dorf.
Riesige Schlachten, gewaltige Drachen, erdachte Universen: Mit Fantasy begann für Melanie Dommenz die Leidenschaft fürs Lesen. Der US-amerikanische Fantasyautor Terry Goodkind ist einer ihrer Lieblingsautoren. Er hat “Das Schwert der Wahrheit” verfasst, ein 17-teiliges Werk. “Seine Welt enthält viele geniale Figuren, viel Dynamik”, sagt Melanie Dommenz. Keine Pflanze in den Büchern existiert ohne Grund. Das Leseerlebnis: gewaltig.
Inspiration beim Wandern in den Bergen
Neugierig war Melanie Dommenz nachdem sie die ersten Gay Romance-Romane in die Finger bekommen hatte. Im Jahr 2010 bezeichnete das Rolling Stone Magazine das Genre als einen der heißesten aufkommenden literarischen Trends. Das Genre konzentriert sich auf romantische Beziehungen zwischen Charakteren desselben Geschlechts und hat in den vergangenen Jahren weiter an Popularität gewonnen, insbesondere unter Jugendlichen.
Obwohl Dommenz in der Logistikbranche arbeitet und nie viel mit Schreiben zu tun hatte, fand sie während der Corona-Zeit Inspiration in den Bergen. Die Gedanken, die ihr dort durch den Kopf gingen, ließen sie nicht schlafen, bis sie sie niederschrieb. So entstand die Idee für eine Young-Adult-Geschichte über den Dorfjungen Niklas aus Bayern, der offen mit seiner Sexualität umgeht, im Internet auf Paul trifft, seine Liebe entdeckt und mit einer Situation konfrontiert wird, die sein Leben verändert. Im Buch geht es um die Entwicklung des 17-Jährigen nach einem einschneidenden Schicksalsschlag. “Ich wollte eine Message in meiner Geschichte transportieren”, sagt Melanie Dommenz. Sie entwickelte Charaktere, schrieb an einem Storyboard. “Ich habe viel recherchiert.” Sie traf sich mit Menschen, die zum Thema etwas zu sagen haben. Anders zu sein, ist in ländlichen Gemeinden oft mit Vorurteilen verbunden, weiß Melanie Dommenz. Umso wichtiger ist es ihr, damit vorurteilsfrei umzugehen. “Wenn sich nur ein Leser Gedanken über den Inhalt macht, sich danach informiert und einen weiteren überzeugt, dass nichts falsch daran ist, wäre das die schönste Kettenreaktion, die ich mir vorstellen könnte”, sagt die Autorin. Die Jugendsprache anzunehmen, bereitete ihr zunächst Kopfzerbrechen. Die Wortwahl der Jugend war nicht immer einfach.
„Ich habe Legasthenie beim Schreiben“
Rund vier Monate lang saß sie an ihrem Laptop, tippte Zeile für Zeile, ihre Aufzeichnungen halfen dabei. “Meine Familie ist währenddessen zu kurz gekommen”, sagt sie lächelnd. Die Schönauerin fand im Internet eine Seite, auf der Amateurautoren ihre Texte teilen und bewerten lassen können. Sie bekam Anschluss in die Gay-Romance-Autoren-Community, ein reger Austausch startete. Je mehr Bewertungen man als Autor für seine Texte erhält, desto höher steigt man im Ranking. “Wenn die eigene Geschichte ankommt, muss man etwas richtig gemacht haben”, sagt Melanie Dommenz.
Davon angetrieben und weil ihr das Schreiben Freude bereitete, machte sie weiter. Auch wenn eine Sache einschränkend ist: “Ich habe Legasthenie beim Schreiben“, gesteht Melanie Dommenz. Formähnliche Buchstaben werden dann schon mal verwechselt, ausgelassen oder vertauscht. “In der Schulzeit war man in der Klasse noch der Depp.” Zum Glück gibt es eine Rechtschreibhilfe. Etliche Male hat sie die Seiten ihres Werkes überarbeitet. Mehr als 700 sind es schließlich geworden.
Dass die Verlagssuche nicht einfach wäre, war ihr klar. Gay-Romance-Literatur ist bei großen Verlagen kaum zu finden. Weil die Zielgruppe jung ist, wird vieles digital veröffentlicht - und gelesen.
Die Amateurautorin wollte ihr eigenes Buch in Händen halten. “Ich lese lieber auf Papier”, sagt sie. Einige Verlage lehnten ab - “ich bekam keine Antwort oder musste wegen der Konditionen ablehnen. Wenn man kein gutes Bauchgefühl hat, sollte man es sein lassen”. Schließlich wurde sie bei einem kleinen Verlag aus Mettingen fündig, der sich auf schwule Literatur im Romance-Bereich spezialisiert hat. Sie erhielt einen Autorenvertrag. “Das ist ein großer Schritt”, sagt die Amateurautorin. Der endgültige Titel steht noch nicht. Das Buch soll lektoriert werden, etwas später erscheinen, in kleiner Auflage.
Melanie Dommenz hat weitergemacht und bereits eine zweite Geschichte fertig. Sie arbeitet gerade an ihrem dritten Werk.
kp