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Fast eine halbe Stunde schneller als vorherige Bestzeit

Trotz Nebel: Clara Carste sorgt für neuen Frauenrekord bei der Watzmann-Überschreitung

Clara Carste klettert im Nebel an einer Felswand des Watzmann-Gebirges entlang. Im Zieleinlauf strahlt sie vor Glück, hält einen Blumenstrauß und ein Zielbanner aus bunten Papierwimpeln in den Händen.
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Trotz Nebel rannte Clara Carste eine neue Frauenbestzeit bei der Watzmann-Überschreitung.

Was für eine tolle Leistung: Mit vier Stunden, 13 Minuten und 22 Sekunden stellte Clara Carste einen neuen Frauenrekord bei der Watzmann-Überschreitung auf. Trotz der Bedingungen war sie ganze 27 Minuten und 30 Sekunden schneller als die Bestzeit, die vor einem Jahr aufgestellt wurde. Im Gespräch schildert die 24-Jährige, warum sie als Newcomerin im Trailrunning ausgerechnet den Watzmann auswählte, welche Rolle der epische Wettkampf um den Herrenrekord zwischen Anton Palzer und Hannes Namberger spielte und warum sie es am Ziel „verkackte“, aber trotzdem überglücklich war.

Ramsau/Schönau am Königssee - Carste rannte dem Ende entgegen, die Sonne strahlte, Familie und Freunde feuerten sie an. Mit einem selbstgebastelten Zielbanner aus Papierwimpeln stand ihr Vater am Start- und Zielort, der Wimbachbrücke. Doch seine Tochter dachte, dass er sich an der falschen Stelle aufhielt. „Ich habe geschrien, dass wir noch 20 Meter weiter müssen, und alle sprinteten mit. Aber dann merkte ich, dass es doch richtig war, wo mein Vater stand. Das habe ich ein bisschen verkackt“, muss sie im Nachhinein darüber lachen.

Am Ende absolvierte sie die Tour - 22,4 Kilometer und 2260 Höhenmeter - in vier Stunden, 13 Minuten und 22 Sekunden. Der alte Rekord lag laut „Fastest Known Time“ (FKT) bei vier Stunden, 40 Minuten und 52 Sekunden, aufgestellt von Stefanie Maurer Ende Juni 2023. „Ich habe mich total gefreut über meine Zeit und war überglücklich“, schildert Carste, die vor dem Lauf zwischendurch schon zurückruderte, weil sie glaubte, dass der Rekord doch zu ambitioniert für sie war. „Ich war erleichtert, dass es doch geklappt hat. Ich glaube, mit mehr Strecken- und Geländekenntnissen sind sogar weniger als vier Stunden möglich.“ Um die Leistung in ein Verhältnis zu rücken: Normale Wanderer planen für diese Tour etwa zwei Tage inklusive Übernachtung im Watzmannhaus ein.

Mit erster Überschreitung das Feuer geweckt

Der bekannteste Berg der Berchtesgadener Alpen hatte es ihr schon vor einigen Jahren einfach angetan. 2020 überschritt sie den Berg zum ersten Mal und entdeckte damit ihre Leidenschaft für die größeren Berge. „Ich habe damals zehn oder elf Stunden für die Überschreitung gebraucht, aber der Watzmann hat mich einfach gepackt“, erinnert sich die Sportwissenschaftlerin, die in einer Münchener Kardiologie-Praxis arbeitet.

Sie selbst kommt aus München, doch die Berchtesgadener Alpen sind für sie ein Sehnsuchtsort. Mit dem Straßenlauf gestartet, lief sie mit 17 Jahren ihren ersten Marathon. Danach folgten noch fünf weitere, in denen sie ihre Laufzeiten immer weiter verbessern konnte. Im Vorjahr wagte sie sich zusätzlich an das Trailrunning, worauf sie sich in dieser Saison konzentrierte. Wege und Bedingungen, wechselnde Untergründe, die tollen Aussichten und Gegenden: Für die 24-Jährige ist es die Abwechslung, die ihr am Trailrunning besonders gut gefällt. „Das sieht man auch beim Watzmann: Erst hochlaufen beziehungsweise hochklettern, dann die eigentliche Überschreitung, dann wieder herunterklettern und -laufen: Da wird viel mehr geboten, die Herausforderung ist größer.

Berühmter „Battle“ zwischen Namberger und Palzer

Apropos Watzmann: Es war der spannende Wettkampf zwischen Hannes Namberger und Antona Palzer, der sie zusätzlich motivierte. „Unter den Trailrunnern ist dieser Battle super bekannt“, meint sie. Namberger war es, der im Juni 2020 den alten Rekord von Palzer mit drei Stunden, einer Minute und 53 Sekunden pulverisierte. Das konnte Palzer nicht auf sich sitzen lassen, also sorgte er einfach wenige Tage später für einen neuen Rekord, in dem er sich mit einer Fabelzeit von 2:47:08 den Rekord zurückholte. „Das ist eine der bekanntesten Fastest Known Times in Deutschland“, betont die 24-Jährige. Als sie sah, dass es auch bei den Frauen einen Rekord zu knacken gab, diente das als weiterer Ansporn.

Die Reaktionen auf ihren Plan hätten in ihrem Umfeld nicht unterschiedlicher sein können. „Mein Freund fand das richtig cool und war überzeugt davon, dass ich das packe. Meine Eltern, die auch viel in den Bergen unterwegs sind, waren erstmal besorgt und haben mich gefragt, ob ich mir nicht ein anderes Projekt aussuchen will“, schmunzelt Carste. Am Ende unterstützen sie ihre Tochter aber doch, ihr Vater fuhr sie sogar zur Wimbachbrücke und feuerte sie an.

Mentale Unterstützung

Unterstützung bekam sie auch durch das „DYNAFIT Trail Hero Programm“. „Sie unterstützen spannende Projekte und haben dann auch einen Fotografen bereitgestellt, der oben am Grat gewartet hat.“ Weil bei FKT die vorher organisierte Dokumentation durch Außenstehende als „supported“ eingestuft wird, entschied sich die 24-Jährige dazu, ihren Freund als sogenannten „Pacer“ mitzunehmen. „Er hat mir den Helm und die Stöcke abgenommen, mir auch mal eine Wasserflasche gereicht und mich an einem Tiefpunkt angespornt, wieder Gas zu geben. Seine Rolle war also nochmal anstrengender.“

Ihren Testlauf - ihre dritte Watzmann-Überschreitung - lief sie aber ohne Begleitung und möglichst ohne Pausen, um herauszufinden, ob ihr Ziel realistisch ist. Die Strecke kennenlernen, üben, auf Schlüsselstellen achten: Die Vorbereitung lohnte sich. „Eigentlich ist der Weg theoretisch unkompliziert, weil es nicht viele Optionen gibt. Aber einmal, oben am Grat, habe ich eine Markierung übersehen und bin kurz falsch gelaufen. So etwas kostet natürlich viel Zeit.“ Zum Glück handelte es sich nur um den Testlauf, in dem sie auch feststellte, wie schnell sie in den unterschiedlichen Etappen laufen muss und wo sie eventuell noch Zeit herausholen kann. „Das war sehr wertvoll, die Strecke zu unterteilen.“

Der Nebel war mehr Segen als Fluch, wie Carste schildert.

Schwierige Sichtverhältnisse: Mehr Segen als Fluch

Der richtige Lauf stand dann auf der Kippe, weil die Wettervorhersage Regen meldete. Sie und ihr Freund überlegten hin und her und verschoben den Start in den frühen Morgenstunden schließlich auf 5.30 Uhr. Der Regen blieb aus, doch dafür kam der Nebel. „Der Grat war leider nicht über den Wolken, so wie beim Testlauf“, so Carste. Einerseits schade, weil damit kein Ausblick möglich war. Anderseits auch gut, weil sie dann beim zügigen Laufen und Klettern auch nicht so genau den Abgrund sah. „Ich wusste natürlich, wie tief es nach unten geht. Aber für den Kopf war der Nebel gar nicht verkehrt.“

Aktuell bereitet sich die Münchenerin auf den „Eiger Ultra Trail“ vor, an dem sie in der Kategorie E51 teilnehmen möchte. „Das ist meine erste größere Distanz beim Trailrunning. Eine solche Länge und so viele Höhenmeter habe ich noch nicht absolviert“, erklärte die ambitionierte Läuferin.

Umjubelter Zieleinlauf.

Ihr Höhepunkt wartet aber im Herbst: Zusammen mit ihrem Freund nimmt sie am „Trans Alpine Run“ teil, einem siebentägigen Etappenrennen durch die Alpen. 270 Kilometer und 17.000 Höhenmeter: Carste hat großen Respekt davor, vor allem vor der mentalen Herausforderung. Im Sommer wollen sie daher so viel Grundlagentraining wie möglich machen, fast jedes Wochenende ist schon mit langen Trainingsläufen verplant. „Danach ist aber Pause angesagt. Ich laufe in diesem Jahr keine größeren Rennen mehr“, lacht sie.

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