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Nachgefragt in der Region

„Zu blöd“ oder „großes Interesse“: Hält die Dubai-Schokolade auch bei den Konditoren Einzug?

Eine blonde Frau steht in einer Bäckerei vor der Theke. Eine Hand zerbricht eine Tafel Schokolade. Auf einer Kuchenplattform ist eine Schokoladen-Torte zu sehen.
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Manche Konditoreien springen auf den „Hype“-Zug mit auf, andere nicht. Im Traunsteiner Park Café gab es bereits großes Interesse an der Dubai Schokolade Torte.

Der Hype um die Dubai-Schokolade reißt nicht ab. Viele Konditoren und Confiseure stehen vor der Frage: auf den Zug aufspringen oder ihn vorbeiziehen lassen? Wir haben beim Park Café in Traunstein, den Konditoren Rothmaier in Altötting, Ertl in Kolbermoor und Neumeier in Bayerisch Gmain sowie bei Calvis Café und Confiserie in Schönau am Königssee nachgefragt. Die Reaktionen auf den Trend könnten nicht unterschiedlicher sein. Wie das Beispiel Özan Frischemarkt in Rosenheim zeigt, gibt es auch auf die Zutaten einen regelrechten Ansturm.

Rosenheim/Traunstein/Altötting/Berchtesgadener Land - Krapfen, Eis, Lebkuchen und Döner: Der Hype um die Dubai-Schokolade nimmt kuriose Züge an und sorgt für viele Nachahmungsversuche. Mittlerweile ist der Trend auch in der Region angekommen und sorgt dafür, dass sich Konditoreien die Frage stellen: auf den Zug aufspringen, oder nicht? Die Confiserie Dengel hat sich bereits dazu entschieden, ihr Sortiment damit zu erweitern.

Im Park Café Traunstein ist der Hype ebenfalls angekommen, wie Anna Bichler bestätigt. „Wir kriegen immer wieder Anfragen und haben auch schon eine eigene Dubai-Torte hergestellt. Als wir die in Instagram angeboten haben, erfuhren wir großes Interesse. Die war sofort weg“, erzählt die Mitarbeiterin. Als Konditorei bestellte und verarbeitete das Café schon davor Pistazienmus, doch es ist schwieriger und auch teurer geworden, Nachschub zu erhalten. „Bei unserem alten Anbieter war es ausverkauft, also mussten wir einen neuen Lieferanten finden.“ Wie sie berichtet, arbeitet das Konditoren-Team an einer eigenen Dubai-Schokolade. Doch wann diese angeboten wird, steht noch offen. Es handelt sich nur um eine Frage von Tagen. „Das einzige Hindernis ist momentan das Weihnachtsgeschäft“, erklärt Bichler.

„Die meisten kommen wegen der Zutaten“

Weil es die Kosten für eine einzelne Tafel Dubai-Schokolade durchaus in sich haben, greifen viele auf Rezepte zurück. Dementsprechend erleben Geschäfte wie der Özan Frischemarkt in Rosenheim, wie begehrt die Bestandteile geworden sind. „Wir bekommen ständig Nachfragen wegen der Tafeln, aber die meisten Kunden kommen wegen der Zutaten, weil sie die Schokolade selbst herstellen wollen“, verrät Ayse Baytemür.

Pistaziencremes, Engelshaare und Sesampasten: Wie die Filialleiterin schildert, hatte sie vor dem Trend Probleme, in mehreren Wochen überhaupt einen Karton davon leer zubekommen. „Doch jetzt ist die Nachfrage so groß, dass die Kisten stapelweise geleert werden.“ Auch die fertigen Tafeln werden sofort abgegriffen: Aktuell bietet der Markt kleine 80-Gramm-Packungen an. „Wir haben erst 100 bestellt, die waren sofort weg. Dann haben wir 1000 nachbestellt und die sind jetzt auch schon wieder zur Hälfte weg“, sagt Baytemür.

Kein Verständnis für Hype

Zu Hause hat sie die Schokolade selbst nachgemacht und bemerkt an, dass man mit einer Dose Pistaziencreme zwei bis drei Tafeln erhält. Die Engelsfäden könne man genauso gut mit Haselnuss- oder Spekulatiuscreme verwenden. „Beide schmecken intensiver“, findet sie. Auch wenn ihre Filiale von der Nachfrage profitiert: Sie persönlich kann den Hype nicht nachvollziehen. „Viele fragen mich, ob es sich lohnt und das Geld wert ist. Meine Antwort: Nein, das ist es nicht.“

Birgit Ertl von der Konditorei Kuchenträume in Kolbermoor erklärt auf Nachfrage, dass sie die Dubai-Schokolade nicht im Sortiment hat und dass sich daran vermutlich auch vorerst nichts ändern wird. „Ehrlich gesagt: Mir ist das zu blöd, dieses Engelshaar in sämtlichen Läden zu suchen“, meint sie. „Wir machen da gar nicht mit und lassen den Trend an uns vorbeilaufen.“ Ihre Konditorei bietet trotzdem viele Produkte mit Pistazien an, welche von den Kunden gut angenommen werden. Im Gegensatz zu anderen Kollegen aus ihrer Branche hat sie keine Probleme, an Nachschub zu gelangen.

Pistazien-Produkte aus dem Sortiment

Den umgekehrten Weg nahm Stefan Calvis in seiner Konditorei und Confiserie in Schönau am Königssee. Gezwungenermaßen, wie er erzählt, denn: „Wir haben die Pistazien-Produkte aus dem Sortiment genommen. Selbst als wir sie relativ günstig angeboten haben, beschwerten sich die Leute und beklagten, sie seien zu teuer.“ Dabei blieb ihm keine andere Wahl, wie er betont. Der Einkaufspreis liege bei 50 bis 60 Euro pro Kilo. „Mit 4,50 Euro pro 100 Gramm verdienen wir nicht viel. Aber die Nachfrage ist einfach nicht da, das wird nicht angenommen.“

Die Leute sollen sich nicht in die Hose machen wegen eines Internettrends

Stefan Calvis

Zum Dubai-Schokoladen-Hype hat Calvis eine ganz klare Meinung. Er findet: „Die Leute sollen sich nicht in die Hose machen wegen eines Internettrends. Die Menschen in der Ukraine würden jede Tafel dieser Welt gegen Frieden eintauschen.“

Unterschiede zwischen Stadt und Land?

Auch in Altötting scheint der Trend noch nicht angekommen zu sein - zumindest noch nicht. „Im täglichen Geschäft haben wir keine Nachfrage danach festgestellt“, berichtet Martin Rothmaier, dessen Bäckerei, Café und Konditorei in der Konventstraße liegt. „Wir liegen zwischen vier Altersheimen, unsere Kunden liegen im Alter bei 60 Jahren und aufwärts. Die sind nicht so internetaffin und ich glaube, dass die Schokolade mehr unter jüngeren Leuten ein Thema ist.“

Er glaubt auch, dass im ländlichen Raum der Hype generell noch nicht angekommen ist oder überhaupt ankommen wird. „Ich würde nicht eine Tafel in der Woche verkaufen“, ist sich Rothmaier sicher. Auch bei der Lieferung von Pistazienmus hat er keine Schwierigkeiten. Vor wenigen Tagen bekam er eine Dubai-Tafel geschenkt, doch ausprobieren konnte er den Trend nicht. „Ich bin allergisch gegen Pistazien“, erzählt er mit einem heiteren Lachen.

Pistazien schon vor dem Trend „brutal teuer geworden“

Jakob Neumeier hat in seiner Bäckerei und Konditorei Neumeier in Bayerisch Gmain einen eigenen Weg gefunden. „Torten, Schnitten oder eine eigene Schokolade machen wir nicht. Aber wir bieten ein Croissant mit Pistaziencreme-Füllung an. Das ist neu und wird auch angenommen“, sagt er. Die Idee dafür sei aus der aktuellen Dubai-Entwicklung heraus entstanden. Doch man wolle generell eher auf heimische Produkte setzen. Und überhaupt seien Pistazien, schon vor dem Hype, „brutal teuer geworden“. Lieferschwierigkeiten oder gar einen Ausverkauf bei seinen Händlern hat er aber nicht erlebt - noch nicht.

Neumeier reizt es überhaupt nicht, die Schokolade zu probieren. „Die gibt es ja schon länger, aber weil irgendjemand auf Insta dazu etwas postet, will die ganze Welt sie haben“, äußert sich der Konditor. Seit 16 Jahren arbeitet er in der Branche und eine vergleichbare Entwicklung nahmen vor wenigen Jahren die „Frustfinger“, aus Krapfenteig geformte Stinkefinger wegen der Probleme mit der Corona-Auflagen. „Für einen kurzen Zeitraum gingen die total durch die Decke“, erinnert er sich. Bei der Dubai-Schokolade geht er auch davon aus, dass sie in wenigen Monaten niemanden mehr interessiert. (ms)

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