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Pneumologe aus Schönau am Königsee zum Deutschen Lungentag

Wie gefährlich sind E-Zigaretten wirklich, Herr Professor Koczulla?

Chefarzt des Fachzentrums für Pneumologie der Schön Klinik Berchtesgadener Land zum Deutschen Lungentag
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Prof. Dr. Rembert Koczulla, Chefarzt des Fachzentrums für Pneumologie der Schön Klinik Berchtesgadener Land, klärt zum Deutschen Lungentag am 28. September auf.

Feinstaub, Zigarettenqualm, Viren und Bakterien - die Ursachen für Lungenerkrankungen sind vielseitig. Der Deutsche Lungentag rückt Risikofaktoren und Folgen der Erkrankung näher in den Fokus. Nachgefragt im Fachzentrum für Pneumologie in Schönau am Königsee:

Herr Professor Koczulla, wie wichtig ist der Deutsche Lungentag für Sie als Chefarzt des Fachzentrums für Pneumologie der Schön Klinik Berchtesgadener Land?

Der Deutsche Lungentag am 28. September ist sehr wichtig, um darauf aufmerksam zu machen, dass Lungenerkrankungen eine relevante Rolle in unserem Leben spielen. Schließlich stehen Lungenkrebs, COPD oder die Pneumonie auf den Top 10 der Todeslisten - die Patienten sterben an diesen Krankheiten.

Asthma hat in den vergangenen Jahren um 17 Prozent zugenommen, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) um acht Prozent, Lungenkrebs um 33 Prozent und Lungenembolien sogar um 71 Prozent. Woran liegt es, dass Lungenkrankheiten immer häufiger vorkommen?

Das hat natürlich multiple Ursachen. Infektionen können Folgen an den Atemwegen und der Lungenstruktur hinterlassen. Während der Corona-Pandemie trieben die Leute weniger Sport, nahmen zu, ernährten sich teils sehr ungesund und griffen leider wieder vermehrt zur Zigarette. Zudem ist es so, dass die Feinstaubbelastung in den Ballungsräumen Lungenerkrankungen wie COPD und auch (Lungen) Krebs begünstigen kann.

Corona hat also nach wie vor Spuren hinterlassen?

In der Global Burden of Disease Skala liegen Covid-Tote auf Platz zwei, nach dem Herzinfarkt und vor dem Apoplex. Wir behandeln nach wie vor Corona-Fälle, haben allerdings auch zunehmend mit Long-Covid zu kämpfen.

Sie erwähnten, dass sich das Zigarettenverhalten während der Pandemie verändert hat: Welche Rolle spielen Zigaretten in der Pneumologie und wie schätzen Sie die Gefährlichkeit der neuartigen E-Zigaretten ein?

Das Konsumverhalten bei klassischen Zigaretten ist aktuell zum Glück wieder in Deutschland rückläufig. E-Zigaretten, Shisha und auch THC stellen ein großes Problem dar und sind keinesfalls harmlos. Dieser „Trend“ ist sehr gefährlich. Dass vor allem viele junge Menschen zur E-Zigarette greifen, sehe ich mit Sorge. Ersten wissenschaftlichen Forschungen zufolge lassen sich bereits nach kurzem regelmäßigem Gebrauch von drei bis acht Jahren Entzündungen und wahrscheinlich irreparable Schäden in den Atemwegen und der Lungenstruktur nachweisen.

Wie verhält es sich mit Passivrauchen?

Für das Passivrauchen der klassischen Zigarette gibt es viele Daten, die belegen, dass es ähnliche Effekte hat wie akutes Rauchen und somit die COPD und den Lungenkrebs mit vermittelt. Auch der Dampf der E-Zigarette ist nicht ungefährlich und kann nach ersten Erkenntnissen Veränderungen in den Atemwegen bei Passivrauchern herbeiführen.

Feinstaubbelastung in den Städten, Passivrauchen - man kommt ja nicht immer aus: Kann ich mich vor Lungenerkrankungen überhaupt schützen?

Ein gesundes Leben mit ausreichend Bewegung und gesunder Ernährung ist ein guter Beginn. Das Weglassen von Noxen, die Impfungen sind ebenfalls wichtig. Wir wissen allerdings, dass sich die Deutschen allgemein zu wenig bewegen. Dabei ist es wichtig, möglichst viel aktiv unterwegs zu sein, pro Tag mindestens zehn Minuten Sport sollte angestrebt werden - besser mehr. 150 Minuten in der Woche sollten in Summe mindestens angestrebt werden. An diesen Werten sollte sich jeder orientieren - nach Möglichkeit mit Tendenz nach oben. Essenziell ist natürlich das Vermeiden von aktivem Rauchen von Zigaretten, E-Zigaretten, Shisha oder Ähnlichem. Um schwere Infektionen zu vermeiden, spielen Impfungen eine größere Rolle - gerade bei älteren Menschen und wenn Grunderkrankungen bekannt sind.

Wie verhält es sich mit Impfungen allgemein?

Wir orientieren uns an den Vorgaben der ständigen Impfkommission. Influenza beispielsweise ist wichtig, vor allem, wenn die Grippesaison im Herbst startet. Für Ältere ist die RSV-Impfung zugelassen - individuell ist zu prüfen, ob Pneumokokken oder Corona aufgefrischt oder geimpft werden sollten. In dem ein oder anderen Fall sind individuelle Entscheidungen zu treffen. Ansonsten schützen weiterhin Maske und Händedesinfektion.

Das Schlafapnoesyndrom verzeichnet laut „Weißbuch Lunge“ einen Anstieg von 92 Prozent. Was genau darf ich mir unter dieser Diagnose vorstellen?

Patienten, die eine relevante Anzahl an Atemaussetzern pro Stunde haben. Nicht jeder Patient muss das merken. Die Müdigkeit, der Abfall von Leistungsfähigkeit und auch der Sekundenschlaf können typische klinische Symptome sein. Diese Veränderungen in der Schlafarchitektur können Herz-Kreislaufprobleme, Schlaganfall, Herzinfarkt oder neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz begünstigen. Wir kennen Fälle, bei denen nach Covid solche schlafbezogenen Atmungsstörungen auftreten - und zwar unabhängig von Alter und Geschlecht. Wir haben auch eine ganze Reihe an jungen Patienten, die nach einer Infektion eine Schlafapnoe entwickelt haben. Wichtig ist auch nach der Infektion das Symptom Müdigkeit ernstzunehmen und gegebenenfalls abzuklären.

Herr Professor, herzlichen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit.

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