Nationalpark Berchtesgaden über öffentlichen DAV-Vorstoß verwundert
Streitpunkt Funtenseeweg: „Altbekannte Beschwerde“ bekommt neuen Zündstoff
Verkommt der Funtenseeweg wirklich zu einem Bachbett? Die Verantwortlichen vom Nationalpark Berchtesgaden reagieren mit Verwunderung auf die jüngste Kritik des DAV. Die Sektion ist der Ansicht, der Funtenseeweg würde zu wenig gepflegt werden und zunehmend verwildern. Eine Gegenüberstellung:
Schönau am Königsee - Es sind Vorwürfe, die schwer wiegen: Der Nationalpark würde sich „einer seiner ungeliebten Pflichten“ entledigen und „Kulturgut verkommen“ lassen. So formulierte es die DAV Sektion Berchtesgaden in ihrer jüngsten Pressemitteilung.
Weitere Kritikpunkte: Bestimmte Wegpassagen würden sich in ein Bachbett verwandeln, da Wasserausläufe nicht gepflegt und freigehalten werden würden - selbst für Mulis gebe es kein Durchkommen mehr. Auch sicherheitstechnisch würde die Nationalparkverwaltung einige Dinge „grob fahrlässig unterschätzen“, die sich im Ernstfall zur „tödlichen Gefahr“ entwickeln könnten. Es seien vermehrt Rettungseinsätze vonnöten.
Bis 600.000 Euro für Erhalt von Wanderwegen und Steigen im Schutzgebiet
Vorwürfe, auf die der Nationalpark mit Verwunderung reagiert, als BGLand24.de um eine Gegendarstellung bittet. Der Funtenseeweg, der vom Königssee über die Saugasse zum Kärlingerhaus führt, würde mitnichten „verkommen“, unterstreicht Pressesprecherin Carolin Scheiter.
„Jedes Jahr investiert die Nationalparkverwaltung 500.000 bis 600.000 Euro in die Erhaltung und Pflege der rund 260 Kilometer Wanderwege und Steige im Schutzgebiet. Die Klassifizierung und durchgängige Beschilderung der gelb, blau, rot und schwarz gekennzeichneten Wege ist in enger Abstimmung mit der Sektion Berchtesgaden des Deutschen Alpenvereins entstanden.“
Der Funtenseeweg sei „rot“ klassifiziert, dies bedeute per Definition: „Mittelschwere Steige sind schmal und meist steil angelegt. Kurze absturzgefährdete Passagen und drahtseilgesicherte Stellen sind zu bewältigen“.
Zustand des Funtenseewegs entsprechend einem Weg der roten Kategorie
Weiter erläutert Scheiter: „Jeder, der den Funtenseeweg kennt, wird bestätigen, dass die Schwierigkeit dieses Weges sogar im unteren leichteren roten Schwierigkeitsbereich liegt. Der Funtenseeweg war bis in die 1980er Jahre ein Weg, der zur Hüttenversorgung vom DAV mit einem Schmalspurschlepper befahren wurde. Heute setzt der DAV für diese Zwecke regelmäßig Hubschrauber ein.“
Es bestehe ein Übereinkommen mit der Sektion des DAV, dass der Funtenseeweg nicht in schlepperbefahrbarer Form, sondern als mittelschwerer „roter“ Steig erhalten werde: „Die Nationalparkverwaltung hat damals auch aus Naturschutzgründen darauf verzichtet, den Weg mittels Baggereinsatz aktiv rückzubauen. Aufgrund der alpinen Dynamik übernimmt langsam die Natur diese Aufgabe.“
Dennoch sei festzuhalten, dass der Funtenseeweg laufend unterhalten werde und sich heute in einem Zustand befinde, der einem Weg der roten Kategorie „voll entspricht“. Dass nach Starkregenereignissen zeitweise Wasser über den Wegekörper rinnt, dies sei in alpinem Gelände zu tolerieren und „völlig normal“.
Vermehrte Rettungseinsätze am Funtenseeweg aufgrund des vermeintlich schlechten Wegezustandes seien nicht bekannt, die Nationalparkverwaltung befinde sich zu Unfallschwerpunkten im Gelände regelmäßig im Austausch mit der Bergwacht.
Fokus 2022 auf Verlegung und Neubau des Kaunersteiges
Besonders enttäuscht sei die Nationalparkverwaltugn über die Tatsache, dass die „altbekannten Beschwerden“ der DAV-Sektion Berchtesgaden zum Funtenseeweg gerade jetzt wieder auflaufen würden - insbesondere deshalb, da im Rahmen von Abstimmungsgesprächen im Vorfeld keinerlei Anmerkungen dazu abgegeben worden seien.
„Dagegen haben wir gemeinsam mit der Sektion des DAV vereinbart, die Priorität und den Einsatzschwerpunkt in diesem Jahr auf die aufwändige Verlegung und den Neubau des Kaunersteiges zu setzen, um hier die tatsächlich vorhandenen Gefährdungen von Besuchern durch Steinschlag zu minimieren“, heißt es von Seiten des Nationalparks.
In diesen Bereich seien heuer „große personelle und finanzielle Ressourcen der Nationalparkverwaltung gebunden“. Diese Instandsetzung begrüße der DAV indes sehr, wie es in der Mitteilung der Sektion neben der Kritik am Funtenseeweg heißt.
Funtenseeweg immer wieder „bedarfsgerecht saniert“
Die Nationalparkverwaltung habe den Funtenseeweg in den vergangenen Jahren immer wieder „bedarfsgerecht saniert“ und werde dies auch weiterhin tun. Auch 2022 hätten bereits Arbeiten stattgefunden, die bedarfsgerecht fortgeführt werden würden.
„Beim anerkannten Naturschutzverband DAV wird man akzeptieren müssen, dass der Zustieg zum am meisten frequentierten Unterkunftshaus der Sektion von der Nationalparkverwaltung nicht über den definierten Standard hinaus unterhalten wird - auch wenn die langsame Rückbildung des ehemaligen Schlepperweges in den Augen einiger weniger heute noch schmerzt“, schließt Scheiter ihre Ausführungen.
mb/czNationalpark Berchtesgaden
