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Neuer Leitfaden im Landratsamt vorgestellt

Inklusion in Kitas: Wichtige Tipps für Eltern und Erzieher im BGL

Präsentation des Inklusionsleitfadens im BGL
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Rund 70 Interessierte waren zur Vorstellung des Leitfadens gekommen. Der Inklusionskoffer soll Kindern das Thema Behinderung näher bringen. Die Puppen repräsentieren verschiedene Einschränkungen wie Autismus oder Gehörlosigkeit.

Der neue Leitfaden für Integrationsplätze in Kitas gibt Eltern sowie Erzieherinnen und Erziehern im Berchtesgadener Land wichtige Tipps, wie Inklusion gelingen kann. Während der Vorstellung im Landratsamt gab eine Mutter einen interessanten Einblick darüber, wie es ihrem autistischen Sohn im Regelkindergarten ergangen ist.

Bad Reichenhall - „Es geht darum, Kindern mit besonderem Förderbedarf gerecht zu werden“, erklärte Mathias Kunz vom Amt für Kinder, Jugend und Familien. Zur Präsentation des neuen Leitfadens für Integrationsplätze in Kindertageseinrichtungen (Kitas) waren am 8. Mai rund 70 leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Einrichtungen im Landkreis zusammengekommen. „Es gibt erst zwei Leitfäden in Oberbayern, das ist schon etwas besonderes“, so Andrea Demmelmair, Fachaufsicht für Kitas am Landratsamt. Mit dem Leitfaden soll es nun sowohl den Kitas als auch den Eltern leichter fallen, einen Integrationsplatz für ihr Kind in Regeleinrichtungen zu bekommen. Denn der Besuch ist für Kinder mit Behinderung an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Das 24 Seiten lange Heft vom Bezirk Oberbayern und dem Landratsamt kann man auch online einsehen oder es sich in gedruckter Form bestellen.

Im Landkreis gibt es 65 Einrichtungen zur Kinderbetreuung. Bisher bietet fast die Hälfte, nämlich 31 von ihnen Inklusion an. Dabei steigen die Zahlen der integrativ betreuten Kinder: In Jahr 2019 waren es noch 91, 2021 schon 102. Im letzten Jahr besuchten dann 121 Kinder mit Behinderung Regeleinrichtungen.

Mutter schildert den Weg ihres autistischen Kindes

Aus der Praxis konnte Gerti Ksellmann aus Flintsbach berichten. Sie hat einen Sohn, dessen Einschränkung im Autismusspektrum angesiedelt ist. „Wir haben lange nicht gemerkt, dass er eine Behinderung hat“, erklärt sie. Ihren Weg zur Kita vergleicht sie mit einem Urlaub, den man nach Italien geplant hat, aber schließlich in Holland gelandet ist. „Statt Pizza gibt es Käse. Alle anderen sind in Italien, bis man merkt: Holland ist auch ganz cool.“ Da der Weg zur Behinderten-Kita nach Rosenheim zu weit gewesen wäre, entscheidet sich die Mutter, ihren Sohn im Dorf in den Regelkindergarten zu schicken und einen Inklusionsantrag zu stellen. Zum Glück habe eine Erzieherin eine Zusatzausbildung gehabt. Auch Ergotherapie und Logopädie seien im Kindergarten ermöglicht worden. Inzwischen besucht der Zehnjährige mit Begleitung die vierte Klasse und kann im nächsten Jahr auf die Realschule wechseln. Einen großen Vorteil sieht Ksellmann auch für die „normalen“ Kinder, denn sie lernen von klein auf, dass Menschen mit Behinderung zur Gesellschaft gehören. Und auch die Eltern müssen sich so mit dem Thema auseinandersetzen.

Inklusionskoffer soll Kindern das Thema Behinderung näher bringen

Ksellmann ist selbst Erzieherin, Puppenspielerin, Erzählerin, Geschichtenerfinderin und Seminarleiterin. Sie hat einen Inklusionskoffer zusammengestellt, den man sich als Kita ausleihen kann. Darin enthalten: Materialien, mit denen Erzieherinnen und Erzieher den Kindern das Thema Behinderung näher bringen können. Vier Puppen stehen für verschiedene Einschränkungen: Sehbehinderung, Gehörlosigkeit, Autismus und Lernbehinderung. Eine fünfte ist nun neu hinzugekommen: Die Eselin Ela repräsentiert ab sofort Menschen mit Downsyndrom.

In der Fragerunde wurde schnell klar, dass in den Kitas zum einen der Personal- und Platzmangel sehr gravierend sind und sich die Bearbeitung der Anträge beim Bezirk oft ein halbes Jahr hinzieht. Tipps gab es hier von Seiten des Bezirks, der wie die Kitas auch mit erheblichem Personalmangel zu kämpfen hat. Mit einer bestimmten Änderung bei der Durchwahl könne man den nächsten Vorgesetzten erreichen, bis hin zum Reservatsleiter.

Fachakademie als „Zauberwort“ gegen den Personalmangel

Landrat Kern verwies zum Schluss auf die Bürgermeister-Dienstbesprechung am 17. Juli und rief die Erzieherinnen und Erzieher dazu auf, bis dahin ihre Bürgermeister zu sensibilisieren. „Schärfen Sie Ihre Bürgermeister, damit wir wissen, wo wir im Landkreis stehen. Oft weiß ich nicht, was genau bei den Kitas los ist. Geben Sie das weiter, damit wir da ein bisschen hellhörig werden.“ Zwar gebe es im Moment keine neuen Zuweisungen von Flüchtlingen, aber die Zuzüge würden dennoch nicht nachlassen und auch hier müssten die Kinder integriert werden. Aus der Zuhörerschaft kam prompt die Frage: „Warum warten bis zum 17. Juli? Sie haben jetzt die Leute da.“ Kern beteuerte: „Wir schauen da nicht weg und arbeiten an dem Thema weiter.“ Als „Zauberwort“ nannte er die neue Fachakademie für Sozialpädagogik, die an der Berufsschule in Freilassing angesiedelt sein wird. Aus ihr soll der Landkreis dann mehr Personal schöpfen können.

mf

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