Millionenschaden in Marktschellenberg nach Unwettern
Bürgermeister Ernst: „Hilfsbereitschaft ist enorm“ - doch die Fördermittel fehlen
Knapp sechs Wochen sind vergangen, seit das verheerende Unwetter über das Berchtesgadener Land zog und massive Verwüstungen hinterließ. Teile Marktschellenbergs waren sogar teilweise von der Außenwelt abgeschnitten. Bürgermeister Michael Ernst zieht im Gespräch mit BGLand24.de eine Bilanz zu den Schäden und Aufräumarbeiten.
Marktschellenberg - Die Aufräumarbeiten in der Gemeinde liefen gut. „Die offensichtlichen Schäden durch die Überschwemmung sind aufgeräumt“, erzählt Ernst, „Kurze Zeit nach dem Hochwasser konnte durch die Unterstützung der Bundeswehr sehr viel erreicht werden.“ Jedoch seien die betroffenen Wohnungen von Privatpersonen noch zu sanieren. Insgesamt ist der Schaden in der Gemeinde groß. Allein die Schäden an der öffentlichen Infrastruktur wie etwa an Straßen, Wegen, Brücken oder auch Wasserversorgungsanlagen lägen nach aktuellem Stand bei etwa 3,5 bis 4 Millionen Euro. Hinzu kämen noch „Schäden an Privateigentum sowie bei Gewerbetrieben und Landwirten“ in Höhe von einer bis 1,5 Millionen Euro. Auch einige Wanderwege hätten stark unter den Wasser- und Geröllmassen gelitten. „Betroffene Straßen wurden soweit wieder notdürftig befahrbar gemacht“, so Ernst.
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In der weit über die Gemeinde hinaus bekannten Almbachklamm kam es ebenfalls zu Schäden. Diese konnten aber „innerhalb von eineinhalb Wochen durch gezielten Einsatz von Handwerkern und gemeindlichem Bauhofpersonal repariert werden“, erklärt der Bürgermeister. Hochwasser- bzw. Starkregenschäden würden sich nicht immer sofort zeigen. Das Gelände werde daher womöglich an mancher Stelle labil.
Fördermittel fehlen
Jetzt geht es jedoch um die Finanzierung: „Für die eigentliche Schadensbeseitigung werden dringlich staatliche Fördermittel benötigt, da ansonsten die Finanzierung nicht gesichert ist. Zusätzliche, unvorhergesehene Ausgaben in Höhe von 3,5 bis 4 Millionen Euro, wie durch das Hochwasser, können von der Marktgemeinde allein nicht aufgebracht werden“, erklärt Ernst weiter. Bereits Hannes Rasp, Bürgermeister von Schönau am Königssee erklärte im Gespräch mit BGLand24.de, dass es bisher noch keine Möglichkeit gäbe, finanzielle Hilfe für die Gemeinden zu beantragen. Dies führe zu Schwierigkeiten bei den Aufräumarbeiten. Auch Ernst bestätigt dies: „Ein zu früher Baubeginn könnte die Gewährung von Fördermitteln in Frage stellen oder gar ausschließen. Den Privatpersonen und Kommunen fehlt es an den entsprechenden Informationen über die Regularien der Hilfsprogramme.“
Zahlreiche Spendengelder - „Hilfsbereitschaft ist enorm“
Privatpersonen können zumindest eine Soforthilfe über das Landratsamt beantragen. Auch für Gewerbetreibende sei dies inzwischen möglich, wie Ernst erklärt. Die Details zum Hochwasserfonds selbst seien jedoch noch nicht klar. „Ich habe mich diesbezüglich vor drei Wochen an die Bundes- und Landtagsabgeordneten gewandt, da schnelle und unkomplizierte Hilfe dringend benötigt wird“, stellt Ernst klar, „In Anbetracht der Schadenshöhe benötigen die Kommunen absolute Klarheit, damit die Kosten für die Schadensbeseitigung an kommunaler Infrastruktur gestemmt werden können.“ Ernst sei jedoch guter Dinge, dass sich der Bund und der Freistaat Bayern zeitnah auf eine Abwicklung des Förderverfahrens würden einigen können.
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Auch Spendengelder wurden bereits an Betroffene in der Marktgemeinde weitergeleitet. „Die Spenden- und Hilfsbereitschaft ist enorm und es ist bewegend, wie die Bürgerinnen und Bürger trotz monatelanger Kontaktbeschränkungen zusammenhelfen. Aktuell liegen wir bei 125.000 Euro an Spendengeldern, die in Marktschellenberg ausbezahlt wurden. Ein herzlicher Dank gilt allen Spendern und Unterstützern!“ so Bürgermeister Ernst.
Besonderes Augenmerk auf Hochwasserschutz
Bei kommenden Baumaßnahmen werde bei der Planung auf die „Anforderungen künftiger Unwetter“ besonders Rücksicht genommen werden müssen. Bezüglich der Schaffung und Verbesserung des Hochwasserschutzes in der Gemeinde sei man bereits mit den zuständigen Behörden in Kontakt, erklärt Ernst weiter. „Schließlich waren durch das Hochwasser der nördliche und südliche Ortsteil getrennt, wodurch auch der Zugang in den Talkessel von der österreichischen Seite unmöglich war.“
ce