Bürgerversammlung in Laufen
„Alle Beteiligten sind überfordert“: Bürgermeister fordert gerechtere Flüchtlingsverteilung im Landkreis
In der Bürgerversammlung in Laufen ist das Leben mit Asylbewerbern in der Stadt diskutiert worden. Mehr Flüchtlinge könnten trotz Sicherheitswacht zu Problemen führen.
Laufen - Lange Zeit hat die Integration in Laufen sehr gut funktioniert. Die Arbeit der Verwaltung, ein engagierter Helferkreis und die dezentrale Unterbringung der Geflüchteten sorgten für ein praktisch problemloses Miteinander. Das sieht Bürgermeister Hans Feil mit immer mehr Asylbewerbern in Gefahr. In der Bürgerversammlung kritisierte er nicht nur die „große Politik“, sondern forderte auch von anderen Kommunen im Landkreis „ihren Anteil“ an der Unterbringung zu leisten.
Beteiligte sind an ihren Grenzen oder auch schon darüber hinaus
„Ich denke, die Stadt Laufen ist für ihre Weltoffenheit bekannt und wir sind auch stolz drauf“, sagte Feil in der Salzachhalle. Integration sei gut bewältigt worden. Doch inzwischen stießen alle Beteiligten an ihre Grenzen oder seien schon darüber hinaus. Spätestens seit der Belegung des „kompletten Objektes“ am Marienplatz (wir berichteten) seien alle überfordert.
Zufällig habe er von der Belegung des ehemaligen Polizeigebäudes mit rund 40 Flüchtlingen erfahren. Der Bau einer zentralen Unterkunft mit bis zu 60 Leuten sei in Vorbereitung. „Und das, obwohl wir bereits im Jahr 2019 laut Sozialraumanalyse den zweithöchsten Ausländeranteil nach der Stadt Freilassing hatten.“
Er, Feil, könne deshalb nur an alle Verantwortlichen appellieren: „Es kann und darf nicht sein, dass wenige Kommunen in diesem Landkreis die Last überproportional zu tragen haben.“ Es sei an der Zeit, dass auch andere Kommunen ihren Anteil beitrügen und Angebote an anderen Stellen zu nutzten. Die „große Politik“ sieht Feil als „sowieso blind und taub“. Asylbewerber waren dann noch einmal Thema bei der Vorstellung der Sicherheitswacht.
Es sollen 300 Aktive mehr werden
In den Jahren 2012 und 2013 gab es schon einmal einen Anlauf. Doch das Interesse am Mitwirken bei einer Sicherheitswacht war in Laufen damals „bescheiden“, wie Polizeihauptkommissar Matthias Köppel bei der Bürgerversammlung in der Salzachhalle einräumte. Den neuen Anlauf begründete er mit einer Initiative des bayerischen Innenministeriums, das aus den aktuellen 1200 Aktiven 1500 machen will.
Als Bürger der Stadt muss man mindestens 18 und höchstens 62 Jahre alt sein, eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung haben und die deutsche Sprache sicher beherrschen. Nach Bewerbung, Auswahlverfahren, persönlichen Auswahlgesprächen und festgestellter Eignung erfolgt eine Ausbildung über 40 Schulstunden.
Für die Streifengänge gibt es Ausrüstung und Dienstkleidung. Außer den sogenannten Jedermannsrechten können Mitglieder der Sicherheitswacht Personalien feststellen und Platzverweise erteilen. Für dieses Ehrenamt gibt es eine Aufwandsentschädigung von acht Euro je Stunde. Der zeitliche Einsatz pro Monat sollte mindestens fünf bis zehn Stunden betragen.
Informationen und Kontaktformulare
Köppel räumte ein, dass man mit diesem Ehrenamt unter Umständen in Konkurrenz zu Vereinen und Institutionen wie die Feuerwehr trete, gleichwohl bat er, sich im Verwandten- und Bekanntenkreis nach möglichen Interessenten umzuhören. Informationen und Kontaktformulare gibt es bei der Polizei und im Internet unter www.polizei.bayern.de.
Wie steht es denn mit der Sicherheitslage in Laufen? „Die Kriminalstatistik schaut bei uns gut aus“, konstatierte Bürgermeister Hans Feil, doch die „gefühlte Sicherheit“ habe offensichtlich nachgelassen. Um die zu verbessern, hofft das Stadtoberhaupt auf das Interesse vieler Bürger an der Sicherheitswacht. „Warum der Mehraufwand, wenn der doch gar nicht nötig ist“, wunderte sich Anton Fehsenmayr.
Hier widersprach Köppel: „Es bringt ein Mehr an Sicherheit, denn die Sicherheitswacht kann einschreiten und Unterstützung anfordern.“ Andernorts habe sich bewährt, wenn die Aktiven Streife gehen, etwa bei Sportplätzen oder beliebten Treffpunkten. In Laufen sei der Spielplatz Sappe-Höh‘ ein nicht ganz unproblematischer Treff Jugendlicher. Peter Dietrich beschrieb als Geschäftsmann „immer wieder Probleme“ mit Bewohnern des blauen Hauses am Marienplatz. Er wünscht sich, „dass von der Stadt etwas gemacht wird.“
Vandalismus an öffentlichen Toiletten
Der Polizeihauptkommissar lobte ausdrücklich die Organisatoren des Faschingszugs, denn dort habe es „trotz Menschenmengen“ keine relevanten Probleme gegeben. Und doch sieht er Handlungsfelder und einen Sinn in Präsenz: „Schulfeste am Abtsee laufen häufig aus dem Ruder.“ Bürgermeister Feil ergänzte: „Die Toiletten am Bahnhof“. Wie berichtet war es dort kürzlich zu ekelhaftem Vandalismus gekommen, in der Vergangenheit hatte es in der öffentlichen Toilette am Rathaus mehrfach Zerstörung und Verschmutzung gegeben. Feil hat keinen Zweifel: „Die gefühlte Sicherheit hat nachgelassen. Redet mal darüber mit der Damenwelt.“
höf