Nach Käse-Skandal in Freilassing
Mogelpackung vs. eigene Herstellung – Schmeckt man den Unterschied?
Der Skandal um den Würfelkäse schlägt hohe Wellen. Am Freilassinger Wochenmarkt hat ein Händler Käsegläser von Kaufland für 7 Euro angeboten und zuvor das Etikett entfernt. Viele Kunden sehen sich getäuscht. BGLand24.de hat einer Direktvermarkterin bei der Arbeit über die Schulter geschaut und die Mogelpackung im Geschmackstest mit dem Bauernkäse verglichen.
Teisendorf - Idyllisch liegt der Hof von Carina und Hannes Hoiß in Egelham zwischen Anger und Teisendorf. 60 Kühe besitzen sie, davon 30 Milchkühe. Seit Januar stellt Carina auch selbst Käse her und verkauft ihn auf den Märkten in Traunstein und Waging.
Dem schwarzen Schaf durch Transparenz entgegen wirken
Die Nachricht, dass auf dem Freilassinger Wochenmarkt ein Anbieter Käsewürfel von Kaufland angeboten hat, war für sie ein Schock. „Mir haben gleich sämtliche Kunden geschrieben, denen ich gesagt habe: Das ist natürlich nicht mein Produkt. Wenn du ganz am Anfang bist und da kommt gleich so etwas, hast du schon erst einmal Angst.“ Auf Facebook macht sie ihrem Unmut Luft. „Viele müssen nun darunter leiden, da sich viele denken der Besuch am Wochenmarkt oder Bauernmarkt ist es nicht wert. Bitte seids so lieb und gebts uns die Chance, euch vom Gegenteil zu überzeugen“, heißt es in ihrem Post, der inzwischen fast 300 Likes hat.
Auch ihre Schwiegermutter Elfriede ärgert sich: „Da könnte ja jeder daherkommen und das billigste Glump verkaufen. Das geht ja gar nicht!“ Billig war der Käse auf dem Markt dann allerdings nicht. Bei Kaufland kostet das Glas 2,59 Euro, der Händler hat es auf dem Markt für satte 7 Euro angeboten. Carina verkauft ihren Bio-Rohmilch-Käse im Glas für 6,20 Euro. Sie glaubt, dass die Leute durch den Vorfall verstanden haben, dass man bei manchen Produkten, die feil geboten werden, besser aufpassen muss.
Transparenz ist der Bäuerin sehr wichtig. Ihre komplett selbst hergestellten Käsewürfel tragen ein Etikett, auf dem neben den Inhaltsstoffen auch der Familienname, die Adresse und Telefonnummer stehen. Auf dem Deckel prangen zusätzlich das EU-Bio-Logo und der Spruch „Ois Bio von da Muh“.
So entsteht der Würfelkäse im Glas
Bei dem Besuch von BGLand24.de demonstriert Carina Schritt für Schritt, wie sie ihre Gläser mit den besten Zutaten befüllt. Für jeden Markttag fertigt sie 40 Gläser, wobei es drei verschiedene Sorten gibt: Die Hüttengaudi, den fein gewürfelten Brotkäse und den Bärlauchtraum.
So macht die Bäuerin Würfelkäse im Glas




Der Geschmackstest
Doch wie schmecken denn nun die Käsewürfel aus den beiden Gläsern? Beim Kaufland-Produkt muss man zugeben, dass es sich erst einmal um keine schlechte Ware handelt. Der Kuhmilchkäse ist in Salzlake gereift und in Rapsöl eingelegt. Weitere Zutaten sind neben Paprika Gewürze wie Pfeffer, Petersilie, Thymian und Knoblauch. Es wurden keine künstlichen Konservierungsstoffe beigefügt. Unser Glas ist daher auch nur bis zum 21. Mai haltbar. Im Nutri-Score erhält der Käse wohl lediglich aufgrund des hohen Fettanteils die Note E.
Der Käse von Carina Hoiß ist natürlich allein schon wegen des Bio-Zertifikats hochwertiger. Die Rohmilchkäsewürfel wurden in Bio-Sonnenblumenöl eingelegt. Die getrockneten Blumen und die Gewürze wie Knoblauch, Bärlauchsalz und Schnittlauch sind alle selbst hergestellt. Haltbar ist der Käse mindestens zwei Wochen.
Beim Öffnen der beiden Gläser merkt man gleich, dass das Supermarktprodukt deutlich weniger Aromen hat. Die Konsistenz des Käses ist fester als der Weichkäse vom Bauernhof. Beim Geschmackstest lässt sich das Ergebnis auf einen entscheidenden Unterschied bringen: Frische. Der Kaufland-Käse schmeckt wie erwartet: nach getrockneten Gewürzen, ziemlich klassisch. Die Zutaten im Glas vom Hof schmecken erstaunlich frischer und kräftiger, wobei der Käse selbst mild bleibt. Fazit: Definitiv mehr Qualität und Geschmack bei einem moderaten Preis.
Der Biobauernhof bekommt bald einen eigenen Hofladen
Bei Carina Hoiß werden Weichkäse, Frischkäse und Schnittkäse aus Rohmilch noch sehr traditionell in einem Kupferkessel hergestellt. „Wir pasteurisieren nicht, sonst geht so viel wichtiges an Nährstoffen verloren“, bekräftigt sie. Besonders stolz ist sie, dass ihr Käse nicht einfach nur mit Salz eingerieben wird, sondern in einem Solebad aus der Bad Reichenhaller Saline schwebt. Bereits 2016 wurde der Hof auf Bio umgestellt. Jede Kuh hat einen Namen. „Wir backen auch selbst Brot und setzen den Sauerteig an, kochen Gemüse und Marmeladen ein.“ Bald wird ein eigener Hofladen folgen und auch für andere Bauern bietet Hoiß inzwischen das Lohnkäsen an.
mf

