Günstige Angebote als Mangelware
Händeringend gesucht: In Berchtesgaden könnten auf Parkdecks Wohnungen entstehen
Könnten Parkflächen in Berchtesgaden künftig mit dringend benötigtem Wohnraum überbaut werden? Die Gemeinde prüft das zumindest und könnte auch hier neue Wege gehen, wie etwa beim Parkdeck am Luitpoldpark mit schönstem Watzmannblick. Allerdings: Für geförderte Wohnbauprojekte hat zumindest die kommunale Gesellschaft des Landkreises, das Wohnbauwerk, wohl nur wenige Kapazitäten.
Berchtesgaden - Was am Ende mit den Flächen am Parkdeck beim Luitpoldpark passieren wird, darüber gibt es nur wenige Informationen. Fakt ist: Es hat mehrere Vor-Ort-Termine gegeben zwischen Gemeindevertretern, Architekten. Auch ein Hotelier aus dem Ort soll dabei gewesen sein. Berchtesgadens Bürgermeister bleibt vage. Tatsache ist: Die Fläche dort befindet sich im Eigentum der Marktgemeinde.
Das Parkdeck am Luitpoldpark ist in die Jahre gekommen. Zwei Minuten vom Ortszentrum entfernt, dürfen Fahrzeuglenker dort ihr Auto abstellen. Unter dem Parkdeck befinden sich Quartiersgaragen, die zu den nebenan befindlichen, unter Denkmalschutz stehenden Quartierswohnungen gehören. Parkflächen sind für die Gemeinde auch deshalb interessant, weil sie im Zuge der Wohnungsnot geeignet scheinen, mit Wohnbebauung überbaut zu werden. „Ja, wir haben uns alle möglichen Parkplätze der Gemeinde angeschaut“, bestätigt Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp auf Nachfrage.
Zwar können nicht alle versiegelten Flächen weiterentwickelt werden - aus vielerlei Gründen -, doch beim Parkdeck am Luitpoldpark scheint es Möglichkeiten zu geben. Zum einen ist die Fläche zentrumsnah und gut angeschlossen. „Parken und Wohnen lässt sich miteinander verbinden“, sagt Franz Rasp. Ähnliche Konzepte gibt es andernorts bereits: Die Gemeinde Berchtesgaden erachtet es als richtig, die in ihrem Eigentum befindlichen Stellplatzareale mit Wohnraum zu bestücken - und, falls geeignet, zu überbauen. Wer dort investiert, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Interessenten gebe es für mehrere Standorte.
Bezahlbarer Wohnraum ist notwendig
Franz Rasp sagt, dass bezahlbarer Wohnraum notwendig ist. Kein Blatt nimmt er beim Wohnthema vor den Mund. Denn die Wahrheit ist: Wohnen kann unter den gegebenen Umständen und wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen nicht günstig bleiben. Das bestätigt auch der Geschäftsführer des Wohnbauwerks Berchtesgadener Land, Florian Brunner. Das Wohnbauwerk ist der größte kommunale Vermieter im Landkreis mit mehr als 1200 Wohnungen.
In Berchtesgaden planen sie derzeit das größte Bauprojekt seit Bestehen der kommunalen Gesellschaft, die dem Landkreis und mehreren Gemeinden untersteht. Ein Generationenwohnen wird dort verwirklicht. Bis 2028 sollen an der Salzburger Straße 65 Wohnungen gebaut werden. Schon jetzt ist klar, dass der Quadratmeterpreis trotz staatlicher Förderung bei rund zwölf bis 13 Euro liegen wird. „Wir werden in dieser Zeit kaum Möglichkeiten für andere Projekte haben“, sagt Brunner über weitere Wohnbaumaßnahmen seitens des Wohnbauwerks.
Bürgermeister bleibt vage
Die Fläche am Parkdeck befindet sich im Gemeindeeigentum. Bürgermeister Rasp bleibt vage, wie es um das Parkdeck bestellt ist. Dass im beliebten Tourismusort händeringend nach zusätzlichen Wohnraum gesucht wird, ist klar. „Es gibt auch viele Unternehmen, die für ihre Mitarbeiter suchen“, sagt Franz Rasp. Zuletzt hatte die Sparkasse Berchtesgadener Land unweit des Berchtesgadener Bahnhofs ein Wohnraumprojekt speziell für Mitarbeiter ins Leben gerufen. Mit 18 Euro liegen die Quadratmeterpreise weit über dem Durchschnitt. Allerdings übernimmt einen Teil davon der Arbeitgeber. „An solche Konzepte und Preise werde man sich gewöhnen müssen“, sagt Rasp. Anders sei Bauen aktuell nicht möglich. Rasp sagt auch: „Selbst bei 18 Euro ist nicht viel verdient daran.“
Kommen auf die Flächen des Parkdecks also Mitarbeiterwohnungen? Baurechtlich könne man die Fläche nicht an einen einzelnen Betrieb binden, so der Bürgermeister. Zudem müsse sich jeder Bürger klarmachen: „Jeder, der bei uns im Ort arbeitet und seinen Lebensmittelpunkt in Berchtesgaden hat, ist für mich ein Einheimischer“, sagt Rasp. Es geht also nicht nur um die, die hier geboren sind, „damit habe ich echt meine Verständnisprobleme, wenn manche so etwas annehmen“, sagt der Gemeindechef.
Als Eigentümer kann die Gemeinde bei geschaffenem Baurecht Mietobergrenzen verlangen, sagt er. Ein neues Bauprojekt, gleichgültig ob es privates Wohnen oder Mitarbeiterwohnen betrifft, müsse am Ende eine Mischkalkulation bleiben, um eine Investition überhaupt zu refinanzieren.
Rasp sagt, sein Wunsch sei es immer, dass gemeindeeigene Flächen durch das Wohnbauwerk Berchtesgadener Land bebaut würden. Allerdings - und das hat der Geschäftsführer der Gesellschaft bereits verdeutlicht - sieht es in den kommenden Jahren damit eher schlecht aus. (kp)

