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Leiterin berichtet vom Kampf gegen die Fluten

10 Jahre Hochwasser in Freilassing: So dramatisch verlief die Rettung der Hunde aus dem Tierheim

Christine von Hake vom Tierheim Freilassing
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Christine von Hake hatte am Tag der Überschwemmung Dienst.

Das schlimme Hochwasser in Freilassing jährt sich am 2. Juni zum zehnten Mal. Ganz nah an der Saalach steht das Tierheim, das komplett vom Wasser umschlossen war. Die heutige Leiterin hatte an dem Wochenende Dienst und erzählt, wie sie ganz allein in einer waghalsigen Rettungsaktion die Hunde in Sicherheit bringen musste und wie es nach der Katastrophe weiterging.

Freilassing - Große Teile der Stadt, vor allem rund um den Heideweg, standen am 2. Juni 2013 unter Wasser. Das Schwimmbad Badylon soff komplett ab und musste neu gebaut werden. Die heutige Leiterin des Tierheims, Christine von Hake, erzählt, dass sie an dem besagten Tag Wochenenddienst hatte. „Beim Herfahren habe ich schon gesehen, dass die Felder gegenüber dem Zollhäusl unter Wasser waren. Aber ich war anfangs noch nicht so alarmiert und dachte mir nicht, dass etwas passiert.“

Die Feuerwehr ruft zur Evakuierung auf

Als sie mit der Arbeit fertig ist und nach Hause fahren möchte, klingelt plötzlich die Feuerwehr und erklärt, dass sofort evakuiert werden muss. „Ich hatte ungefähr 150 Tiere und keiner von der Feuerwehr konnte mir helfen, weil sie weiter alarmieren mussten.“ Das größte Problem sind die Hunde. Da aber die Woche darauf der Neubau des Hundehauses starten sollte, sind zu dieser Zeit zum Glück nur wenig Hunde im Haus. „Mit voller Besetzung hätten wir die nie rausgekriegt. Dann hätte ich sie laufen lassen müssen, damit sie sich selbst in Sicherheit bringen. Ich habe dann ein paar Hunde ins Tierheimauto gegeben und es beim Rathausplatz abgestellt, weil das ja bei Katastrophen der zentrale Treffpunkt ist. Dann bin ich zu Fuß zurück gelaufen, weil mein Auto noch mit meinen Hunden da stand.“ Von Hake lädt noch weitere Hunde ein und steht plötzlich vor dem Kreisel beim Penny-Markt in der Autoschlange.

Stau und Gaffer am überschwemmten Kreisverkehr

Der Kreisverkehr ist komplett unter Wasser. Hinter ihr versucht jemand, Pferde zu retten. Sie fährt beiseite und hilft mit. Danach lässt sie aber niemand mehr einfädeln. „Heute denke ich mir noch, wie rücksichtslos manche Leute waren“, ärgert sie sich. Die Fahrer, die heil durchs Wasser gekommen sind, bleiben stehen und beginnen zu gaffen, als das Wasser ansteigt. „Ich bin mitten im Wasser gestanden und habe nur noch gehupt, damit sie endlich weiter fahren.“ Schließlich erreicht sie auch mit dem zweiten Fahrzeug den Rathausplatz. Die Hunde werden später auf verschiedene Haushalte verteilt. Das Wasser drückt nicht direkt von der Saalach aus ins Tierheim, sondern vom dahinter liegenden Mühlbach. Es fließt komplett durch das Hundehaus. Hätten sich zu dem Zeitpunkt Tiere darin befunden, wären diese ertrunken.

Ein Teil der Belegschaft ist im Urlaub. Daher kontaktiert sie den Vorstand, der zusammen mit einer Ehrenamtlichen noch Kleintiere aus dem Wasser zieht. Die Katzen können sich auf höhere Ebenen retten. „Wir hatten richtig Glück, dass fast alles gut ging.“ Nur zwei Hühner und die Goldfische aus dem Teich schaffen es nicht. „Die Fische hat es hoch gedrückt. Wir haben sie am nächsten Tag im Gully gefunden.“

Bilder vom Hochwasser 2013 im Tierheim Freilassing

Das Tierheim Freilassing beim Hochwasser 2013
Das Tierheim Freilassing war 2013 komplett vom Hochwasser umschlossen. © Tierschutzverein Freilassing
Das Tierheim Freilassing beim Hochwasser 2013
Das Tierheim Freilassing war 2013 komplett vom Hochwasser umschlossen. © Tierschutzverein Freilassing
Das Tierheim Freilassing beim Hochwasser 2013
Das Tierheim Freilassing war 2013 komplett vom Hochwasser umschlossen. © Tierschutzverein Freilassing
Das Tierheim Freilassing beim Hochwasser 2013
Das Tierheim Freilassing war 2013 komplett vom Hochwasser umschlossen. © Tierschutzverein Freilassing
Das Tierheim Freilassing beim Hochwasser 2013
Das Tierheim Freilassing war 2013 komplett vom Hochwasser umschlossen. © Tierschutzverein Freilassing

Die Hilfsbereitschaft ist groß

Einen Tag lang steht das Wasser beim Tierheim hüfthoch. Am Folgetag ist es auch schon wieder weg. Die Tiere können versorgt werden. Doch nun geht es auch ans Aufräumen. „Es hat Wochen gedauert, bis alles halbwegs wieder in Ordnung war. Das Schlimmste war der Schlamm“, so die Leiterin. Doch die Hilfsbereitschaft ist groß. „Es kamen richtig viele Helfer. Die Spendenbereitschaft war der Wahnsinn. Wir bekamen auch viele Sachspenden. Denn von einem Tag auf den anderen war ja alles weg.“ Beim Antrag zu Hochwasserhilfe lobt von Hake auch die Stadt, die dem Tierheim beim Behördenkram hilfreich zur Seite steht. Auch von den Städten und Gemeinden, denen das Tierheim angeschlossen ist, kommt finanzielle Unterstützung. Das Hundehaus ist so schlimm in Mitleidenschaft gezogen, dass der geplante Anbau nicht mehr möglich ist, sondern alles komplett neu gebaut werden muss. Erst ein Jahr später kann damit gestartet werden.

Im Büro bedankt sich das Tierheim für die große Hilfsbereitschaft nach der Katastrophe.

Die Stadt Freilassing hat seit dem Jahrhunderthochwasser viel für den Hochwasserschutz getan. Von Hake lebt daher inzwischen auch nicht mehr in ständiger Angst, dass so ein Unglück wieder passieren wird. Dennoch bemerkt sie kritisch: „Wenn man die Flüsse so einschachtelt und die Auengebiete trocken legt, dann ist das nicht nachhaltig.“

Am 9. Juli findet nach 3-jähriger Corona-Pause auch endlich wieder der Tag der offenen Tür im Tierheim statt. Von 10 bis 16 Uhr sorgen neben einer Tombola auch ein Kinderprogramm sowie eine Hüpfburg für Unterhaltung.

mf

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