Dramatische Erhöhung des Elternbeitrags
Gebührenschock in Kindertagesstätte – Bischofswiesen will Gespräche mit Augustinum vorantreiben
Nach einer Gebührenerhöhung in einem Bischofswieser Kindergarten der Münchner Augustinum-Gruppe sind einige Eltern außer sich.
Bischofswiesen – Der Elternbeitrag beim Augustinum Berchtesgadener Land wird um mehr als 50 Prozent erhöht. Auch die Krippe wird deutlich teurer. In einem Elternbrief kritisiert die Einrichtung den ausbleibenden Defizitausgleich der Gemeinde. Dort möchte man zwar helfen, aber ad hoc sei das nicht möglich, sagt Bischofswiesens Bürgermeister Thomas Weber.
Dramatische Erhöhung des Elternbeitrags
„Wie weit sollen die Gebühren denn noch steigen”, fragt eine besorgte Mutter, die vor wenigen Tagen einen Elternbrief erhalten hat. Darin versucht der Geschäftsführer des Augustinum Berchtesgadener Land, Tobias Geiger, auf zwei Seiten die Hintergründe zu erklären, auf denen die deutliche Beitragssteigerung fußt. „Wir bedauern, dass wir Sie mit der Gebührenanpassung mehr als bisher in Anspruch nehmen müssen”, heißt es gleich zu Beginn.
Der Elternbeitrag für den dortigen Kindergarten soll spürbar angehoben werden, von bisher 183 auf nunmehr 275 Euro ab 1. Oktober - für eine sieben- bis achtstündige Betreuung. Das Augustinum wolle die Anhebung der Gebühren zudem „verträglich” gestalten. Allerdings ist das laut Tobias Geiger nur ein „erster Schritt”. Weitere Erhöhungen „in vergleichbarem Umfang müssen in den kommenden Jahren folgen, um das jährliche Defizit auszugleichen”, kündigt der Geschäftsführer an. Bedeutet: In den nächsten Jahren müssen Eltern mit ähnlichen Gebührenanpassungen rechnen und abermals tiefer in die Tasche greifen.
Personal- und Sachkosten sind gestiegen
Die angeführten Gründe für die deutliche Preissteigerung erklärt Geiger: Man zahle nach den Tarifen der Diakonie. Im vergangenen Jahr waren die Löhne dort um bis zu 8,6 Prozent erhöht worden. Dieses Jahr sollen sie weiter steigen. Neben den Personalkosten haben auch gestiegene Sachkosten, wie etwa Energie, dazu geführt, dass Krippe und Kindergarten zuletzt ein Defizit von 250.000 Euro schrieben. Man könne auf Dauer nur das anbieten, „was wir auch finanziert bekommen”, so Geschäftsführer Tobias Geiger.
Auch der Elternbeitrag in der Krippenbetreuung wird von 300 auf 365 Euro ab Oktober angehoben.
Bischofswiesen will Gespräche mit Augustinum vorantreiben
„Ich kann mir das so fast nicht mehr leisten”, klagt eine Mutter. Mehrere Eltern fordern eine zusätzliche Unterstützung seitens der Gemeinde. Hinter verschlossenen Türen hat es bereits Gespräche zwischen Gemeinde, Einrichtung und Elternbeirat gegeben. Die Stimmung sei derzeit auf einem Tiefpunkt, heißt es aus dem Umfeld. Bürgermeister Thomas Weber sagt, dass seine Gemeinde seit Jahrzehnten die ehemalige Insula, die seit wenigen Jahren unter dem Dach des Augustinums läuft, mit Fördermaßnahmen bedacht hat.
Beim Augustinum ist ein weiterer zusätzlicher Kindergarten in Planung. Der Kindergartenneubau ist derzeit aber auf Eis gelegt, weiß man wiederum bei der Gemeinde. Bürgermeister Weber habe mit den Verantwortlichen vereinbart, „dass wir einen Freiwilligenbeitrag leisten zur Entlastung”, sagt Thomas Weber. Ein hoher Investitionskostenzuschuss sei geplant. Im Gegenzug falle aber eben der jährliche Defizitausgleich für die Tagesstätte weg.
Darüber beklagt sich nun der Geschäftsführer des Augustinums: „Mit einer Anfrage an die Gemeinde Bischofswiesen wegen eines entsprechenden Zuschlags waren wir leider nicht erfolgreich”, so Geiger. Anders als bei ihrem gemeindeeigenen Kindergarten wolle die Gemeinde Bischofswiesen das Defizit des Augustinums nicht übernehmen.
Angespannter Haushalt in Bischofswiesen
Dass man das Defizit nicht übernehmen wolle, sei so nicht korrekt. „Es war anders ausgemacht”, sagt Bürgermeister Thomas Weber auf Anfrage. Unter den gegebenen Voraussetzungen - „ein angespannter Haushalt” (Bürgermeister Weber) - und der mit dem Augustinum beschlossenen Vereinbarung sei dieser Schritt in den Finanzen von jetzt auf gleich nicht abbildbar.
Beim Augustinum klagt man zudem, dass die Gemeinde im vergangenen Jahr noch dazu gedrängt habe, die Plätze im Kindergarten und der -krippe aufzustocken. Geld gibt es nun aber keins.
In der Tagesstätte des Augustinums zeigt man sich „enttäuscht” über „die Haltung der Gemeinde Bischofswiesen”, zumal die kommunale Defizitübernahme “gängige Praxis für Kindertagesstätten in Bayern” sei.
Der Bürgermeister sagt auf Nachfrage, man habe bislang immer „ein paar hunderttausend Euro” dazu geschossen. Aus der Portokasse - und nachdem man eine Vereinbarung mit dem Augustinum auf Investitionskostenzuschuss getroffen habe - könne man einen sechsstelligen Betrag aber nicht leisten.
Gemeinde will eine einvernehmliche Lösung finden
Vielmehr hat Gemeindechef Weber einen Drei- beziehungsweise Fünfjahresplan angekündigt und signalisiert, auch künftig gut mit dem Augustinum zusammenarbeiten zu wollen. „Wir wollen mittelfristig eine Lösung finden”, sagt er. Zeitnah will er sich mit Vertretern des Augustinums zusammensetzen, um der Einrichtung in Zukunft wieder „unter die Arme” greifen zu können. Dass die Elternbeiträge dadurch sinken, ist unwahrscheinlich.
Dass man am Betreuungsschlüssel bei Kindertagesstätten dreht, um die Kosten zu senken, davon hält Gemeindechef Weber ebenfalls nichts. „Die Eltern sind gewohnt, dass die Qualität bei der Betreuung im Laufe der Jahre deutlich gestiegen ist”, sagt er. Auf ein Minimum herunterzufahren, würde die Betreuung massiv erschweren: „Mit der Konsequenz, wenn mehrere Mitarbeiter krank sind, wieder Gruppen schließen zu müssen.”
kp
