Ab August wirds in Freilassing noch komplizierter
Ärger um Großbaustelle: „Ich habe weniger Geschäft als zur Corona-Zeit“ - Stadt reagiert
Freilassing – Seit knapp über einem Jahr laufen die Bauarbeiten an der Sanierung der Reichenhaller Straße, vielen Anwohnern und Geschäftsleuten kommt es wie eine halbe Ewigkeit vor. Vor allem im derzeitigen Baubereich von der Kreuzung zum Bahnhof bis über die Ärztehäuser hinaus klagen viele über fehlende Parkplätze, eine zu komplizierte Umleitung und den fehlenden, barrierefreien Zugang zu den Geschäften. Ab August wird es im Kreuzungsbereich zum Bahnhof noch komplizierter. Die Anwohner wüssten Bescheid, bei einem Vor-Ort-Termin von bgland.24 stellte sich das anders dar.
Update, 1. Juli - Stadt Freilassing bezieht Stellung
Die Stadt Freilassing legt Wert auf die Feststellung, dass die Geschäftsleute in der Reichenhallerstraße sehr wohl über den weiteren Verlauf der Baustelle informiert worden seien, die Formulierung „Geschäftsleute vor Ort wissen auf Nachfrage nichts davon“ stimme daher nicht.
„Die Formulierung suggeriert, dass die Geschäftstreibenden über die kommende Bauphase ab August – wie von Herrn Stephl in der Bauausschusssitzung erwähnt – nicht vorab informiert worden wären. Dies bestreitet aber keiner der Beteiligten und ist nachweislich geschehen“, so ein Sprecher der Stadt. Die Geschäftstreibenden würden die Planungen ab August kennen, „das wurde uns heute nochmal bestätigt“.
Außerdem sei mit der Bundespolizei besprochen worden, „dass sie für die Dienstfahrzeuge die Stellplätze nördlich der Kreuzung nutzen, damit die besser erreichbaren Parkplätze für Bürger am Bahnhof frei bleiben“.
Erstmeldung:
Die einzige, innerstädtische Nord-Süd-Verbindung in der Stadt, die Reichenhaller Straße, ist weiterhin gesperrt und es soll noch schlimmer werden, denn ab Anfang August wird der Kreuzungsbereich mit der Bahnhofstraße in Angriff genommen. Die Bauarbeiten brauchen naturgemäß Platz, darum wird es dann richtig eng, eine zweispurige Straßenführung ist dann nicht mehr möglich, eine Baustellenampel wird den Verkehr zum Bahnhof und vom Bahnhof kommend regeln. Andreas Stephl von der Bauverwaltung stellte die beiden Bauphasen im Bauausschuss am Mittwochnachmittag vor.
Nur mehr eine Fahrspur ab August
Im ersten und wahrscheinlich bis Ende September dauernden Bauabschnitt wird im nördlichen Bereich der Kreuzung – also an der Bahn-Lärmschutzwand – gebaut: Einbau von Rigolen, Wasserleitungen, sowie Verkehrsinseln, Gehwege und dann wird die Fahrbahn fertiggestellt. Für die Autos bleibt nur eine Spur auf der südlichen Seite übrig, eine direkte Zufahrt zum Bahnhof ist dann nicht mehr möglich, die Umleitung führt über die Hermann-Löhns-Straße.
Diese Straße zwischen der ehemaligen Waschstraße und dem Baumarkt soll im Gegenverkehr befahrbar sein, also sowohl den Verkehr zum Bahnhof, also auch vom Bahnhof weg übernehmen. Dazu wird es in diesem Bereich ein absolutes Parkverbot geben, Querparkplätze werden für die Dauer der Baustelle aufgelassen. Voraussetzung für diese Regelung ist allerdings, dass im Bereich zwischen den Geschäften und der ehemaligen Tankstelle alles fertig ist, inklusive der Gehwege.
Fußgänger und Radfahrer können sich die Umleitung über den Hermann-Löhns-Platz sparen, für sie wird ein eigener Weg knapp an der Lärmschutzwand für das 3. Gleis entlang eingerichtet. „Neu ist auch, dass ab August die Bushaltestellen wieder in die Rupertistraße verlegt werden“, so Andreas Stephl von der Bauverwaltung der Stadt. Diese Regelung habe sich bei den Bauarbeiten zum 3. Gleis bewährt. Neue Parkplätze soll es vor der Sparda-Bank geben, die Bundespolizei habe zugesagt, in der Bauzeit ihre Fahrzeuge ausschließlich auf dem mit Sichtschutz versehen Platz bei der ehemaligen Post abzustellen.
Diese erste Bauphase ab August sei mit den Anliegern bereits Ende Mai besprochen worden, so Stephl, Geschäftsleute vor Ort wissen auf Nachfrage von BGLand24 allerdings nichts davon. „Es ist furchtbar, ich habe jetzt weniger Geschäft als zur Corona-Zeit“, klagt zum Beispiel die Besitzerin des Eissalons, ihre Tische vor dem Salon sind am Mittwochnachmittag zwar einigermaßen ausgelastet, „aber normalerweise stehen wir zu Dritt hier, jetzt nur ich“.
Phase 2: Wieder nur eine Spur
Ende September wechseln die Bauarbeiter dann vom nördlichen Bereich der Kreuzung, also von der Seite der Lärmschutzwand, auf die südliche Seite, die gute Nachricht: Die Zufahrt zum Bahnhof von der Unterführung kommend wird dann wieder möglich sein, die schlechte Nachricht: nach wie vor wird nur Platz für eine Fahrspur sein, das heißt, die Baustellenampel begleitet die Autofahrer auch weiter.
Nicht genau festlegen will sich die Stadt bei der Frage, wie lange der gesamte Umbau des Kreuzungsbereichs dauern wird. Fix ist nur, die erste Phase, also der Bau im nördlichen Teil, „wird wesentlich länger dauern als der zweite Abschnitt“, darum habe man hier absichtlich die Zeit der Sommerferien gewählt, weil hier erfahrungsgemäß ohnehin weniger Verkehr herrscht. CSU-Stadtrat Michael Helminger, selbst in der Baubranche tätig, lobte die Planungen ausdrücklich, wies aber mehrfach darauf hin, dass man bei der Dauer von Baustellen immer mit Überraschungen rechnen müsse.
Wichtig sei vor allem die Kommunikation mit den Anwohnern. Das Autohaus Marx habe zum Beispiel den gesamten Hof leer geräumt, weil es hieß, es werde asphaltiert, dann war aber nichts. „Die Kommunikation bei Baustellen ist das um und auf“, so Helminger. Nach dem kurzen Lokalaugenschein von BGLand24 nach dem Bauausschuss in der Reichenhaller Straße scheint da noch viel Luft nach oben zu sein.
hud

