Signal am Hochkalter führt ins Nichts
Nach sechs Tagen dramatischer Rettungsversuche: Bleibt Julian P. am Berg?
Ramsau bei Berchtesgaden – Seit sechs Tagen ist Julian P. am Hochkalter in den Berchtesgadener Alpen vermisst, seit Samstagnacht (17. September) gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihm. Dennoch haben die Retter der Ramsauer Bergwacht zusammen mit Kräften von Polizei und Bundespolizei alles Menschenmögliche getan, um ihn zu finden. Vergebens?
Es ist Donnerstag am späten Nachmittag als der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Martin Emig, endgültig verkündet: „Für heute ist die Suche eingestellt.“ Zuvor waren zwei Teams aus Bergrettern der Bergwacht Ramsau und der Polizei mehrere Stunden am Hochkalter im Einsatz gewesen, um in mühevoller Kleinstarbeit im gefährlichsten Absturzgelände bei hoch winterlichen Verhältnissen nach Julian P. zu suchen.
„Mensch, Maschine und Technik haben alles gegeben“ um Julian P. am Hochkalter zu finden
Der 24-jährige Niedersachse hatte am Samstagnachmittag (17. September) einen Notruf abgesetzt, nachdem er im Schneetreiben unterhalb des Hochkaltergipfels abgestürzt war. Zuerst hatten die Retter noch Kontakt zu Julian P., der brach aber am Samstagnacht ab. Seitdem versuchten die Retter ihn zu lokalisieren und konnten mit Hilfe des Signals der Recco-Boje am Mittwoch (21. September) auch seinen Rucksack finden.
Die Hoffnung, am Donnerstag dann auch den 24-Jährigen selbst zu finden wurde zerschlagen. „Zum jetzigen Zeitpunkt haben Mensch und Maschine und Technik alles gegeben und man hat alles probiert“, resümiert Martin Emig. „Momentan scheint es so, als sei der Berg der Stärkere und der Vermisste wird nicht freigegeben aus dem Schnee.“
Große Suchaktion mit Eurofighter und Hubschrauber am Hochkalter




Mit Seilsicherung, Eisgerät und Lawinennotfallausrüstung
Eine Erkenntnis, die auch die rund 20 Einsatzkräfte von Polizei und Bergwacht sowie auch die Besatzung des Polizeihubschraubers Edelweiß 2 nicht kalt lässt. Erst sondierten sie am Donnerstag (22. September) mit Seilsicherung, Eisgerät und Lawinennotfallausrüstung das Gelände rund um den Fundort des Rucksacks ab. Dann starteten sie einen letzten Versuch mit der Recco-Boje.
„Der Schnee ist da fast zwei Meter hoch“, weiß Rudi Fendt von der Bergwacht Ramsau. „Auf 2.400 Meter Höhe kann es sein, dass der dort erstmal bleibt.“ Gemeint ist der Schnee, der nicht wie im Tal bei starker Sonneneinstrahlung schnell wieder taut. Dennoch sorgte die starke Sonneneinstrahlung dafür, dass am frühen Nachmittag die Retter wieder ins Tal geflogen wurden. Das Lawinen- und Steinschlagrisiko war zu hoch geworden.
„Weitere Suchmaßnahmen derzeit nicht zielführend“ - Suche nach Julian P. vorerst eingestellt
Kurz darauf erreichte die Recco-Boje aber noch einmal ein Signal, woraufhin die Retter noch einmal auf den Hochkalter flogen. „Der Vermisste konnte aber nicht lokalisiert werden“, bedauert Emig. So wie es aussieht, war das auch erstmal die letzte geplante Rettungsaktion. „Unter den derzeitigen Umständen, insbesondere aufgrund der Schneelage im eingegrenzten Gebiet, sind weitere Suchmaßnahmen momentan nicht zielführend“, muss der Polizeisprecher zugeben.
Bergwacht und Polizei würden die Lage am Berg jedoch genau im Auge behalten, um bei einer Änderung der Witterung hin zu Tauwetter in der betroffenen Höhe, schnell die Suche wieder aufnehmen zu können.
Ähnlich erging es im Oktober 2020 einem Trailrunner, der am Watzmann in den Schneesturm geraten war. Erst Monate später wurden seine sterblichen Überreste von einem Wanderer gefunden.
cz
