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Rund einen Monat nach dem verheerenden Unwetter im Berchtesgadener Land sind die Betroffenen immer noch am Aufräumen. BGLand24.de hat in Schönau am Königssee und Bischofswiesen bei den Menschen nachgefragt: Wie laufen die Aufräumarbeiten? Kommt die Hilfe an? Und wie geht es weiter?
„Als die Schlammlawine kam, waren mein Mann, die Kinder, mein Bruder sowie mein Papa, der im Rollstuhl sitzt, im Haus. Ich war arbeiten in unserer kleinen Pizzeria, einem Familienbetrieb. Erst kam der Starkregen und dann auf einmal der ganze Hang. Alle Autos sind kaputt, das Auto meines Bruders hat es die ganze Straße hinuntergeschleppt. Das Nachbarhaus war zum Glück leer, aber die alte Dame hat keine Elementarversicherung. Das steht jetzt da so, leer und schmutzig“, erinnert sich Adriana im Gespräch mit BGLand24.de. Ihre große Tochter sei besonders mutig gewesen. Während der Vater und Onkel versuchten, das Haus zu sichern, habe sie ihre kleine Schwester und ihre Opa im Rollstuhl ins obere Stockwerk in Sicherheit gebracht - und auch Adriana, ihre Mama, angerufen. Was noch dazu kommt: „Es war alles neu, am Dienstag war noch der Maler da, am Samstag ist dann alles passiert.“
Über einen Monat später, ist das Haus nach wie vor nicht bewohnbar. Die Familie habe das Glück gehabt, bei den Nachbarn in einer Ferienwohnung unterkommen zu können, wie Adriana weiter erzählt.
Vorher - Nachher: Vorbergsiedlung in Schönau am Königssee
Eigentlich wollten Adriana und Francesco diese Saison noch in ihrer Pizzeria arbeiten und es dann ruhiger angehen lassen, mehr Zeit für die Kinder haben. Dann kam die Mure. „Wir arbeiten rund um die Uhr und wenn nicht in der Pizzeria, dann arbeiten wir hier.“ Sie hätten viel Unterstützung erhalten, Nachbarn und Feuerwehr hätten tatkräftig geholfen und freigeräumt. „Die Leute hier halten zusammen.“ Abgesehen von dem kleinen Wall als Schutzmaßnahme hinter den Garagen hin zum Hang ist das Grundstück zumindest freigeräumt. Doch die Zerstörung ist dadurch erst sichtbar: massive Straßenschäden vor den Häusern, verdreckte Wände, entkernte Häuser. Autos sind weiter oben nur noch wenige zu sehen. Sie waren nicht mehr zu retten.
Am 17. Juli 2021 traf die Mure auf die Vorbergsiedlung in Schönau am Königssee. Bei einem Haus haben die Schlammmassen die Tür aufgedrückt und die Innenräume angefüllt. Rund einen Monat später ist die Tür geschlossen, die Zerstörung und der Schmutz aber immer noch da.
Allein die Straße vor dem Haus koste mindestens 20.000 Euro, um sie zu sanieren, meint Francesco. Der Zugang zum Haus sei privat, deswegen müsse die Familie auch die Straße reparieren, zusätzlich zum eigenen Haus. Das heiße, „wieder einen neuen Kredit aufnehmen.“ Unsicher sei sich die Familie mittlerweile, ob noch Hilfe vom Staat komme. „Söder hat mir ins Gesicht versprochen, dass wir 100 Prozent Unterstützung bekommen. Wo sind denn die 100 Prozent?“ meint Adriana.
Und jetzt? „Die Kinder haben Angst, wenn es stark regnet.“
Starkregen in Bischofswiesen: „Alle sind wieder gelaufen“
Am Hof der Familie Angerer sieht man den Traktor auf dem Feld hin zum Untersbergmassiv fahren und Schutt wegräumen. Auf der Wiese sind noch Murenspuren zu sehen. Werden hier noch die Reste des schweren Unwetters im Juli weggeräumt? „Nein, mein Mann fährt schon wieder und räumt alles auf vom Montag. Das ist nicht alt, das ist neu“, erklärt Barbara Angerer. Wieder kam der Starkregen an jenem Montag. „Das Wasser ist sofort wieder beim Gulli rein. Alle sind wieder gelaufen“, erzählt Barbara, „Es kam schon wieder was runter, dieses Mal bloß Wasser und feiner und grober Sand, aber keine Muren.“
Vorher - Nachher: Zu Fuße des Untersbergs bei Bischofswiesen
Betrachtet man das Gelände hinter dem Haus den Hang hinauf, hat sich hier bereits einiges getan. Gemeinde und Wasserwirtschaftsamt haben erste Teile des Bachbetts gesichert, um zu verhindern, dass erneut eine schwere Mure auf den Hof zukommen kann. Doch das Gelände zu Füßen des Untersbergs sei sehr locker. Was bei dem nächsten Unwetter wie am Montag wieder runterkommen kann? Unklar.
„Da müssen wir künftig gewappnet sein, vielleicht sogar alle Sandsäcke und Holzplatten zum Leiten daheim haben. Es betrifft einfach uns alle“, meint Barbara im Gespräch mit BGLand24.de. Auch die Familie Angerer versuche, wieder in den Alltag zu finden. Derzeit werde alles geputzt, ausgeräumt und angesehen, Schritt für Schritt, weil „wir arbeiten ja auch ganz normal weiter. Der Betrieb muss weitergehen, also läuft das nebenbei“, so Angerer.
Die Schäden seien noch schwierig zu beziffern, da auch noch Folgeschäden kommen könnten. Ein Schaden ist jedoch von weitem zu sehen: „14 von 20 Hektar sind einfach kaputt, jetzt fehlt die Futterfläche für die Kühe, auch die nächsten Jahre, weil das kann Jahre dauern, bis die Wiesen auch wieder so viel Futter bereitstellen. Und beim nächsten Starkregen schwappt es womöglich die frische Saat wieder runter“, so Angerer. Derzeit erhalte die Familie für die Kühe Futterspenden. „Sogar aus dem Allgäu oder Franken“. Das klappe auch alles super. Die Unterstützung sei groß, nach wie vor. Gemeinde, Anwohner, Landwirte, Fremde - alle würden sich bemühen. Auch Geldspenden kämen an, von der Bürgerinitiative und auch den Landwirtverbänden. „Vielen Dank!“
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