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Invasion am Böcklweiher im BGL

Stille Killer verbreiten Krebspest: Umweltamt warnt vor invasiven Flusskrebsarten

Vor dem invasiven Signalkrebs wird gewarnt. In heimischen Gewässern wie dem Böcklweiher ist er mittlerweile weit verbreitet, bestätigen auch die Fischer.
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Vor dem invasiven Signalkrebs wird gewarnt. In heimischen Gewässern wie dem Böcklweiher ist er mittlerweile weit verbreitet, bestätigen auch die Fischer.

Der ursprünglich aus Amerika stammende Signalkrebs hat sich in Oberbayern breit gemacht. Ein beliebtes Gewässer: der im Landschaftsschutzgebiet befindliche Böcklweiher in Bischofswiesen. Für das Bayerische Landesamt für Umwelt ist die Verbreitung ein durchaus ernstzunehmendes Problem - wegen der Krebspest und dadurch gefährdeter heimischer Krebsarten. Selbst den Fischern ist der Signalkrebs ein Dorn im Auge. 

Bischofswiesen/Berchtesgadener Land – Die Flusskrebsbestände schwinden, weiß man beim Landesamt für Umwelt. Einer der Hauptgründe ist der invasive Signalkrebs. „Man kann deutlich die hell abgesetzten Flecken im Scherengelenk erkennen”, sagt ein Experte beim Landesamt nach einer Sichtung in Bischofswiesen und auf Nachfrage. Der Krebs ist auffällig glatt, inklusive der Scheren. „Auch die zweigeteilte Augenleiste ist gut zu erkennen.” 

Gemeldete Sichtung im Böcklweiher

Der Signalkrebs ist für heimische Krebsarten zum signifikanten Risiko geworden. Auch der Kamber- und der Marmorkrebs sind weitere Arten, die den beheimateten Vertretern das Leben erschweren. Lange Zeit gab es in Bayern nur zwei Flusskrebsarten: den Steinkrebs und den Edelkrebs. Weil sich aber Signalkrebs und Co. in der bayerischen Heimat niedergelassen haben und wohlfühlen, sind mittlerweile weite Teile heimischer Bestände verschwunden. Das Landesamt für Umwelt geht von rund der Hälfte aus. Die Eindringlinge gelten als konkurrenzstärker. Sie pflanzen sich effizienter fort, sind gefräßiger und aggressiver. 

Im Böcklweiher etwa sind sie jedes Jahr anzutreffen. In den Sommermonaten zeigen sie sich oft im seichten Gewässer. Laut Landesamt für Umwelt gibt es von dort bislang zwar nur eine gemeldete Sichtung. Allerdings: Unter den Steinen, wo das Wasser des Sees in einen Bach übergeht, hat man gute Chancen auf eine Sichtung des gefräßigen Vertreters, der Kleinlebewesen am Grund des Sees bevorzugt.   

LfU: Hauptproblem ist das „Gepäck” des Krebses

Beim Landesamt für Umwelt (LfU) heißt es: Das Hauptproblem sei das „Gepäck”, das etwa der Signalkrebs mit sich führt: Selbst zwar immun dagegen, sind die Tiere oft Träger der sogenannten Krebspest. Die Tierseuche wird von einem Pilz ausgelöst. Für die heimischen Flusskrebsarten geht eine Infizierung „immer tödlich” aus. Ein einziger infizierter Krebs, beziehungsweise nur die Pilzsporen, können an Gummistiefeln oder in einem Kescher ausreichen, „um einen lokalen Bestand heimischer Krebse auszulöschen”. 

Laut Landesamt sind die invasiven Krebsarten bereits in Flüssen wie Donau oder Isar zu finden, aber auch in den Seen der Bayerischen Seenschifffahrt, Ammersee und Starnberger See. Im Königssee kommen sie dagegen nicht vor: Die Wassertemperatur ist zu gering. Jeremy Hübner vom LfU kümmert sich um den Schutz des Steinkrebses, einer selten gewordenen heimischen Art. Er sagt, dass die invasiven Arten so schnell als möglich gestoppt werden müssten. Das funktioniert bislang nur mit sogenannten Krebssperren, denn eine gezielte Entnahme der Eindringlinge gelingt anderweitig nicht. Krebssperren gibt es am Böcklweiher bislang zwar keine. Allerdings sollen in den kommenden Jahren bayernweit 50 davon installiert werden, um eine Verbreitung der Invasoren zu unterbinden. 

„Die gehören einfach beseitigt”

Am Böcklweiher kann sich der US-amerikanische Signalkrebs, den das LfU kürzlich bestätigt hat, noch ungehindert verbreiten. Einheimischen ist der Invasor aber schon seit Langem ein Begriff. „Er schmeckt gut”, sagt einer, der dort regelmäßig spazieren geht und sich schon das eine oder andere Exemplar gesichert hat, auch wenn der Fakt Naturschützer nicht gerade erfreuen dürfte. 

Bis in die Berchtesgadener Ache sind die Signalkrebse bereits vorgedrungen, wissen auch die heimischen Fischer, die tagtäglich mit den Gewässern zu tun haben. Gnade kennen sie bei den Signalkrebsen keine. „Die gehören einfach beseitigt”, sagt ein Fischer. In den vergangenen Jahren hatten die Fischer in verschiedenen Bächen und Flüssen in und um Berchtesgaden immer wieder Signalkrebse entdeckt. Dass von diesen Gefahr für Edelkrebs und den kleineren Bruder, den Steinkrebs, ausgeht, ist an den Hütern der heimischen Bäche nicht vorbeigegangen. 

Beim Bayerischen Landesamt für Umwelt ist man auf Sichtungen der Invasoren indes angewiesen, um ein vollständiges Lagebild zu erhalten. Eigens eingerichtet wurde dazu eine E-Mail-Adresse, um sich mehr Wissen über die Verbreitungsgebiete von nicht-heimischen Flusskrebsen anzueignen. Über flusskrebs@lfu.bayern.de können Sichtungen via Foto gemeldet werden. (kp)

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