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Wenn es in der Biotonne wuselt

Berchtesgadener Landkreis-Abfallexperte gibt Tipps zum besseren Umgang mit Bioabfall 

Landkreis-Abfallexperte Thomas Hartenberger
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Thomas Hartenberger ist Fachbereichsleiter der Kommunalen Abfallwirtschaft im Landratsamt Berchtesgadener Land. Da Maden in der Biotonne nicht nur optisch unschön sind, sondern solche Tonnen meist durch unangenehme Gerüche auffallen, gibt er einige Tipps zum besseren Umgang mit Bioabfall.

Berchtesgadener Land - Wenn es in der Biotonne wuselt, ist die Freude gering. Vor allem im Sommer sind müffelnde Tonnen und Madenbildung das größte Problem der knapp 16.300 Biotonnen-Besitzer im Berchtesgadener Land. Während im Netz diskutiert wird, weiß Thomas Hartenberger, Fachbereichsleiter der Kommunalen Abfallwirtschaft im Landratsamt, wie es besser geht. „Ein Standort in praller Sonne ist keine gute Idee.” Die Beschwerden über stinkende Nachbarstonnen hielten sich aber in Grenzen, sagt er.  

Gibt es Pläne, die Sammlung von Bioabfällen im Sommer zu intensivieren, um möglichen Geruchsbelästigungen und Madenbildung entgegenzuwirken?

Thomas Hartenberger: Der Landkreis Berchtesgadener Land hat 2018 ein Konzept zur Einführung der Biotonne erstellt. Dabei wurde berücksichtigt, dass andere Landkreise und Städte in Bayern die Biotonne ganzjährig im 14-tägigen Rhythmus leeren. Seit der Einführung vor vier Jahren konnten überwiegend positive Erfahrungen gesammelt werden. Durch bestimmte Maßnahmen wie die richtige Befüllung und die Verwendung von Bioabfalltüten oder Zeitungspapier kann die Geruchsbelästigung und Madenbildung stark verringert werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, eine Biotonne mit einem Filterdeckel zu verwenden, um Geruchs- und Madenbildung weiter zu reduzieren. Eine Umstellung auf eine wöchentliche Leerung verdoppelt die Kosten. Auch eine saisonale Lösung führt zu erheblichen Mehrkosten. Deshalb steht eine wöchentliche Leerung oder eine saisonale Lösung nicht im Verhältnis zum Nutzen.

Existieren Kontrollmechanismen, um sicherzustellen, dass die Bürger die Vorschriften zur Sammlung und Entsorgung von Bioabfällen einhalten?

Hartenberger: Stichprobenartig werfen die Müllwerker vor der Entleerung einen Blick in die Biotonnen. Sie überprüfen den Inhalt auf Störstoffe. Sind im oberen Bereich Plastiktüten oder andere Dinge wie Gläser oder Dosen sichtbar, bleibt die Biotonne stehen. Sie wird mit einem Aufkleber mit dem Hinweis zur Nachsortierung durch den Verursacher markiert. Die allgemeinen Gesetze und die Abfallwirtschaftssatzung regeln dabei, was biogener Hausabfall für die braune Tonne ist und was Störstoffe sind. Vorschriften, wie der Bioabfall in die Tonne gegeben werden soll, gibt es nicht. Die Bioabfälle dürfen auch lose und feucht eingeworfen werden. Das begünstigt aber Maden- und Geruchsentwicklung. Bewohner in Mehrfamilienhäusern sollten immer die Regeln des Vermieters oder der Hausverwaltung beachten.    

Was sind die größten Fehler, die man bei der Biotonne begehen kann?

Hartenberger: Am kritischsten sind Störstoffe wie Kunststoffe und Glas. Diese Stoffe verursachen einen erheblichen Mehraufwand bei der fachgerechten Entsorgung der Bioabfälle. Sie verhindern eine ökologisch wertvolle Nachnutzung des Abfalls. Aus den Bioabfällen wird nach einer Vorbereitung Biogas gewonnen, das zu Strom und Wärme weiterverwendet wird. Aus dem Gärsubstrat wird in einer Nachrotte Kompost gewonnen. Hochwertiger Kompost sichert und fördert das Wachstum von Pflanzen und den Ertrag. Die getrennt gesammelten Bioabfälle tragen zur Reduktion des Restabfalls bei. Entsprechen die Eingangsstoffe nicht den Voraussetzungen, wird der Abfall ausgesondert und im Müllheizkraftwerk verbrannt. Ähnliches gilt für den Kompost, wenn in der Ausgangskontrolle Störstoffe festgestellt werden. Im Idealfall kommt es aber erst gar nicht so weit. Biotonnen, die offensichtlich belastet sind, werden nicht geleert. Eine erneute Leerung erfolgt erst wieder zum nächsten Termin und nur dann, wenn die Störstoffe aussortiert wurden. Ein Standort in praller Sonne ist im Sommer übrigens keine gute Idee.

Gibt es Möglichkeiten für Bürger, Rückmeldungen oder Beschwerden bezüglich Geruchsbelästigungen und Madenbefall bei den Bioabfalltonnen einzureichen? Wie werden solche Rückmeldungen behandelt?

Hartenberger: Natürlich können sich Bürger jederzeit an die Abfallwirtschaft wenden. Unser Abfallberater Andreas Wurm beantwortet alle Fragen zur Biotonne. Vieles lässt sich bereits in einem klärenden Telefongespräch lösen. Aber auch Vororttermine sind möglich, um Probleme zu erörtern und Tipps vor Ort zu geben. Ergänzend gibt es auch Firmen, die Tonnenreinigungen gegen Kostenersatz anbieten. Auch hier kann der Abfallberater vermitteln. Die Abfallwirtschaft versucht anhand der Meldung festzustellen, ob und inwieweit die Informationen rund um das Thema Bioabfall angepasst werden müssen und ob für die künftige Ausgestaltung der Bioabfallsammlung Handlungsbedarf besteht. Allerdings kann nicht jedes Einzelproblem zu einer Veränderung des Gesamtsystems führen.

Gibt es Bürger, die sich über unsachgemäße Entsorgungen beschwert haben?  

Hartenberger: Aktuell liegen uns nur wenige Beschwerden vor. Im Durchschnitt sind es pro Monat weniger als zehn zur Geruchsproblematik im Sommer. Geruchsbelästigung ist aber auch ein sehr subjektives Thema und hängt stark vom gesellschaftlichen Miteinander ab. Oft können Lösungen von den Nachbarn bereits im Gespräch gefunden werden.

Wie kann die Zusammenarbeit zwischen der kommunalen Abfallwirtschaft und den Bürgern verbessert werden, um ein Bewusstsein für die richtige Handhabung von Bioabfällen zu schaffen?

Hartenberger: Über das Jahr verteilt informiert die Abfallwirtschaft die Bürger zu aktuellen Themen über verschiedene Medien, in jüngster Zeit auch verstärkt über die sozialen Medien wie Facebook und Instagram. Wir bekommen positives Feedback. Die Abfallwirtschaft ist hier auf dem richtigen Weg. Aber auch verstärktes Engagement in der frühkindlichen Erziehung zeigen Wirkung. Damit gemeint sind etwa die Besuche des Abfallberaters in Kindergärten und Schulen oder die sehr gut besuchte Abfallsortierstation beim diesjährigen Kindertag. 

kp

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