Energiegewinnung am Königssee?
Kommunaler Stromversorger will Millionensumme in Stromgewinnung stecken
E-Autos an jedem Rathaus: Mit diesem Vorstoß will Hannes Rasp, Schönau am Königssees Bürgermeister und Geschäftsführer der “Watzmann Natur Energie” ab kommendem Jahr das E-Car-Sharing im südlichen Berchtesgadener Land einläuten. Das kündigte er beim Wissenschaftsherbst der TU München im Gymnasium Berchtesgaden an. Der Zusammenschluss von fünf Kommunen des Landkreises und zwei regionalen Energieversorgern hat aber noch Größeres vor, die Energiegewinnung am Königssee etwa.
Berchtesgadener Land - Vor rund 300 Schülern hat Bürgermeister Hannes Rasp Konzepte ins Feld geführt, mit dem die nachhaltige Energieversorgung unter dem Dach der “Watzmann Natur Energie” im Landkreis vorangetrieben werden soll. Unter dem Motto “Aufbruch in die neuen 20er” hatte Rasps Gemeinde bereits im vergangenen Jahr die Richtung aufgezeigt, in die es für die 5500-Seelen-Gemeinde, die in weiten Teilen vom Tourismus lebt, geht. “Nachhaltigkeit” - das Wort werde zwar im Übermaß genutzt, aber Rasp meint es ernst. Er gilt als Wegbereiter in der Region, die es sich zum Ziel gesetzt hat, in Zukunft nicht nur alle kommunalen Dächer mit Photovoltaik auszustatten. Auch Privathaushalte sollen folgen. Erst kürzlich war eine 80 kWp-Anlage auf dem Alpen Congress in Berchtesgaden installiert worden.
Mit Bürgerbeteiligungen will Rasp etwa jenes Projekt finanzieren, das das bislang größte angekündigte ist: Der Großparkplatz Königssee, auf dem rund 2200 Fahrzeuge Platz haben, soll nicht nur dutzende E-Ladestationen erhalten, sondern auch jede Menge Photovoltaik. Es sind nicht etwa Freiflächen, die dazu verwendet werden - “davon bin ich kein Fan”, sagt Hannes Rasp. Er setzt auf bereits versiegelte Flächen, wie etwa jene des Königssee-Parkplatzes. Die Bereiche für PV-Anlagen sollen auf Carports gewonnen werden, in denen wiederum die Ladeinfrastruktur für den Großraumparkplatz untergebracht ist. Mindestens zwei Jahre wird es dauern, bis die millionenschwere Investition gebaut wird. “Am Ende können wir mit den Photovoltaikanlagen umgerechnet 250 Haushalte ganzjährig mit Strom versorgen”, sagt Hannes Rasp. Bis ins nächste Frühjahr sollen zunächst 40 E-Lader entstehen und damit die Infrastruktur geschaffen werden, um die sukzessiv steigende Zahl der E-Fahrzeug-Nutzer anzusprechen.
Mit einem Bürgerbeteiligungsmodell möchte Rasp die “siebenstelligen Investitionskosten” aufbringen. Die, die Geld geben, sollen künftig profitieren. Die “Watzmann Natur Energie” befindet sich zudem verstärkt in Gesprächen mit heimischen Hotels. Auch diese sollen nachziehen, mit attraktiven Fördermöglichkeiten gelockt werden, um schließlich Ladepunkte zu verwirklichen.
In wenigen Monaten hatte es der Zusammenschluss der fünf Talkessel-Gemeinden geschafft, mehr als 1000 Kunden zu gewinnen. An dem Kommunalunternehmen sind auch die Stadtwerke Bad Reichenhall sowie die Energie Südbayern beteiligt, die sich dem Ökostromhandel widmen, aber nun auch verstärkt in die Erzeugung einsteigen. “In wenigen Tagen begrüßen wir unseren 1200. Kunden”, freute sich Hannes Rasp, und bleibt weiterhin zuversichtlich.
Auch am Königssee planen Rasp und sein Team Großes. Der weltbekannte Touristensee könnte dauerhaft für die Energiegewinnung genutzt werden. Vom Wasser, das über den Abfluss in die Königsseer Ache gelangt, ist reichlich vorhanden. “Eine Staustufe ist vorhanden”, sagt Hannes Rasp. Diese sei die Grundlage für eine mögliche Stromproduktion. Die Planungen haben bereits begonnen, sagt Rasp. Nur beim Thema Wind, da sei der südliche Landkreis kaum geeignet, wohl auch wegen der umliegenden Berglandschaft. “Deshalb sind Windräder im Berchtesgadener Talkessel kein Thema.”
kp

