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Vorstandsvorsitzender Gretscher über Situation

KSOB-Kliniken: „Wir tun so, als wäre die Situation normal – es ist aber nichts normal!“

Eine Notaufnahme gibt es jetzt noch im Landkreis. Seit dem Umbau und der Neustrukturierung gehen weniger Beschwerden ein, sagt Dr. Uwe Gretscher.
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Eine Notaufnahme gibt es jetzt noch im Landkreis. Seit dem Umbau und der Neustrukturierung gehen weniger Beschwerden ein, sagt Dr. Uwe Gretscher.

Der Vorstandsvorsitzende der Kliniken Südostbayern AG, Dr. Uwe Gretscher, informierte am Freitag die Mitglieder des Kreistags: Die Situation sei allgemein schwierig. Die angekündigte Krankenhausreform des Gesetzgebers bringt große Unwägbarkeiten mit sich. Klar ist nun: Das neue Zentralklinikum Berchtesgadener Land soll eine Kapazität von rund 270 bis 280 Betten haben.

Berchtesgadener Land/Bad Reichenhall - Kostensteigerungen, höhere Krankheitsquoten, eine verringerte Produktivität. “Ein Krankenhausbetrieb ist teuer”, machte Uwe Gretscher gleich zu Beginn klar. Und wie es aussieht, werden die Kosten weiter steigen. “Wir tun so, als wäre die Situation normal. Es ist aber nichts normal, weder die Kosten noch die Leistungen”, sagte Gretscher. Der Gesetzgeber habe sich dazu entschlossen, “das Krankenhaussystem radikal zu ändern”. Wenn alles so durchgeht, wie angekündigt, würden es schwierige Zeiten werden. Noch ist unklar, welche Auswirkungen die Krankenhausreform tatsächlich haben wird. Fakt ist: Die Kliniken werden in verschiedene Stufen eingeteilt werden. Für Fachkliniken auf dem Land schaut es nicht gut aus. Nicht klar ist, ob die Häuser unter den dann gegebenen Voraussetzungen bestehen können. Die aktuellen Herausforderungen seien gewaltig, wusste Gretscher zu berichten. So sind die Patientenfallzahlen rückläufig, die Personalkosten deutlich gestiegen. Auch Energie- und Sachkosten gestalten sich kostspieliger als bislang. Hinzu kommt ein Fachkräftemangel, der akut ist und das System belastet. Zusätzlich zum finanziellen Druck wollen die Ärzte höhere Gehälter. Die Einnahmen schrumpfen. Inwiefern das mit den für die Zukunft angekündigten Reformen vereinbar ist, bleibt abzuwarten.

Zumindest gibt es einige positive Nachrichten im Betrieb der KSOB zu verkünden: Aus der Zentralen Notaufnahme (ZNA) in Reichenhall geben Patienten positive Rückmeldungen. In jedem Fall sind es weniger Beschwerden geworden, die aktuell eingehen, seitdem die ZNA grundlegend umstrukturiert wurde und die Notaufnahme in Berchtesgaden in diesem Zuge geschlossen worden war. “Wir haben nachgewiesen, dass es in Reichenhall funktionieren wird”, sagte Gretscher. Der Abschluss des ZNA-Umbaus ist für das vierte Quartal des Jahres geplant. Dann sollen 15 Behandlungsplätze zur Verfügung stehen. Für die Kurzzeitpflege in Freilassing sollen künftig 30 Plätze genehmigt sein, mehr als anfangs angekündigt. Damit zeigte sich auch Landrat Bernhard Kern zufrieden. Bis 2023 sollen in den Gesundheitscampus Freilassing 1,4 Millionen Euro investiert werden. Der Start der dortigen Kurzzeitpflege ist für Ende des Jahres geplant. 

Gretscher informierte, dass in den Neubau der Zentralklinik Berchtesgadener Land in Reichenhall insgesamt 185,5 Millionen Euro fließen werden - bis 2030. Damit soll in der Kreisstadt ein Schwerpunktversorger, unter anderen mit angeschlossenem Lungenzentrum, chirurgischem sowie konservativem Zentrum mit Gastroenterologie entstehen. In der Kapazitätsplanung liegt man nun bei 270 bis 280 Betten, die im Zentralklinikum verwirklicht werden sollen. Nicht nur im Kreistag, sondern auch in den Kliniken Südostbayern hält man konsequent an den sechs Standorten der zwei Landkreise fest. Die Kliniken AG habe mit der von langer Hand geplanten Strukturreform den richtigen Weg beschritten, ist sich nicht nur Gretscher sicher. 

„Vorhaben aus Berlin können einem Angst machen“

Kreistagsmitglied Dr. Reinhard Reichelt sagte in der Aussprache: “Die Vorhaben aus Berlin können einem Angst machen.” Demnächst wird er am Deutschen Ärztetag teilnehmen: “Ich bin gespannt, wie sich Gesundheitsminister Lauterbach das alles vorstellt.” 

KSOB-Vorstandsvorsitzender Gretscher unterstrich: “Wir halten an unserer Gesundheitsversorgung fest und entwickeln unsere Standorte weiter.” Nicht wegzudiskutieren sei der Gesundheitscluster in Salzburg, der mit seinen Kliniken bereits ein umfassendes Gesundheitsversorgungsangebot bereithält. “Das kann noch erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen, die aktuell noch nicht absehbar sind.” 

Anders sieht das Iris Ebenhofer (Grüne), die in Bischofswiesen die Klinik Schönsicht leitet. “Wir sind das Land mit den zweithöchsten Gesundheitskosten weltweit. 90 Prozent der Kliniken sind in Schieflage. Wir vernichten stündlich eine Millionen Euro für stationäres Krankenhauswesen”, so Edenhofer. Hinzu kommt: Das Krankenhauswesen sei mit drei Milliarden Euro unterfinanziert, sagte sie “Ich mache mir nicht um unsere Standorte Sorgen. Ich glaube, wir werden künftig gar nicht so schlecht ausgestattet werden.”

Dr. Bartl Wimmer (Grüne) befürchtet künftig aber einen noch größeren Personalmangel. “Demographisch ist das anders gar nicht möglich.” Wenn man zu wenig Personal für zu viele Betten habe, gebe es nur wenige Möglichkeiten. Eine Politik, die das jetzt nicht angeht, drohe zu versagen. Wimmer ist sich sicher: “Wenn die Strukturreform nicht im Einvernehmen klappt, steigt der Handlungsdruck weiter.” Wimmers Prognose: Die Situation “wird sich vermutlich nicht verbessern”.

kp

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