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Rund drei Wochen nach der Eröffnung

Prall gefülltes Gästebuch: Dokumentation Obersalzberg mit rekordverdächtigen Besucherzahlen

Dr. Sven Keller, Leiter der Dokumentation Obersalzberg.
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Dr. Sven Keller, Leiter der Dokumentation Obersalzberg.

Drei Wochen nach der Eröffnung kann die Dokumentation Obersalzberg bereits 25.000 Besucher verzeichnen. Die Bilanz sieht gut aus und es gibt auch schon einige Einträge in das Gästebuch, allerdings nicht nur positive.

Berchtesgaden - Fast jeder Tag ein Rekord: Drei Wochen nach Eröffnung der Dokumentation Obersalzberg haben bereits 25.000 Gäste den Lern- und Erinnerungsort besucht. „Wir haben natürlich auf großes Interesse gehofft“, sagt Leiter Dr. Sven Keller vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin. Das prall gefüllte Gästebuch zeigt, was die Gäste denken.

„Die Zahlen sind enorm“, freut sich Melanie Diehm, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit in der Doku Obersalzberg. Seit Eröffnung sei jeder Tag ein gut besuchter. Am ersten kamen mehr als 2000 Personen. In den folgenden Tagen blieb man vierstellig. Das lässt auf eine gute Zukunft hoffen, auch wenn man weiß: Die Tourismussaison ist jetzt erst mal vorbei. 

Besucherzahlen seien außergewöhnlich hoch

Ob Sven Keller Erwartungen im Vorfeld hatte? „Natürlich möchte jetzt jeder mal reinschauen und sehen, was es in der Ausstellung gibt“, sagt er. Seitens des Freistaates Bayern gibt es kein zu erfüllendes Soll. Zu prognostizierten Besucherzahlen will man sich am Obersalzberg nicht äußern. Fakt ist: Mehr als in der alten Ausstellung sollten es schon sein. Dort kamen pro Jahr rund 170.000. Der Besucherrekord in der mehr als 20 Jahre bestehenden alten Dokumentation Obersalzberg lag bei 1500 Besuchern am Tag. Klar ist auch: Für den Startschuss sind die ersten Zahlen außergewöhnlich hoch.  

Kaum noch Rundgänge mit Rundgangführern

In der Ausstellung ist es erstaunlich geräuschlos: Fast jeder der Besucher trägt Kopfhörer. Sven Keller sagt: „In der Ausstellung selbst gibt es kein Tonmaterial.“ Alles läuft über die sogenannten Media Guides. Diese sind die neue Form des persönlichen Rundgangführers, den es in persona zwar auch weiterhin gibt, ohne individuelle Führung bekommt jeder Gast aber einen Kopfhörer samt Smartphone-ähnlichem Endgerät an die Hand. Zudem erhalten während des audiodeskriptiven Rundgangs auch Menschen mit Sehbehinderung sowie blinde Menschen die Möglichkeit, alle Inhalte zu erleben.

Mit den Media Guides lassen sich zahlreiche Informationen in Text- und Audioform in verschiedenen Sprachen abspielen. Zwei Varianten stehen zur Verfügung, eine kurze und eine lange - 45 und 90 Minuten. „Wenn man alle Texte in der Ausstellung lesen will, müsste man rund elf Stunden einplanen“, weiß Sven Keller. Ähnliches Potenzial schlummert im speziell entworfenen Medientisch, einer futuristisch wirkenden Bedienstation, auf der man NS-Bilder analysieren und dekonstruieren kann. „Wer sich drauf einlässt, ist nochmals so lange mit Lesen beschäftigt“, weiß der Doku-Leiter.

Besucherforschung für die Zukunft geplant

Wie die Rückmeldung der Gäste ausfällt, wird derzeit nicht wissenschaftlich erhoben - zumindest nicht in Form klassischer Besucherforschung. Woher kommen sie, was motiviert zum Besuch, wie lange ist die Verweildauer? Darauf hat das Institut für Zeitgeschichte bislang keine Antworten. Geplant ist die Besucherforschung in Zukunft aber schon. In der Doku hatten die Verantwortlichen in der Vergangenheit bereits mit Salzburger Soziologen zusammengearbeitet, die Besucherforschung betrieben. „Für uns sind nicht nur quantitative Aspekte, sondern vor allem qualitative wichtig“, sagt Sven Keller.  

Besucher aus verschiedenen Ländern

Wie die Besucher der Dokumentation über die Ausstellung denken, verrät ein Blick in das Gästebuch, in das Ministerpräsident Markus Söder als Erster geschrieben hatte. „Tolle, moderne Ausstellung. Sehr informativ, sehr erschreckend. Die Hoffnung, dass die Erinnerung nicht stirbt und sich die Geschichte nicht wiederholt“, schreibt ein Kommentator. „Thank you for the conservation of history“, schreibt Woonie. „Keeping the history alive“, ein anderer.

Das Gästebuch der Dokumentation Obersalzberg umfasst nach wenigen Tagen hunderte Kommentare. Nicht nur erwünschte.

Bemerkenswert viele fremdsprachige Kommentare sind im Gästebuch vertreten - aus Polen, den USA, Frankreich, Spanien, Italien. Rund 20 Prozent der Besucher, schätzt Dokumentationsleiter Sven Keller, stammen aus dem Ausland. Auch hierzu gibt es keine qualitative Aussage. „Mein Vater überlebte sechs Monate Folter in den Kellern der Gestapo, vier Jahre Haft im KZ Sachsenhausen und den Todesmarsch. Heute bin ich mit meinem Sohn hier“, schreibt jemand. Und weiter: „Nie wieder!“ Die meisten der Kommentare bescheinigen dem Erweiterungsbau samt inhaltlicher Präsentation großen Nutzen. 

„Natürlich gibt es auch unerwünschte Kommentare“, sagt Sven Keller. Zensur? Daran denken die Verantwortlichen nicht. Tatsächlich regelt sich das meist von selbst: „Das ist das wahre Deutschland. Stolz - National“, notiert einer ins Gästebuch. Die Antwort kommt schriftlich von einem anderen Besucher: „Nichts dazugelernt?! Idiot.“

kp

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