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Mehrfamilienhaus gleich zweimal betroffen

„Beweislage eindeutig“: Neue Details der Kripo zur schweren Brandstiftung in Bad Reichenhall

Mehrere Menschen, darunter Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes, stehen vor einem mehrstöckigen Wohnhaus mit gelber Fassade und Balkons. In eine Straße stehen Feuerwehrfahrzeuge mit Blaulicht im Dunkeln. Auf einem Straßenschild steht „Getreidegasse“.
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Eine Frau erlitt eine leichte Rauchgasvergiftung, die restlichen Bewohner blieben unbeschadet.

Zweimal Feuer innerhalb von zwei Stunden im selben Mehrfamilienhaus in der Getreidegasse: Die Kriminalpolizei geht nach den Vorfällen am Samstagabend (5. April) in Bad Reichenhall von schwerer Brandstiftung aus. Eine Frau verletzte sich dabei leicht, doch die Situation hätte noch schlimmer ausgehen können. Jetzt fragen sich die Ermittler: Handelte es sich um einen oder mehrere Täter? Und welche Absicht steckte dahinter? Warum traf es genau dieses Haus? Erste Zeugen haben sich bereits gemeldet und die Kripo gibt erste Details zum Ermittlungsstand bekannt.

Bad Reichenhall - Der erste Notruf kam um 18.40 Uhr, der zweite zwei Stunden später und das alles in unmittelbarer Nähe zur Dienststelle der Reichenhaller Polizei, die vom betroffenen Mehrfamilienhaus nur einen Steinwurf entfernt liegt. Auch wenn die Feuerwehr rasch vor Ort war und die Flammen in dem Fahrradabstellraum und dem Mülltonnenhäuschen schnell löschen konnte: Eine Bewohnerin erlitt eine leichte Rauchgasvergiftung, weil sich der Rauch im Treppenhaus ausbreitete. „Wie es ihr geht, wissen wir nicht, aber nach unseren Erfahrungswerten bei vergleichbaren Fällen sollte sie wieder vollständig gesund sein“, schildert Stefan Sonntag vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd.

Wie der Pressesprecher aus Rosenheim erklärt, führt die Kriminalpolizei Traunstein die Ermittlungen. Nach einem ersten Zeugenaufruf haben sich bereits drei Personen gemeldet, die schon vernommen wurden. „Eine heiße Spur hat sich daraus noch nicht ergeben, so die Einschätzung der Kollegen“, teilt Sonntag mit. In den kommenden Tagen stehen weitere Untersuchungen, Ermittlungen und Befragungen an.

„Sehr wahrscheinlich steckt Absicht dahinter“

Der Beamte gibt zu, dass die Polizei normalerweise vorsichtig ist und den Vorwurf der Brandstiftung nicht gleich in den Raum stellt. Je nach Fall könnten die unterschiedlichsten Möglichkeiten für ein Feuer infrage kommen. Dementsprechend würden meistens die Ermittlungen in alle Richtung gehen, um sich alles offenzuhalten. „Doch hier war vor Ort die Beweislage eindeutig. Alles andere als Brandstiftung ist undenkbar und sehr wahrscheinlich steckt Absicht dahinter.“ Im Strafgesetzbuch wird im Paragraf 306a bei der schweren Brandstiftung das Strafmaß auf eine Mindestfreiheitsstrafe von einem Jahr festgelegt.

Die Kripo gehe von ein oder denselben Tätern aus. „Alles andere wäre auch realitätsfremd“, so Sonntag. Theoretisch sei es zwar möglich, dass es sich um zwei verschiedene Täter handelte, „aber davon gehen wir nicht aus“. Der Fahrradraum und der Abstellraum für die Mülltonnen liegen nur wenige Meter voneinander entfernt. „Ob diese zufällig ausgewählt worden oder bewusst, das ist noch unklar.“

Welche Verbindung gibt es zum Mehrfamilienhaus?

Das gilt auch für die Antwort auf die Frage, warum es ausgerechnet dieses Mehrfamilienhaus in der Getreidegasse getroffen hat. Dazu müsste es einen Tatverdächtigen geben, der ein Geständnis ablegt und darlegt, warum er dieses Ziel ausgesucht hat. „Derzeit gibt es noch keine Aussagen oder Hinweise dazu.“ Der Sprecher will sich nicht aus dem Fenster lehnen, was die Chancen angeht, trotz der Zeugen auch tatsächlich einen oder mehrere Tatverdächtige zu ermitteln. „Wir müssen auf unsere professionelle Ermittlungsarbeit vertrauen. Natürlich versuchen wir immer, die Täter ausfindig zu machen, aber es wird mit Sicherheit nicht leicht. Eine Prognose ist nicht möglich.“

Zwar wurden die Flammen rechtzeitig bemerkt und in einem frühen Stadium gelöscht, wie er erläutert. Doch die Situation hätte sich durchaus zu einer großen Gefahr für die Anwohner und vor allem die Bewohner des Hauses entwickeln können. Je nach juristischer Einordnung der Staatsanwaltschaft können solche Fälle auch als Mordversuch gewertet werden, macht Sonntag klar und verdeutlicht: „Das hängt immer davon ab, wo es gebrannt hat und in welchem Ausmaß. Wenn das Mülltonnenhäuschen direkt am Gebäude liegt, ist es mit größeren Risiken verbunden, als wenn es weiter davon entfernt steht.“

„Das war kein Kavaliersdelikt“

Der komplette Abstellraum hätte Feuer fangen und die Flammen auf das Wohnhaus übergreifen können. Wenn dann bei einem mehrstöckigen Treppenhaus das Erdgeschoss brennt und damit die Fluchtwege blockiert sind, die Feuerwehr Personen über die Drehleiter retten muss, jemand zu Schaden kommt oder im schlimmsten Fall sogar sein Leben verliert, wird ein solcher Vorfall natürlich anders bewertet. „Zum Glück wurden die Feuer rechtzeitig bemerkt und der Schaden fiel nur gering aus. Das war aber kein Kavaliersdelikt, damit ist nicht zu spaßen. Wir erleben genug Brände, die klein anfangen und ein schreckliches Ausmaß annehmen“, betont der Sprecher der Polizei.

Wir erleben genug Brände, die klein anfangen und ein schreckliches Ausmaß annehmen.

Polizeisprecher Stefan Sonntag

Zur Unterscheidung zwischen einer leichten und einer schweren Brandstiftung führt Sonntag auf, dass es immer um die potenzielle Gefahr geht. Würden beispielsweise Kinder an einem Waldrand einen Stapel alter Zeitungen anzünden, was durchaus vorkomme, herrschte damit keine direkte Gefahr für Außenstehende. „Da sind keine weiteren Menschen, Häuser oder Fahrzeuge gefährdet, deshalb werden solche Fälle Sachbeschädigungen eingestuft.“ Doch im Falle der beiden Feuer in Bad Reichenhall handelt es sich um schwere Brandstiftung, weil die Flammen auf das Haus hätten übergreifen können. „Jeder einzelne Fall wird von der Staatsanwaltschaft daraufhin bewertet, welches Gefahrenpotential am Standort vorlag und welche Absicht der Täter verfolgte. Auch das spielt eine wesentliche Rolle“, merkt der Polizist an. (ms)

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