Einkaufstourismus ja, Badetourismus eher nein
60-Millionen-Hallenbad in Salzburg weiter dicht, trotzdem keine Anfragen in Freilassing
Salzburg/Freilassing. Das 60-Millionen-Euro Prestige-Hallenbad im Salzburger Kurgarten bleibt weiter geschlossen, die Schäden an den Decken-Lamellen aus Metall scheinen doch größer zu sein als anfangs angenommen, offensichtlich beachtete niemand, dass Metallschrauben bei feuchter Luft zu rosten beginnen können.
Dass derzeit nur ein kleines Hallenbad an der Alpenstraße für eine 150.000-Einwohner-Stadt zur Verfügung steht beklagen nun alle, „es gibt kein Hallenbad weit und breit“. Wirklich nicht? Zum Billig-Einkaufen ist Freilassing den Salzburgern zwar ganz nah, zum Schwimmen offensichtlich nicht. Anfragen von Schulen und Vereinen gab es nur vereinzelt, von der Stadtpolitik kam niemand auf die Idee mal in Freilassing anzurufen ob es noch freie Bahnen gebe, zumindest für Schwimmkurse.
Das Paracelsusbad im Kurgarten war ein Prestigebau des früheren Bürgermeisters, wenige hundert Meter vom Schloss Mirabell und dem weltberühmten Mirabellgarten entfernt musste es ein Luxusbau werden, außen wie innen. Doch dreieinhalb Jahre nach der Eröffnung des 58-Millionen-Baus ist das Bad sei Juli wegen Baumängel geschlossen, die optisch auffallende Lamellen-Decke droht herabzufallen. Bis Ende des Jahres sollte alles repariert sein, doch daraus wird jetzt nichts, die Schäden sind doch gravierender als angenommen. Als Alternative steht nur das ursprüngliche Low-Budget-Provisorium um 4,7 Mio. Euro an der Alpenstraße zur Verfügung, das AYA-Hallenbad. Und sonst? Zwölf Gemeinden wollen gemeinsam in Seekirchen ein Hallenbad bauen, eine Gesellschaft ist schon gegründet, mehr aber noch nicht. Zuletzt ließ der Vizebürgermeister der Stadt, Bernhard Auinger, mit einem Plan für ein neues Hallenbad am Areal des Leopoldskroner Freibades aufhorchen, ein Angebot um 10 Millionen Euro habe ihn nicht geschockt. Doch vor der Gemeinderatswahl Anfang März 2024 wird hier wohl nichts mehr entschieden.
30 bis 40 Prozent Salzburger im Badylon
Auf die Idee, im ebenfalls neu gebauten Badylon-Hallenbad einzutauchen kommen offensichtlich nicht viele Salzburger. Zählte das Badylon im September 2022 noch 8200 Besucher, waren es im September 2023 nur noch knapp 4000. Im Oktober 2022 waren es 6400, im Oktober 2023 hingegen knapp über 9000 Besucher. Die Zahlen sind allerdings nur schwer vergleichbar, denn dieses Jahr war vor allem der September überdurchschnittlich mild und sonnig, also kein echtes Hallenbad-Wetter. Der Salzburger-Anteil bei diesen Zahlen schätzen die Verantwortlichen bei 30 bis 40 Prozent, das entspricht dem Level vor der Schließung des Paracelsusbades.
„Ein paar Anfragen zu Schulbeginn“
Auch Schulen und Vereine weichen nicht verstärkt nach Freilassing aus, „die Anfragen der Salzburger Schulen und Vereine sind und waren bereits vor der Paracelsusbad-Schließung da“, so ein Sprecher der Stadt Freilassing. Zu Schulbeginn im September 2023 habe es „ein paar Anfragen mehr gegeben, Buchungen sind aber nicht zustande gekommen“. Derzeit gebe es keine neuen Anfragen. Auch die Salzburger Stadtpolitik kam bisher nicht auf die Idee in der „Schwesterstadt“ nachzufragen, einzig Gemeinderat Kay-Michael Dankl von den Kommunisten hatte in Presseinfos mehrmals auf „freie Kapazitäten in Freilassing“ hingewiesen und die Stadtpolitiker aufgefordert, Kontakt aufzunehmen. Doch der zuständige Vizebürgermeister und andere blieben bisher auf Tauchstation.
Badylon: Freilassing first
Doch „freie Kapazitäten“ im Freilassinger Badylon gibt es ohnehin nicht wirklich. Die Bahnen sind – außerhalb des öffentlichen Badebetriebes – vorrangig an Freilassinger Schulen, Vereine und Gruppen vergeben, das war auch eine Voraussetzung für sehr hohe Förderungen durch den Freistaat. Dann bekommen die Schulen der umliegenden Gemeinden Ainring, Saaldorf-Surheim, Teisendorf und Laufen die Möglichkeit, Zeiten zu buchen. „Falls es dann noch freie Kapazitäten gibt, werden diese an weitere auswärtige Schulen, Vereine und Organisationen vergeben. Diese sind aber eher rar, da das Bad fast voll ausgelastet ist“, so der Sprecher der Stadt. Aktuell wird das Badylon von zwei Schulen aus der Stadt Salzburg und von der Österreichischen Wasserrettung genutzt. „Diese kommen aber nicht regelmäßig“.
hud