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„Große Politik kann sich eine Scheibe abschneiden“

Landkreis Berchtesgadener Land kann sich Landratsamt-Neubau doch nicht leisten 

Landratsamt BGL
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Ein Neubau des Landratsamtes? Knapp fünf Jahre nach Planungsbeginn ist der Wunsch nun Geschichte. Nun soll im Bestand saniert werden - je nachdem, was gerade anfällt.

Der Landkreis kann es sich nicht mehr leisten, nachdem die Kosten explodiert waren: Der seit langem geplante Neubau des Landratsamtes für das Berchtesgadener Land ist weg vom Tisch. Das Dienstgebäude wird nach einer Aufhebung mehrerer Beschlüsse im Kreisausschuss nicht neu gebaut. Auch eine Generalsanierung ist gestrichen. Nun soll im Bestand nur das Notwendigste getan werden.

Berchtesgadener Land/Reichenhall - 2017 war noch alles anders: Die Finanzen stimmten, die Coronapandemie war in weiter Ferne, vom Ukrainekrieg ahnte niemand. Damals herrschte grundsätzliches Einverständnis mit dem Neubau des Landratsamtes, das zu diesem Zeitpunkt zwar keine 40 Jahre alt war - der Schuh drückte dennoch: Zu wenig Platz für die ständig wachsende Mitarbeiterschaft, ein veralteter Brandschutz. Das Haus galt als in die Jahre gekommen. Planungen, das Gebäude im Bestand „nach einem neuen Bürokonzept zu sanieren und zu erweitern”, scheiterten, weil angepasste Kostenhochrechnungen auf knapp 30 Millionen Euro schnellten. Von der Bestandssanierung nahmen die Verantwortlichen Abstand, wirtschaftlicher sei ein Neubau, hieß es damals. Der Landkreis erwarb daraufhin ein Grundstück nebenan. Geplant war zudem, das bisherige Dienstgebäude dem Boden gleich zu machen und dort eine Wohnbebauung mit vielen Dutzend Wohnungen für die stark wachsende Bevölkerung zu errichten.

Allerdings gaben das die Finanzplanungen des Landkreises irgendwann nicht mehr her: In einer Prioritätenliste des Landkreises im Jahr 2020, die alle investiven Maßnahmen bis 2030 aufführt, war der Neubau der größte Posten. Als die Prioritätenliste ein Jahr darauf auf 284 Millionen Euro stieg, war der Neubau zwar noch enthalten, Finanzmittel dafür waren jedoch schon nicht mehr eingeplant. Die Gesamtkosten für das neue Landratsamt waren mittlerweile auf knapp 60 Millionen Euro gestiegen. Weitere Maßnahmen wie Asylunterkünfte oder die Fachakademie für Sozialpädagogik waren da noch nicht mit eingepreist. 

Aus für Neubau und Generalsanierung

„Durch die Corona-Pandemie haben sich die Rahmenbedingungen am Landratsamtsgebäude geändert”, sagt Klaus Willberger vom Zentralen Gebäudemanagement des Landkreises. Bis dahin war für den Neubau ein Bürokonzept mit Gruppenbüros vorgesehen. „Corona hat die Defizite dieses Konzepts aufgezeigt, da hier die hygienischen Anforderungen nicht ohne Weiteres hätten eingehalten werden können”, heißt es nun. Die Digitalisierung schritt voran, Home-Office nahm zu. Der Ukrainekrieg habe die Ungewissheit im Bereich der zur Verfügung stehenden Landkreisfinanzmittel erhöht. Weil nicht nur die weltpolitischen Bedingungen, sondern auch die daraus resultierenden finanziellen Unsicherheiten gewachsen sind, ist nicht nur der Neubau vom Tisch, sondern auch eine Generalsanierung. „Damit ist eine Aufhebung des Beschlusses für einen Neubau notwendig und es muss kein neues Raum-und-Funktionsprogramm erstellt werden.” 

Im Landratsamt pocht man nun darauf, lediglich dringende Mängel zu beseitigen und die Deckung des Platzbedarfs für Mitarbeiter durch weitere Anmietungen außer Haus zu garantieren. So soll etwa ein weiterer Teil des Sparkassen-Gebäudes in Reichenhall angemietet werden. Am Ende sollen dort 44 Mitarbeiter des Landratsamts arbeiten. Im Amt selbst arbeiten aktuell 343 Personen, zwölf weitere in Containern. In Außenstellen sind 20 zusätzliche Arbeitsplätze in Planung, hinzu kommen 230 Telearbeitsplätze in Privatwohnungen. 

Auch das Notwendigste wird nicht günstig

Günstig wird es trotzdem nicht. Zu tun gibt es im Dienstgebäude jede Menge. Bis Ende 2024 soll der Brandschutz erneuert werden: Sitzungssäle, Zulassungsstelle, verschiedene Lagerräume und das Haupttreppenhaus müssen ertüchtigt werden. Die elektroakustische Lautsprecheranlage des Amtes soll erneuert werden, zudem soll die Sicherheitsbeleuchtung im Dienstgebäude eine Überarbeitung erfahren. Die Lebensdauer überschritten haben die Lüftungsanlagen für mehrere WCs, Kantine, Tiefgarage und Sitzungssaal. Zwei Erdgas-betriebene Heizkessel könnten in wenigen Jahren keinen Zweck mehr erfüllen. Im Landratsamt plant man einen Anschluss an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Bad Reichenhall. Frühestens 2027 soll das möglich sein: Bisher hat die Behörde noch keinen Anschluss. Die Erneuerung der elektrischen Anlagen im Dienstgebäude soll zudem untersucht werden. Frühestens 2025 ist dann mit ersten Arbeiten zu rechnen. Noch dieses Jahr wird der Ostflügel eine PV-Anlage mit 66 kWp erhalten, im kommenden Jahr soll eine weitere mit 38 kWp installiert werden. 

Hans Metzenleitner (SPD), Mitglied des Kreisausschusses, sagt: „Dass der Neubau nicht kommt, ist ein Ausdruck guten Krisenmanagements.” Dass der Landkreis eher in Schule und Bildung investiere, statt in das eigene Dienstgebäude, sei wichtig und sinnvoll. Neubau und Generalsanierung seien nicht mehr darstellbar, fasste Dr. Bartl Wimmer (Grüne) zusammen. „Die Zeiten sind jetzt andere”, sagte Michael Koller (Freie Wähler). „Wir können uns so einen Neubau aktuell nicht mehr leisten.” Und Hans Feil (CSU), Bürgermeister von Laufen, ist sich sicher: „Die große Politik könnte sich von unserem Beschluss eine Scheibe abschneiden.”  

Einstimmig beschloss der Kreisausschuss das Aus für den Neubau des Landratsamtes.

kp

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