Massive Zunahme der Kokain-Importe
Harte und synthetische Drogen in Bayern: Immer mehr User werden Opfer einer Überdosis
2022 ist die Zahl der Drogentoten in Bayern um fast neun Prozent angestiegen: Vor allem bei Kokain kam es zu einem auffälligen Anstieg. Welche Drogen in Bayern kursieren und wie gefährlich sie sind.
Bayern, Oberbayern – „Heroin und Kokain auf der A8 sichergestellt“, „Neue psychoaktive Stoffe“ und „Drogentote in Rosenheim“: die Meldungen über die Sicherstellung großer Drogenmengen oder besonders harter oder synthetischer Drogen nehmen zu. Auch die Zahlen der Drogentoten steigen: Während in Bayern im Jahr 2021 insgesamt 18 Menschen an einer Kokain-Überdosis verstarben, waren es 2022 bereits 39 – ein Anstieg um mehr als 100 Prozent.
Große Mengen Kokain auf dem Markt
Eine mögliche Erklärung für den Anstieg der Kokain-Opfer sieht Michael Griesmeier, stellvertretender Leiter des Dezernates 61 am Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA), in einer starken Zunahme der Verfügbarkeit der Droge. „In Überseehäfen werden regelmäßig Tonnen dieser Droge sichergestellt“, erklärt der Beamte. Bedenklich sei, dass es trotz der Sicherstellung großer Drogenmengen nicht zu einer Preissteigerung am Markt komme – ein Hinweis darauf, dass trotz der Sicherstellung keinerlei Knappheit am Markt entsteht. „Wir können wohl bloß die Spitze eines Eisberges anschmelzen“, schlussfolgert Griesmeier.
Bedenkliche Anstiege seit Pandemie
Aber auch bei Heroin war es 2022 zu einem Anstieg der Drogentoten gekommen: 122 Heroin-User starben in Bayern an einer Überdosis – im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 22 Prozent. Gerade im Hinblick auf die Opioid-Krise in den Vereinigten Staaten ist auch die Zahl der Fentanyl-Toten in Bayern interessant, doch hier kam es glücklicherweise zu einem Rückgang: Während es im Jahr 2021 noch 39 Fentanyl-Todesopfer gab, waren es 2022 sechs weniger „Bei Fentanyl und seinen Derivaten handelt es sich um sehr potente Schmerzmittel, die oftmals als Pflaster Verwendung finden. An sich handelt es sich um ein sehr sicheres Medikament – es wird aber leider auch zu Rauschzwecken missbraucht“, erklärt Griesmeier.
Opioid-Krise in den USA
Das synthetische Opioid, das bis zu 100-mal stärker ist als Morphin und 50-mal stärker als Heroin, wird in Deutschland nicht einzeln statistisch erfasst, sondern fällt unter den Bereich „sonstige Betäubungsmittel“. In den USA kam es, wie in der Netflix-Miniserie „Painkiller“ dramatisch dargestellt, durch die großzügige ärztliche Verschreibung des Schmerzmittels Oxycontin zur sogenannten „Opioid-Krise“. Allein zwischen Juli 2021 und Juni 2022 wurden in den Staaten mehr als 107.000 Menschen Opfer einer Überdosis. Weil Fentanyl etwa doppelt so stark wirkt wie Oxycodon, wechselten viele Abhängige zu Fentanyl. Die Produktion des Stoffes, welche zum größten Teil in den Händen mexikanischer Drogenkartellle liegt, ist weit billiger als die von Kokain und Heroin. Seit 2019 wird aber nun auch Fentanyl zunehmend verdrängt: durch die sogenannte „Zombiedroge“ Xylazin, die noch billiger produziert wird.
Neue Psychoaktive Substanzen
„Durch ihre Gefährlichkeit stechen auch die Designerdrogen heraus“, so Griesmeier vom BLKA. Es handele sich dabei um Stoffe, die im Labor „designed“ werden, um geltende Betäubungsmittelgesetze zu umgehen. Als sogenannte „Legal Herbs“ oder Badesalzdrogen werden sei dann offen im Internet, aber auch im Darknet angeboten. Um gegen diese Substanzen vorgehen zu können, trat im November 2016 das „Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz“ (NpSG) in Kraft. Griesmeier sagt, dass es sich bei den „Legal Herbs“ meist um hochpotente synthetische Cannabinoide handelt, was ihre Wirkung auf die Konsumenten schwer einschätzbar mache. „Durch den Konsum werden alle Gefühle und psychischen Zustände verstärkt – also auch negative“, erklärt Griesmeier. Durch die starke Potenz der Mittel können demnach auch Horrortrips und Psychosen ausgelöst werden und deren Wirkung Wochen bis Monate andauern.



