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Für die kalte Jahreszeit

Wenn aus einem Fehler Mode wird: Die Mützenmama von Rosenheim im Interview

Fatu Rouissi mit ihren Kindern
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Fatu Rouissi: Die Mützenmama von Rosenheim.

Fatu Rouissi ist die Mützenmama von Rosenheim. Mit ihren fair produzierten Mützen sorgt die 40-Jährige dafür, dass Kinder immer warme Ohren haben. Wie die studierte Innenarchitektin zu ihrem eigenen Label Oh Chapô kam, warum aus Fehlern manchmal Großes entstehen kann und wie sie als alleinerziehende Mama von drei Kindern Job und Familie unter einen Hut beziehungsweise eine Mütze bekommt, erzählt sie im Interview. 

von Isabella Fiala

Fatu, dein Label Oh Chapô ist aus einem Häkelfehler heraus entstanden. Erzähl das mal genauer, bitte. 

Ich wollte meinem ersten Sohn zum ersten Geburtstag eine Zwergenmütze häkeln. In der Spitze habe ich mich dann verhäkelt, sie wurde zu spitz und sah aus wie ein Pin. Ich bin aber nicht der Typ, der dann alles wieder auftrennt, also hab ich alles so gelassen, das sah auch ganz lustig aus. Ab dem Tag wurde ich, egal wo ich mit meinem Sohn war, immer auf die Mütze angesprochen worden. Alle wollten die Pinni-Mütze haben. 

Also hast du viele weitere Mützen gehäkelt. 

Erst habe ich für Freunde gehäkelt. Die Freunde von den Freunden wollten dann auch die Mütze. Ich dachte mir: Irgendwas scheint die Leute an den Pinni-Mützen zu begeistern. Da habe ich mir überlegt: Ich gründe ein Unternehmen. 

Was ja nicht so einfach ist. 

Ich dachte mir: Wenn ich das mache, dann richtig. Also bin ich auf Wollmessen, wo ich schließlich eine tolle Bio-Merino-Wolle gefunden habe. Ich habe Wolle für 7.000 Euro bestellt, das war der Startschuss. Ich wusste: Wenn ich die Wolle jetzt bestelle, dann geht es los. Im Oktober 2019 war es dann so weit: Mein Shop Oh Chapô ging online. Genau in der Woche habe ich auch erfahren, dass mein Mann ein Doppelleben führt und dass ich schwanger mit Kind Nummer drei bin. Also alles auf Neu. Ich habe mich getrennt, war alleinerziehend und habe mit Oh Chapô angefangen. 

Ein kompletter Neuanfang in jede Richtung. 

Mein Leben hat sich im Oktober 2019 komplett gedreht. Umso mehr Herzblut habe ich in Oh Chapô hineingesteckt. Ich musste ja jetzt als alleinerziehende Mama drei Kinder davon ernähren. 

Nach zehn Jahren Festanstellung als Innenarchitektin kündigen und sich selbständig machen – ein großer Schritt. 

Ich hatte schon während der Elternzeit mein Business vorangetrieben. Der Startschuss war also bereits gegeben und Oh Chapô lief schon ganz gut. Als ich nach der Elternzeit dann zurück in den Job hätte gehen müssen, habe ich mir gedacht: Ich setz jetzt alles auf eine Karte, wage den Sprung ins kalte Wasser und kündige die Festanstellung.

Mutig! 

Natürlich hatte ich dazwischen immer wieder viele Sorgen und Zweifel. Was ist, wenn keiner die Mützen kauft? Wenn das schief geht? Mit drei Kindern? Es war wichtig, immer an mein Projekt zu glauben. Mit der Zeit wird auch vieles einfacher. Ich glaube, ich bin der Typ für die Selbstständigkeit. Früher hat es mir Sonntagabend immer ein wenig vor dem Montag gegraut und ich hatte keine Lust auf die neue Woche. Das ist jetzt ganz anders. Ich freue mich auf jeden neuen Tag. Das macht alles so viel Spaß. 

Hattest du Ahnung von der Modebranche? 

Fatus Kinder Ella, Mo und Sami (v.l.) sind Ideengeber, Fotomodels und Testimonials ihres Labels Oh Chapô.

Ich komme aus der Innenarchitektur und hatte von der Modebranche, vom Marketing, von Bestellprozessen und all dem gar keine Ahnung. Da hat mich eine Agentur aus Hamburg angeschrieben, die über Instagram auf mich aufmerksam geworden war, und hat mir angeboten, mir beim Unternehmensaufbau zu helfen. Das war Gold wert. Die haben mir sehr viel gelernt und zum Beispiel wichtige Programme auf dem Computer installiert, mit denen vieles einfacher ging. Das hat viel Entspannung reingebracht. 

Wie organisierst du dich mit drei Kindern? 

Wenn die Kinder vormittags im Kindergarten und in der Schule sind, arbeite ich. Mein Lager und Büro ist in unserer Wohnung. Selbst wenn mal ein Kind krank zuhause ist, kann ich also arbeiten. Das ist ein großer Vorteil zu meinem Job vorher, wo das nicht so einfach gegangen ist. Meine Kinder helfen auch gerne mit und streuen zum Beispiel total gerne das Konfetti in die Pakete. Wir mussten aber auch auf einiges verzichten und konnten vier Jahre keinen Urlaub machen, das tat mir immer total leid.

Kannst du von deinem Unternehmen leben? 

Ja, mein Umsatz hat sich jedes Jahr verdreifacht. Letztes Jahr konnte ich sogar eine Mitarbeiterin einstellen. Es könnte nicht besser laufen gerade. Das ist ein großes Glück. Als alleinerziehende Mutter von drei Kindern steht man sonst oft am Rande der Gesellschaft. Wenn man nicht von zuhause finanzielle Unterstützung bekommt, ist es für viele Alleinerziehende eine schwierige Situation. 

Worauf achtest du bei der Produktion? 

Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig. Die Mützen sind aus 100 Prozent Merinowolle aus biologischer Tierhaltung, chlorfrei gebleicht, nachhaltig gegerbt und extrafein und weich. Kinder sind die härtesten Kritiker: Wenn die Mütze kratzt, kommt sie vom Kopf. Auch die Passform ist enorm wichtig: Zur Anfangszeit war ich mit meiner Excel-Tabelle auf Spielplätzen und habe verschiedene Eltern gefragt, ob ich den Kopf ihres Kindes abmessen darf. Produzieren lasse ich die Mützen in Ljubljana in Slowenien in einer kleinen Familienstrickerei. 

Wo gibt es deine Mützen zu kaufen? 

In meinem eigenen Online-Shop, aber auch in anderen Online-Shops, in verschiedenen Kinderläden und Concept Stores in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und Pinni goes UK! Meine Mützen gibt es jetzt auch bei Mama Owl aus London, einem der größten Online-Shops von ganz England für nachhaltige Kindermode.

Kinder in ganz Deutschland, Österreich, England und der Schweiz tragen also deine Mützen. Wie ist das für dich, wenn du ein Kind damit siehst? 

Wahnsinn ist das! Man geht ja nicht hin und sagt: Ich hab die gemacht! Aber das ist natürlich ein sehr schönes Gefühl. Auch meine Kinder sind immer ganz stolz, wenn sie beim Papa in Berlin sind und dort ein Kind mit unserer Pinni-Mütze auf dem Kopf sehen. 

Von Oh Chapô gibt es aber nicht nur Mützen. 

Es ging los mit der Kleinkindermütze Pinni. Da dachte ich mir, die Kinder brauchen ja auch einen Schal. Meine Tochter hat sich dann ein Stirnband gewünscht, also gibt es jetzt auch Stirnbänder. Mein Größter hat irgendwann gesagt: Ich zieh die Mütze nicht mehr an, ich will was Cooles! Also habe ich eine Beanie-Mütze gemacht. So hat sich das Sortiment also immer mehr erweitert.

Nachhaltigkeit ist Fatu Rouissi bei ihren Produkten sehr wichtig.

Deine Kinder sind demnach deine Ideengeber. 

Ja klar. Sie haben auch die neue Kollektion mitgestaltet. Ich habe sie gefragt: Wie würdet ihr die Mützen gestalten, wenn ihr freie Wahl hättet? Da meinte mein Sohn: Regenbogen! Meine Tochter wünschte sich Mützen in Pink, wie ein Flamingo. Da hab ich gesagt: Ok, das machen wir. Ich finde es wichtig, dass man Kindern eine Stimme gibt und sie hört. Wer, wenn nicht die Kinder, wissen, was ihnen gefällt? Kinder mögen es bunt und laut. Beige und Weiß finden wir Eltern schön, aber Kinder wollen es einfach bunt. „Lieblingsfarbe bunt“ ist deshalb auch mein Claim dieses Jahr. 

Wenn du damals keinen Häkelfehler gemacht hättest – gäbe es dann heute Oh Chapô?

Nein, sicher nicht. Sich eine neue Mütze auszudenken, ist ja nicht einfach. Aber es ist mir einfach irgendwie passiert. Vom Häkelfehler zur wohl goldigsten Kindermütze der Welt, wie wir immer sagen. Also: Habt Mut zu Fehlern! 

www.oh-chapo.de

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