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Am Chiemsee sorgte Gorbatschow für eine Überraschung

Erinnerungen an Michail Gorbatschow: Was den Friedensnobelpreisträger mit Oberbayern verbunden hat

Die Bilder zeigen Michail Gorbatschow bei seinem Besuch am Chiemsee und auf der Fraueninsel im Jahr 2004.
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Die Bilder zeigen Michail Gorbatschow bei seinem Besuch am Chiemsee und auf der Fraueninsel im Jahr 2004.

Viele Menschen betrauern den Tod von Michail Gorbatschow, dem russisch-europäischen Wegbereiter für Frieden und deutsche Wiedervereinigung. Auch in Oberbayern erinnert man sich noch gut an den russischen Staatsmann. Denn er kam immer wieder mal vorbei. Ob zum Flanieren am Tegernsee oder zu einem Abstecher auf die Fraueninsel.

Rottach-Egern – In Oberbayern war Michail Gorbatschow nach dem Tod seiner geliebten Frau Raissa 1999 nicht nur ein gern gesehener Gast, der Tegernsee wurde für ihn geradezu eine zweite Heimat. 2008 hatte seine Tochter Irina das stattliche Hubertus Schlössl mit 17 Zimmern in Rottach-Egern gekauft, in das er sich gerne zurückzog.

Warum gerade der Tegernsee? Die Antwort hat Franz Josef Maier, Inhaber des Hotels Maier zum Kirschner in der Rottacher Seestraße, von Gorbatschow persönlich bekommen. „Er sagte, dass seine Heimat, der Kaukasus, ganz ähnlich dem Tegernsee sei“, berichtete Maier unserer Zeitung. „Er meinte auch, dass er da nicht mehr hinkönne, weil man ihm nach dem Leben trachte.“

Unkomplizierter und herzlicher Umgang

In Maiers Hotel und Gaststube kehrte Gorbatschow 2001 das erste Mal ein mit der Tochter, deren Lebensgefährten und einem Personenschützer. Völlig unprätentiös spazierte er dann viele Jahre immer wieder herein – stets tauchte er am Todestag seiner Frau am 20. September mit seiner Tochter und Enkeln auf, „ohne großes Trara, kam er zu mir in die offene Küche und fragte, ob es Fischsuppe gebe, sein Leibgericht.“

Wie unkompliziert und herzlich der Umgang mit Michail Gorbatschow war, kann auch der Bauingenieur Michi Huber aus Gmund bezeugen. Er war 2008 mit der Umgestaltung des Hubertus Schlössls beauftragt worden. Dazu wurde er eigens für eine Woche nach Moskau eingeladen, um zu sehen, „wie die Familie so lebt und welche Ansprüche sie hat“. Der Kontakt zu „Gorbi“ wurde so persönlich, dass Huber den Friedensnobelpreisträger zum Weißwurst-Essen bei der Schwester einlud.

Man konnte den früheren Staatspräsidenten der Sowjetunion auch einfach beim Flanieren am Tegernsee sehen. Daran erinnert sich Rottach-Egerns Bürgermeister Christian Köck: „Einige Male habe ich ihn beim Spazierengehen in Rottach-Egern getroffen, weil er zeitweise in unmittelbarer Nähe von meinem Elternhaus gewohnt hat. Er grüßte stets freundlich und wird mir persönlich in guter Erinnerung bleiben.“

Abstecher zum Chiemsee

An vielen Orten Oberbayerns denkt man mit Dankbarkeit und großer Sympathie an den außergewöhnlichen Staatsmann. Es gab zahlreiche Gelegenheiten, bei denen er den direkten Kontakt zu den Menschen suchte. Ob an der Wieskirche in Steingaden (Landkreis Weilheim-Schongau), die er im März 1992 mit dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl besuchte, beim traditionellen Fischessen der CSU im Münchner Hofbräuhaus im selben Jahr oder beim Abstecher an den Chiemsee 2004, wo er die Fraueninsel besichtigte. Anlass des Besuches am Chiemsee war eine Tagung in München. In deren Rahmenprogramm machte Michail Gorbatschow mit weiteren Tagungsgästen einen Ausflug auf die Fraueninsel.

Stellvertretender Landrat Lorenz Kollmannsberger und Bezirksrat Klaus Steiner bestaunen die Ruhe von Michaeil Gorbatschow als er sich ans Steuer des Chiemsee-Schiffes „Michael“ setzte.

Das Staunen auf der Insel war entsprechend groß als Priener Blasmusikanten während der Woche am späten Abend im Hafen von Prien-Stock mit 20 Mitgliedern zu einem Standkonzert aufspielten, um den hohen Besuch zu empfangen. Auch die Servicekräfte vom Klosterwirt auf Frauenchiemsee taten ihr Bestes, um den Staatsgästen ein paar unvergessliche Stunden zu vermitteln.

Priener Blasmusikanten spielten zur Begrüßung am Hafen von Prien-Stock zu einem Standkonzert auf als die Besucher ankamen.

Im Juli 2005 war er eigens zur Beisetzung von Peter Boenisch, dem früheren Bild-Chefredakteur und Regierungssprecher von Bundeskanzler Helmut Kohl, nach Gmund gereist. An den Tegernsee, seine zweite Heimat.   

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