Rückgang der Sterblichkeit auch in Region deutlich gestoppt
Diese Zahlen lügen nicht: Erhöhte Sterblichkeit in Bayern - Corona weiter dritthäufigste Todesursache
Der Rückgang der Sterblichkeit in Bayern wurde durch die Covid-19-Pandemie unterbrochen, das belegt eine Analyse der Sterbefall- und Todesursachenstatistik vom Bayerischen Landesamt für Statistik. Auch im Jahr 2022 gab es in Bayern eine erhöhte Sterblichkeit. Covid-19 zählt auch im Jahr 2022 zu den drei häufigsten Todesursachen.
Das Bayerische Landesamt für Statistik hat am 20. September Ergebnisse über die Entwicklung der Sterbefallzahlen in Bayern seit Beginn der Covid-19 Pandemie veröffentlicht. So hat es im Vergleich zum Jahr 2019 – dem letzten Jahr vor der Pandemie – etwa sieben Prozent im Jahr 2020, im Jahr 2021 gut zehn Prozent und im Jahr 2022 fast 14 Prozent mehr Sterbefälle im Freistaat gegeben.
Die Experten des Landesamts erläutern, dass die höheren Sterbefallzahlen in diesen drei Jahren lediglich zu etwa einem Drittel auf das Wachstum und die Alterung der Bevölkerung zurückzuführen sind. Zwei Drittel wurden durch Änderungen in der Sterblichkeit der Menschen verursacht. Der bis zum Jahr 2019 nahezu kontinuierliche Rückgang der Sterblichkeit in Bayern ist durch die Covid-19 Pandemie unterbrochen worden.
Covid-19 Todesursache Nummer Drei
Covid-19 ist im vergangenen Jahr Todesursache Nummer drei in Bayern gewesen. Fast 7600 Menschen erlagen der Erkrankung, wie aus der Statistik hervorgeht. Häufiger waren nur die chronische ischämische Herzkrankheit mit 10.800 Toten und Demenz mit knapp 8000. Rechnet man Alterungseffekte der Gesellschaft heraus, war Covid-19 sogar knapp auf Rang 2.
Sterbefälle in den Städten und Landkreisen Bayerns - Jahre 2016 bis 2023
| Sterbefälle | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
| Stadt Rosenheim | 619 | 592 | 687 | 634 |
| Kreis Altötting | 1.314 | 1.444 | 1.441 | 1.487 |
| Kreis Berchtesgadener Land | 1.112 | 1.275 | 1.401 | 1.337 |
| Kreis Mühldorf am Inn | 1.277 | 1.436 | 1.443 | 1.480 |
| Kreis Rosenheim | 2.727 | 3.091 | 2.970 | 2.989 |
| Kreis Traunstein | 1.978 | 2.161 | 2.191 | 2.050 |
| Oberbayern | 42.592 | 45.577 | 46.697 | 48.444 |
| Bayern | 134.313 | 143.367 | 147.984 | 152.417 |
Über das gesamte Jahr 2022 sind mit 152.417 Personen über 13.000 Personen mehr verstorben als in den Vorjahren (gegenüber Median 2018-2021: +13.329), was ein Plus von zehn Prozent darstellt. Das waren auch 4433 Menschen mehr als 2021. Gegenüber dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 beträgt der Anstieg 18.104 oder 14 Prozent. Gut ein Drittel der zusätzlichen Todesfälle im Vergleich zu 2019 erklären die Statistiker damit, dass die Bevölkerung Bayerns wächst und älter wird. Doch 11.700 führen sie auf eine veränderte Sterblichkeit zurück.
Wachstum und Alterung der Bevölkerung
Frau Dr. Tesching, Leiterin des Fachbereichs „Bevölkerung, Kompetenzzentrum Demographie“, erläutert in Bezug auf die Rolle der demographischen Einflüsse: „Die höheren Sterbefallzahlen in Bayern im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr 2019 sind – ähnlich wie in den Jahren 2020 und 2021 – zu circa einem Drittel auf das Wachstum und die Alterung der Bevölkerung zurückzuführen, zu zwei Dritteln jedoch auf Änderungen in der Sterblichkeit“.
Rückgang der Sterblichkeit gestoppt
Die altersstandardisierten Sterbefallzahlen pro 100.000 Einwohner, die von Alterung und Bevölkerungswachstum nicht beeinflusst werden und daher einen langfristigen Vergleich erlauben, sind damit das dritte Jahr in Folge gestiegen. Davor waren sie seit mindestens dem Jahr 2000 weitgehend kontinuierlich gesunken. Für das laufende Jahr liegen noch keine altersstandardisierten Daten vor, wie es vom Landesamt heißt.
Altersstandardisierte Sterbefallzahlen
Altersstandardisierte Sterbefallzahlen sind eine Methode, um die Sterblichkeitsrate in einer bestimmten Bevölkerung zu berechnen und zu vergleichen. Dabei werden die Sterbefälle nach Altersgruppen aufgeteilt und anschließend auf eine standardisierte Altersverteilung übertragen. Dies ermöglicht einen fairen Vergleich zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, da Altersunterschiede berücksichtigt werden. Durch die Anwendung dieser Methode können Trends und Muster in der Sterblichkeitsrate erkannt werden, was wichtige Informationen für die öffentliche Gesundheit und die Entwicklung von Maßnahmen zur Verringerung der Sterblichkeit liefert.
Wie beeinflusst Covid-19 die Sterbefallzahlen
Auswertungen der Todesursachenstatistik zeigen, dass die hohen Sterbefallzahlen am Ende des Jahres 2022 – anders als in den zwei Vorjahren - nicht mit erhöhten Covid-19-Sterbefallzahlen einhergegangen sind. Ein Vergleich mit den Dezembermonaten der Jahre 2016 bis 2019 verdeutlicht, dass der Dezember 2022 insbesondere durch höhere Sterbefallzahlen im Zusammenhang mit Erkrankungen der Atmungsorgane geprägt war. Grippeerkrankungen und Pneumonien machen hier einen großen Teil der Sterbefälle aus.
Auf das ganze Jahr 2022 betrachtet, befindet sich Covid-19 jedoch erneut unter den häufigsten Todesursachen in Bayern. Absolut gesehen rangiert die Erkrankung mit fast 7 600 Sterbefällen bzw. 50 Sterbefällen pro 100 000 Einwohnern (altersstandardisiert) auf Rang drei. Chronische ischämische Herzkrankheiten stellen im Jahr 2022 mit knapp 10 800 Verstorbenen bzw. 70 Sterbefällen pro 100 000 Einwohner die häufigste Todesursache dar. Auf Rang zwei folgt Demenz mit fast 8 000 Sterbefällen bzw. 49 Verstorbenen pro 100 000 Einwohner.
Wird das Jahr 2022 mit den Jahren vor der Covid-19 Pandemie verglichen, so haben neben Covid-19 vor allem Demenzerkrankungen, äußere Ursachen (z.B. Stürze und Suizide) sowie Stoffwechselerkrankungen zur erhöhten Sterblichkeit beigetragen. Gleichzeitig sind die Sterbefallzahlen in Folge von Krankheiten des Atmungssystems, des Kreislaufsystems sowie bösartige Neubildungen leicht zurückgegangen.
Entwicklung der Sterbefallzahlen in Bayern
Eine andere Möglichkeit ist, die Sterbefallzahlen mit dem Mittelwert (Median) der vier Vorjahre zu vergleichen. Dabei zeigen sich 2022 und noch bis März 2023 Werte, die jeweils klar über dem Median der Vorjahresmonate liegen. Ab April ist dies nicht mehr der Fall.
Eine Entwarnung bedeute dies aber nicht, hieß es vom Landesamt. „Wir sind noch nicht auf dem Vor-Corona-Niveau, was die Sterblichkeit angeht. Allerdings zeigte sich zuletzt kein weiterer Anstieg.“
Abweichung der Sterbefallzahlen vom Median der Vorjahre (2018-2021) - Jahr 2022
| Median 2018 bis 2021 Bayern gesamt | 2022 absolut Bayern gesamt | Abweichung (in %) Bayern gesamt | |
| Januar | 12.380 | 12.677 | 2,4 |
| Februar | 11.703 | 12.266 | 4,8 |
| März | 12.621 | 13.758 | 9,0 |
| April | 11.432 | 12.362 | 8,1 |
| Mai | 10.857 | 11.580 | 6,7 |
| Juni | 10.243 | 11.560 | 12,9 |
| Juli | 10.737 | 12.478 | 16,2 |
| August | 10.857 | 12.247 | 12,8 |
| September | 10.357 | 11.451 | 10,6 |
| Oktober | 11.309 | 13.513 | 19,5 |
| November | 11.826 | 12.608 | 6,6 |
| Dezember | 13.653 | 15.917 | 16,6 |
Dass die Sterbefallzahlen von April bis Juli diesen Jahres nicht mehr über dem Median der jeweiligen Vorjahresmonate liegen, kann nämlich zumindest teilweise auch auf einen simplen Basiseffekt zurückgehen: Der Median von vier Werten wird berechnet, indem der Durchschnitt aus dem zweit- und drittgrößten Wert gebildet wird. Seit dem Frühjahr stammt aber nur noch einer der vier Vergleichsmonate aus der Vor-Corona-Zeit, was den Median möglicherweise nach oben schiebt.
Auffällig bei den Abweichungen der Sterbefallzahlen vom Median der Vorjahre (2018 bis 2021) bis 2022 ist zudem, dass der prozentuale Anstieg vor allem bei Menschen ab 60 Jahren vorliegt. Bei Menschen von 0 bis unter 60 Jahren ist so gut wie kein Unterschied zu erkennen.
mz
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