Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Braucht Bayern ein neues Ladenschlussgesetz?

Diskussion um Ladenschluss: „Brauchts nicht“ contra „Nur Einzelhandel ist wie heilige Kuh“

Collage: Ein Schild an einem Geschäft/Leser Marco Witteck
+
Leser Marco Witteck hat sich zum Ladenschlussgesetz geäußert.

In Bayern soll sich was tun in Sachen Ladenschluss. Wenn auch sehr gemäßigt, aber trotzdem möchte Sozialministerin Ulrike Schwarz (CSU) das heiße Eisen jetzt anpacken. Wie heiß es wirklich is, haben die vielen Reaktionen unserer Leser deutlich gemacht. Und die sind da sehr unterschiedlicher Ansicht.

Es ist ein heikles Thema, das Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf da anpackt: denn beim Ladenschlussgesetz gibt es vor allem zwei Meinungen. Diejenigen, die das Gesetz für überaltert halten und diejenigen, die finden, es ist absolut ausreichend.

Bayern bleibt beim Ladenschluss streng - Gesetz aus dem Jahr 1956

Mal schnell in einen Späti, wie in Berlin, letzte Besorgungen machen, einen späten Einkaufsbummel durch ein Shoppingcenter - in Bayern undenkbar, in anderen Bundesländern dagegen längst an der Tagesordnung. Um genau zu sein, nur im Saarland ist es ähnlich streng, in Rheinlandpfalz und Sachsen hat man bis 22 Uhr die Möglichkeit einzukaufen und in allen anderen Bundesländern sogar rund um die Uhr. Da bleibt es dem Ladeninhaber selbst überlassen, wie er verfahren möchte.

Der bayerische Sonderweg beim Ladenschluss

In Bayern gilt das Ladenschlussgesetz des Bundes (Bundesladenschlussgesetz – LadSchlG).

Verkaufsstellen (Ladengeschäfte aller Art sowie sonstige Verkaufsstände) müssen an Sonn- und Feiertagen und montags bis samstags bis 6.00 Uhr und ab 20.00 Uhr geschlossen sein.
Bäckereien dürfen bereits ab 5.30 Uhr öffnen.
Es gibt zahlreiche Ausnahmen, die teilweise auf bestimmte Gewerbebereiche (z. B. Tankstellen, Apotheken), auf bestimmte örtliche Gegebenheiten (z. B. Kur- und Erholungsorte, ländliche Gebiete, Personenbahnhöfe, Flughäfen) oder bestimmte Waren (z. B. Konditor- und Backwaren, Milcherzeugnisse) abgestellt sind (siehe §§ 3 ff. Ladenschlussgesetz).

Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Soziales

2006 wurde der Ladenschluss in Deutschland reformiert. Die Hoheit ging vom Bund auf die Länder über. 15 Bundesländer beschlossen ihr eigenes Ladenschlussgesetz und ersetzten damit das bis dahin flächendeckend geltende Bundesgesetz, das bereits am 30. Dezember 1956 in Kraft getreten war. In Bayern konnte sich die damals einzige Regierungspartei CSU intern nicht einigen. Deswegen beerdigte man die bereits fertigen Pläne für eine Ausweitung der Öffnungszeiten - sehr zum Ärger des damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber - und fasste das Thema seither nicht wieder ernsthaft an. Das alte Bundesgesetz gilt somit in Bayern bis heute.

Was soll sich jetzt ändern in Bayern?

Von einer Reform des Ladenschlussgesetzes zu sprechen, wäre übertrieben - was Sozialministerin Ulrike Scharf umsetzen möchte, ist bestenfalls ein Reförmchen. Der Kern der bisherigen Regelungen soll erhalten bleiben - also auch der gesetzlich vorgegebene Ladenschluss um spätestens 20 Uhr sowie die Regelung über höchstens vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr. Möglich erscheint auch, dass die erlaubte Zahl der Shoppingnächte erhöht werden könnte. Bisher ist pro Kommune und Jahr nur eine dieser Nachtveranstaltungen, die oft Einkaufserlebnisse mit Kultur und Kulinarik verbinden sollen, möglich.

Die Resonanz der Leser zum Thema Ladenschlussgesetz war enorm. Hunderte Kommentare in den Sozialen Netzwerken, sowie zahlreiche Mails an das Redaktionspostfach. Die Meinungen sind dabei gespalten.

Das sind Eure Leserbriefe

Marco Witteck

Es gibt so viele Berufe, in denen 24 Stunden gearbeitet wird, ebenso an Sonn- und Feiertagen. Nur der Einzelhandel wird immer noch wie die heilige Kuh dagegen verteidigt.

Angie Aicher

In der Münchner Innenstadt haben einige Kaufhäuser wie Loden Frey oder Kustermann ihre Öffnungszeiten auf 19 oder 19:30 Uhr runtergesetzt. Und wir stehen meistens ab 7 ziemlich allein da, nur samstags kommen da noch relevante Mengen an Kund:innen. Personalmangel ist das eine, Energiekosten das andere. Rechnet sich vielleicht, aber auch nur vielleicht, für Lebensmitteleinzelhandel. Sonst nicht. Und auch da kommen dann um 5 vor 9 die, die es sonst ohne Not auch nur bis knapp 8 schaffen.

Ingrid Obermair

Ich glaub, den Kunden ist gar nicht bewusst, dass sie mit längeren Ladenöffnungszeiten die Mitarbeiter in Schichtdienst treiben. Wir sind da so eine klassische Schichtdienstfamilie: Polizeibeamter, Landwirt, Gastronom, Mitarbeiterin im Einzelhandel...... wir haben uns tagelang nur mit Zetteln unterhalten und kaum miteinander gesprochen. Immer musste einer schlafen, zu unterschiedlichen Zeiten wurde Essen gekocht und aufgewärmt...... und bloß, weil manche Leute am Samstag ihren Arsch nicht aus dem Bett kriegen, weil sie erst brunchen, dann bummeln, dann essen und irgendwann eine Hose kaufen wollen....... Das brauchts nicht! Stellt Automaten auf und gut is‘.

Martin Mann

Komisch, so viele sagen Nein, wenn es bei uns sein soll. Aber genau ihr seid es doch, die es im Urlaub genießen abends 20 Uhr und später an der Adria zu shoppen und zu flanieren. Gerade bei uns in der Tourismusregion würde einiges gehen, siehe früher am Königssee, da rollte am Sonntag der Rubel.

Leser Martin Mann

Johannes Aschauer

Warum muss man das vorgeben? Sollte jeder Laden selber entscheiden dürfen. Wenn man die Ladenöffnungszeiten freigibt, heißt das ja nicht, dass jeder Laden dann auch rund um die Uhr offen haben muss. Je nach Personallage soll das selber entschieden werden. Natürlich mögen nicht alle so spät oder nachts arbeiten. Aber 1. gibt es das in anderen Berufen auch, da kräht auch kein Hahn danach. 2. Gibts Zuschlag. 3. Ist ja keiner verpflichtet, in so einem Beruf zu arbeiten.

Michael K.

Ich bin seit 17 Jahren, alleinerziehender Vater und arbeite seit längerem von 7 meistens bis 18 Uhr und länger … also 50/60 Stunden sind keine Seltenheit und doch habe ich meist den Samstag und immer mal unter der Woche Zeit einzukaufen … allerdings kaufe ich meistens, für mindestens eine bis 1 1/2Wochen ein und unter der Woche oftmals noch Brot oder mal irgendwas Frisches... (*Das ist mein Luxus zur Bequemlichkeit, wobei ich es als selbstverständlich empfinde) also wofür brauche ich längere Ladenzeiten, 20 Uhr ist eh schon Luxus und habe noch nie Probleme damit gehabt seit 17 Jahren … deswegen behaupte ich ganz klar, dass Menschen die es nicht schaffen, in den normalen Ladenöffnungszeiten einzukaufen, einfach nur zu bequem und zu träge sind … Keiner kann mir erzählen, dass er immer 60 Stunden und mehr arbeitet muss... Das ist einfach nur Ausrede und ganz klar zu erklären, Menschen die zu bequemlich und zu träge sind, suchen immer die Ausrede und den Fehler bei anderen. Das ist im Übrigen, ein psychologisch bewiesenes Handeln, dass bei uns Deutschen sowie wirtschaftlich besser gestellten Ländern, vermehrt festzustellen ist. Eine sogenannte gesellschaftliche Bequemlichkeitsverblödung, die leider immer weiter fortschreitet. Für was braucht man längere Öffnungszeiten um mehr Energie in einen Laden zu stecken, familienunfreundliche Arbeitsbedingungen schaffen … Ganz ehrlich, ich kenne keinen Menschen, der bis jetzt in Deutschland verhungert ist, weil er nicht einkaufen konnte... alter Schwede, was für Bullshit ist das?

Christine Wolfersberger

Wer bis 18 Uhr keine Zeit hatte, zum Einkauf, hat auch nach 20 Uhr keine Zeit. Oder besser gesagt, diese Personen wollen nicht zu normalen Zeiten einkaufen. Noch längere Zeiten zerstören das Familienleben! Das darf nicht passieren!

Klaus Hadeler

Fachkräftemangel und dann längere Öffnungszeiten = widersprüchlicher geht es nicht mehr! Die vorhandenen Zeiten sind mehr als komfortabel, für ALLE. Da bedarf es KEINER Erweiterung und vor allem Belastung für das vorhandene Personal. Wer damit nicht zurechtkommt, muss sich mit „Eigenorganisation“ auseinandersetzen. Es kann nicht angehen, diese Unfähigkeit zu schüren, in dem man für diese Klientel mundgerechte Öffnungszeiten schafft.

Martina Steinberger

NEIN KÜRZERE! Dann würde man den Personalmangel wieder ein bisschen in den Griff bekommen. So gerne habe ich im Einzelhandel gearbeitet, aber mittlerweile vergehts einem!

Schickt uns Eure Leserbriefe:

Bayern hat mit dem Saarland eines der strengsten Ladenschlussgesetze. Nach 20 Uhr einkaufen geht nicht, Geschäftsinhaber dürfen auch nicht selbst entscheiden. Ein Unding, finden viele, die gern ein wenig flexibler wären. Andere Zuschriften, darunter einige erfahrene Fachkräfte aus dem Einzelhandel, sprachen von Überbelastung und leeren Geschäften nach 19 Uhr. Von Zerstörung von Familien war zu lesen. Wie seht Ihr das Ganze? Würdet Ihr gern auch sonntags öfter shoppen gehen und um spätabends noch in den Supermarkt? Oder ist der bayerische Sonderweg hier vollkommen ausreichend? Schickt uns Eure Meinungen und Sichtweisen, auch wenn Ihr selbst einen Laden besitzt, oder im Einzelhandel tätig seid, an leserbriefe@ovb24.de (Kennwort Ladenschluss) mit Eurem Namen und Eurem Wohnort und am besten noch mit einem Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.

Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.

si mit Material der dpa

Kommentare